Die Saison 1990 sah die Fortsetzung der Fehde zwischen Ayrton Senna und Alain Prost, doch die Vorzeichen waren andere. Statt in Form eines teaminternen Duells wurde der Kampf um den WM-Titel nun mit unterschiedlichem Material ausgetragen. Senna setzte sich mit dem McLaren MP4/5B mit 700 PS starkem Honda-V10 gegen den von einem werkseigenen V12 mit 690 PS angetriebenen Ferrari 641 von Prost durch. Doch nicht nur Honda, sondern ...
... auch McLaren machte von 1989 zu 1990 einen Schritt. Mit dem MP4/5B, der eine Evolution des MP4/5 war, gewann Senna auf dem Weg zu seinem zweiten WM-Titel sechs Rennen. Prost siegte mit dem Ferrari 641 fünfmal und verlor den Titel bei der berühmten Startkollision in Suzuka. Diese war Sennas Revanche an die Vorkommnisse von 1989.
So kontrovers die WM-Kämpfe in den Jahren 1989 und 1990 zwischen Senna und Prost ausgetragen wurden, so klar war die Sache für den Brasilianer in der Saison 1991. Gegner im Titelkampf war nicht mehr Ferrari-Fahrer Prost, sondern Williams-Pilot Nigel Mansell. Bemerkenswert: Während sowohl Ferrari als auch Williams auf sequentielle Getriebe setzten, wurde der McLaren anno 1991 weiterhin nach dem klassischen H-Prinzip geschaltet. Trotz dieses Nachteils gewann Senna ...
... mit dem MP4/6 (hier gefahren von Gerhard Berger) gewann er die ersten vier Rennen der Saison 1991 am Stück. Insgesamt brachte es Senna mit dem Auto, in dessen Heck nun ein V12 werkelte, auf sieben Saisonsiege. Mansell, der mit seinem Williams "nur" fünf Siege schaffte, musste sich im WM-Kampf geschlagen geben.
Nur ein Jahr später aber schlug die große Stunde von "Red 5". Mit dem Williams FW14B, der vor allem dank aktiver Radaufhängung eine deutliche Weiterentwicklung des FW14 von 1991 war, dominierte Mansell die Saison nach Belieben: neun Siege und schon im August der Titelgewinn für den schnauzbärtigen Briten. Teamkollege Riccardo Patrese landete weit abgeschlagen auf dem zweiten WM-Rang. Der FW14B war das erste Weltmeisterauto aus der Feder von Adrian Newey.
Trotz seines WM-Titels 1992 wurde Mansell bei Williams vor die Tür gesetzt und flüchtete (erfolgreich) in die IndyCar-Serie. Während der Brite auch dort Champion wurde, war Williams auch mit der neuen Fahrerpaarung Alain Prost und Damon Hill weiter das Maß der Formel-1-Dinge. Mit dem FW15C, der erneut ...
... von Adrian Newey konstruiert wurde, gewann Prost sieben Rennen und den Titel. Anders als 1992 mit Mansell/Patrese wurde es aber kein kompletter Williams-Durchmarsch. Trotz eines immensen PS-Nachteils des Ford V8 wurde McLaren-Pilot Ayrton Senna WM-Zweiter vor dem vom Renault V10 angeschobenen Williams-Piloten Damon Hill. Der Leistungsnachteil des Ford- auf den Renault-Motor: mehr als 80 PS.
Die Saison 1994 wurde vom schwarzen Wochenende in Imola überschattet. Nach Roland Ratzenberger ließ dort auch Ayrton Senna, der Topfavorit auf den WM-Titel, sein Leben. So war es Michael Schumacher, der mit dem Benetton-Ford B194 unter allerlei Kontroversen zum WM-Titel fuhr. Allen voran der Verdacht auf eine Traktionskontrolle (ab 1994 verboten) konnte nie vollständig aus der Welt geschafft werden.
1995 - Benetton hatte inzwischen den Motorenpartner gewechselt und trat wie Williams mit Renault-Power an - legte Schumacher eine blitzsaubere Saison hin, die nach neun Siegen im zweiten Fahrertitel für ihn und im ersten Konstrukteurstitel für das aus dem italienischen Modelabel erwachsene Team gipfelte. Was das Auto B195 betrifft, so wurde dieses genau wie das Vorgängermodell B194 von Rory Byrne konstruiert. Damon Hill und Williams hatten gegen die bunte Benetton-Truppe klar das Nachsehen.
Nur ein Jahr später jedoch war die Kombination Hill/Williams nicht nur sieg-, sondern auch titelfähig. Weil Michael Schumacher in seinem ersten Ferrari-Jahr von zahlreichen Defekten gebremst wurde, entwickelte sich der WM-Kampf zum Williams-Privatduell zwischen Hill und Formel-1-Neuling Jacques Villeneuve. Beim Finale in Suzuka brachte der Brite den Titel in trockene Tücher.
1997 setzte sich Villeneuve im teaminternen Duell durch und wurde Weltmeister. Der Kollege hieß inzwischen nicht mehr Damon Hill, sondern Heinz-Harald Frentzen. Größter Gegner Villeneuves im Titelkampf war allerdings Michael Schumacher. Mit der berühmten Kollision beim Saisonfinale in Jerez brachte sich der Ferrari-Pilot nicht nur selbst um alle Titelchancen, sondern erwirkte damit auch, dass ihm nachträglich sämtliche Punkte dieser Saison aberkannt wurden. So ging der WM-Platz zwei an Frentzen.
Zur Saison 1998 wurde Williams in der Rolle des dominierenden Formel-1-Teams von McLaren abgelöst. Eines aber blieb, und das war nicht zuletzt der Grund für den Machtwechsel: Das Weltmeister-Auto stammte aus der Feder von Adrian Newey, der im Winter 1997/1998 von Williams zu McLaren wechselte. Kein Zufall:
Nach dem Williams FW14B (1992) und dem Williams FW18 (1996) war der McLaren MP4-13 das dritte Auto in der 90er-Ära der Formel 1, das beim Ersteinsatz direkt für einen Doppelerfolg gut war. Im Falle des silbernen Newey-Autos erledigten dies Mika Häkkinen und David Coulthard. Häkkinen fuhr mit acht Saisonsiegen zu seinem ersten WM-Titel.
War es in der Saison 1998 Michael Schumacher, der Häkkinen im WM-Kampf am meisten zusetzte, so war des Finnen stärkster Gegner in der Saison 1999 Schumachers Ferrari-Teamkollege Eddie Irvine. Schumacher musste mit Beinbrüchen infolge seines Silverstone-Unfalls drei Monate lang pausieren. Irvine sprang in die Bresche und unterlag McLaren-Pilot Häkkinen im WM-Kampf nur um zwei Zähler. Dass es für den Finnen zum zweiten WM-Titel in Folge reichte, war wieder einmal auch Verdienst von Adrian Newey, der beim Übergang vom MP4/13 zum MP4/14 aerodynamisch neue Maßstäbe setzte.
Von seinen Beinverletzungen vollständig genesen, drehte Michael Schumacher in der Saison 2000 auf. Mit dem Ferrari F1-2000, der gegenüber dem Modell von 1999 sowohl in Sachen Schwerpunkt als auch Aerodynamik ein klarer Fortschritt war, fuhr Schumacher den dritten WM-Titel seiner Karriere, seinen ersten mit Ferrari und für das italienische Traditionsteam den ersten seit 1979 (Jody Scheckter) ein.
2001 ging es im roten Takt weiter. Schumacher errang wie schon in der Saison zuvor neun Siege. Der aufgrund seiner charakteristischen Nase auch als "Nasenbär" bekannte F2001 war perfekt auf "Schumi" zugeschnitten. Wie schon der Vorgänger F1-2000, so stammte auch der F2001 aus der Feder von Rory Byrne. Schumachers Teamkollege Rubens Barrichello, der in Hockenheim 2000 seinen Premierensieg gefeiert hatte, blieb am Steuer des F2001 blass.
2002 schaffte Barrichello drei Saisonsiege, doch die Hackordnung im Ferrari-Team wurde früh abgesteckt. Mit dem F2002, für den Bridgestone eine ganz spezielle Reifenkonstruktion auspackte, fuhr Schumacher ...
... im Zuge der Stallorder-Affäre im Mai beim Österreich-Grand-Prix den fünften seiner elf Saisonsiege ein. Barrichello, der das Rennen klar im Griff hatte, musste den Deutschen in der letzten Runde auf Anweisung des Teams vorbeilassen. Am Saisonende lag das Ferrari-Duo deutlich vor den von Williams angeführten Verfolgern.
Im Vergleich zum F2002 ein Reifenfresser, aber trotzdem erfolgreich: Mit dem F2003-GA gewann Ferrari-Speerspitze Schumacher in der Saison 2003 zwar "nur" sechs Rennen, aber trotzdem den vierten WM-Titel hintereinander für sich und Ferrari. Mit zwei Punkten Vorsprung auf McLaren-Pilot Kimi Räikkönen und 14 Punkten Vorsprung auf Williams fiel der Ferrari-Triumph mit dem F2003-GA längst nicht so deutlich aus wie im Jahr zuvor. Übrigens: Der Zusatz in der Typenbezeichnung sind die Initialen des im Januar 2003 verstorbenen FIAT-Bosses Gianni Agnelli.
Hatte sich der Ferrari F2003-GA nur knapp gegenüber der Konkurrenz von McLaren und Williams behaupten können, so war das Nachfolgemodell F2004 klar das Maß der Formel-1-Dinge. Dies lag nicht zuletzt am schonenderen Umgang mit den Reifen. Schumacher gewann 12 der ersten 13 Saisonrennen 2004 und brachte zum fünften Mal in Folge die WM-Trophäe nach Kerpen beziehungsweise Maranello. Teamkollege Barrichello wurde WM-Zweiter.
Die Wachablösung erfolgte 2005. Nach fünf Jahren Ferrari-Dominanz war es Renault-Pilot Fernando Alonso, der der Scuderia inklusive Michael Schumacher das Fürchten lehrte. Bezeichnend für den Wechsel an der Formel-1-Spitze: das Duell um den Sieg beim Grand Prix von San Marino in Imola.
Insgesamt brachte es Alonso mit dem R25 auf sieben Saisonsiege. Auch Teamkollege Giancarlo Fisichella war mit diesem Auto erfolgreich. Der Italiener siegte direkt beim Ersteinsatz in Australien. Der Renault R25 war seit dem McLaren MP4/6 von 1991 das erste WM-Auto, das nicht von Adrian Newey oder Rory Byrne konstruiert wurde. Die größte Konkurrenz für Renault kam 2005 nicht aus dem Ferrari-, sondern aus dem McLaren-Lager.
Doch dank konsequenter Weiterentwicklung im Hause Renault hatte Alonso auch mit dem R26 das perfekte Werkzeug, um Jagd auf den WM-Titel zu machen. Insbesondere der Massedämpfer, der Vibrationen kurierte, war ein Plus gegenüber der Konkurrenz. Ferrari-Pilot Michael Schumacher erwies sich zwar im Vergleich zu 2005 als stärkerer Gegner für Alonso, musste sich im Kampf um den WM-Titel 2006 aber um 13 Punkte geschlagen geben.
Der F2007 läutete bei Ferrari die Ära nach Rory Byrne ein. Und es war ein erfolgreicher Start. Kimi Räikkönen, im Cockpit der Nachfolger des zurückgetretenen Michael Schumacher, fuhr mit diesem Auto in seiner ersten Ferrari-Saison auf Anhieb zum WM-Titel. Dabei kam ihm freilich das McLaren-interne Duell zwischen Fernando Alonso und Lewis Hamilton entgegen.
Mit dem McLaren MP4-22 hatten sich Alonso und Hamilton in der Saison 2007 gegenseitig die WM-Punkte weggenommen. Das Nachfolgemodell MP4-23 wurde vom Briten zum Titelgewinn pilotiert. An seiner Seite fuhr jedoch mit mehr Alonso, sondern Heikki Kovalainen. Dass McLaren mit den ungewohnten Nummern 22/23 antrat, war Konsequenz aus der Spionage-Affäre von 2007.
Wie aus dem Nichts tauchte der Brawn BGP 001 aus der Feder von Jörg Zander am Formel-1-Himmel auf. Markantestes Merkmal war der Doppeldiffusor, der das Auto in der Saison 2009 in Sachen Abtrieb zur Messlatte machte. Jenson Button gewann mit dem BGP 001 sechs der ersten sieben Rennen und wurde Weltmeister.
In Teil 4 unserer Fotostrecke werfen wir einen detaillierten Blick auf die WM-Autos ab 2010, sprich die diversen Red-Bull-Boliden von Sebastian Vettel sowie die Mercedes-Fahrzeuge von Lewis Hamilton.