Alonso verrät: Erste Gespräche mit Renault im November 2019 geführt
Formel-1-Rückkehrer Fernando Alonso erzählt über seine neue Dokumentation "Fernando", die Beweggründe dahinter und sein Verhältnis zu Medien
Fernando Alonso hat in den vergangenen eineinhalb Jahren nach seinem Formel-1-Ausstieg einige Abenteuer bewältigt - die 24 Stunden von Le Mans, das Indy 500 oder auch die Rallye Dakar. Mit dabei bei all diesen Rennen war ein Kamerateam. In der neuen Dokumentation "Fernando" gibt der Spanier Einblicke in das Leben eines Rennfahrers, aber auch in sein Privatleben.
"Ich dachte, dass das ein guter Zeitpunkt wäre, nachdem ich die Formel 1 verlassen hatte, um den Leuten zu zeigen, wie das Leben eines Rennfahrers aussieht. Und ihnen zu zeigen, wie wunderbar all diese Rennen sind - das Indy 500 oder Le Mans", erklärt er bei der Präsentation die Intention dahinter.
In den fünf Episoden begleitet der Zuschauer Alonso in den Simulator von Chevrolet, in dem er sich auf die Herausforderung Indy 500 vorbereitet, oder zur Streckenbesprechung mit seinen WEC-Teamkollege Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima in Spa-Francorchamps.
Zuerst andere Ziele verfolgt, dann über F1 entschieden
Dem Spanier geht es dabei vor allem um die Challenge, "praktisch jede Woche mit einem anderen Auto zu fahren". Vom Einzelkämpfer in Indianapolis, über den Teamplayer in Le Mans bis hin zum Duo mit Beifahrer Marc Coma in der Rallye Dakar. "Das ist für mich mein normales Leben", grinst er.
Eine Frage wird ihm bei all den Abenteuern aber immer wieder gestellt: Wann kehrt er in die Formel 1 zurück? Am Ende wird die Comeback-Entscheidung mit Renault aufgelöst. Schon jetzt arbeitet Alonso mit der Filmcrew an der zweiten Staffel, die seine Rückkehr beleuchten wird.
"Wir drehen derzeit und es ist offensichtlich, worüber [die zweite Staffel] handeln wird - meine Rückkehr in die Formel 1. Man wird sehr vieles sehen, was man normalerweise nicht sehen würde, die ganze Vorbereitung." Im Fokus wird die Phase ab dem Zeitpunkt der Entscheidung bis zur Rückkehr auf die Strecke stehen.
Zu Beginn der Dreharbeiten zur ersten Staffel sei das Formel-1-Comeback noch gar nicht geplant gewesen, verrät Alonso. Durch die Corona-Pandemie habe sich aber auch die Doku verspätet, dadurch konnte auch die Rückkehr noch eingearbeitet werden.
"Es gab nur losen Kontakt. Den ersten Anruf habe ich im Juni 2019 erhalten, da wollte man sich nur erkundigen, ob mir zu Hause schon zu langweilig geworden ist. Dann im August wollte ein Team die Fahrer wechseln, aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich noch nicht zurück", verrät Alonso. Er geht nicht näher darauf ein, welches Team er damit meint.
Zunächst habe er sich aber sowieso auf andere Ziele fokussiert. "Erst danach würde ich über die Formel 1 entscheiden. Der Prozess verlief reibungslos, es war improvisiert und nicht geplant." Erst im November 2019 habe er schließlich erste Gespräche mit Renault aufgenommen.
Alonso will sein Image nicht aufpolieren
Im Fahrerlager der Königsklasse haftet dem Asturier ein gewisses Image an. Er sei politisch, temperamentvoll und eigenwillig. Außerdem haben Szenen, wie im Ungarn-Qualifying 2007 gegen Lewis Hamilton oder im Japan-Grand-Prix 2015 ("GP2-Motor"), nicht zu einer positiven Wahrnehmung beigetragen.
"Jeder kann seine eigene Meinung haben. Aber es kam mir eigentlich immer entgegen, dass man keine allzu gute Meinung über mich hatte. Denn viele Menschen waren überrascht, als sie mich dann persönlich kennengelernt haben", lacht Alonso.
Mit dem Filmprojekt versucht er demnach nicht, sein Image aufzupolieren. "Das ist nichts, worüber ich besorgt bin. Wie ich schon sagte, darf jeder seine eigene Meinung vertreten. Auf Social Media gibt es immer Personen, die alles an einer bekannten Persönlichkeit kritisieren. Mir sind nur die Meinungen von meinem Team und meiner Familie wirklich wichtig."
Foto: Renault
Und er fügt hinzu: "Wenn jemand einen schlechten Eindruck von mir hat, dann sollte sich diese Person wohl eher fragen, warum das so ist. Schließlich kennt sie mich nicht. Diese Menschen verstehe ich nicht wirklich." Nicht nur den Rennfahrer Alonso bekommt man in der Doku zu sehen, sondern auch den Privatmann.
Er zeigt sich in lockerer Atmosphäre beim Frühstück mit Freundin Linda, bei Besprechungen mit seinem Manager, bei der Arbeit mit seinem Modelabel oder beim Radfahren mit Freunden. Das Kamerateam in die innersten Zirkel zu lassen, sei nicht einfach gewesen.
"Zu Beginn war mir nicht wohl dabei. Athleten werden zwar im Fahrerlager dauernd von Kameras belauert, aber außerhalb ist das wie ein Schock. Zu Beginn war es also schwierig. Aber das Produktionsteam war fantastisch, wir haben uns sehr gut verstanden. Daher war es einfacher."
Einblicke ins Private & Umgang mit Medien
Nach 15 Minuten habe er auf das angesteckte Mikrofon und die Kamera im Raum vergessen, schildert Alonso. "Man tendiert dazu, dass man zur Kamera schaut oder das Mikro anfasst, aber nach einer gewissen Zeit existiert die Kamera schon gar nicht mehr. Sie wird unsichtbar."
Durch die Drehorte und Positionen der Crew gewöhne man sich an die Situation und verhalte sich auch wieder natürlich. "Hätte man die ganze Zeit eine Kamera direkt vor der Nase, würde die Doku nicht so gut werden. Denn dann würde man versuchen zu schauspielern die ganze Zeit."
Wo hat er für sich persönlich die Grenze gezogen, was gezeigt werden darf und was nicht? "Sie haben mich gefragt, was ich als Nächstes mache und ich meinte, ich werde jetzt dann mit ein paar Freunden eine Radtour machen und danach in ein Restaurant essen gehen", schildert er eine Anekdote.
"Und [das Kamerateam] meinte: 'Okay! Wir stecken dir ein Mirko an und begleiten dich!' Aber ich lehnte ab, weil das mein Privatleben ist. Wir haben also immer darüber diskutiert, ob sie mich begleiten dürfen oder nicht. Am Ende haben sie mich meist überredet, dass sie doch mitkommen."
Denn: Sollte es am Ende nicht gefallen, werde die Passage in der Doku nicht vorkommen. "Sie haben mich schließlich ständig begleitet." Zum Beispiel auch nach der bitteren Qualifying-Niederlage in Indianapolis. Seine Zusammenarbeit mit Medien habe sich durch diesen Prozess nicht verändert.
"Sie begleiten mich jetzt schon seit 25 Jahren." Alonso schildert, dass vor allem in der Formel 1 das Medieninteresse enorm sei, und er beklagt die hohe Anzahl an Presseterminen. "Sobald du deinen Helm abgenommen hast, musst du schon in eine Pressekonferenz."
Er kenne keinen anderen Athleten, der so viele Interviews geben müsse. "Also wenn man behauptet, dass ein Formel-1-Fahrer ein Problem mit den Medien hat oder sein Privates zurückhält, dann sollte man auch daran denken, dass wir 150 Pressekonferenzen abhalten."
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Mit Bildmaterial von Renault.
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