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Alonso: Wenn du mit 90 Prozent fährst, bist du manchmal schneller

Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso erklärt die Eigenheiten der aktuellen Autos und was erfahrene Fahrer den Neulingen noch voraushaben

Alonso: Wenn du mit 90 Prozent fährst, bist du manchmal schneller

Fernando Alonso im Aston Martin AMR24 beim Formel-1-Rennen in Baku 2024

Foto: LAT Images

Fernando Alonso zeigt sich begeistert von Oliver Bearman und Franco Colapinto, die in Baku jeweils in die WM-Punkte gefahren sind, und das beim zweiten Einsatz in der Formel 1. "Das muss man ihnen hoch anrechnen", meint Alonso.

Andererseits kämen Nachwuchsfahrer heute "besser vorbereitet" in die Formel 1 als früher. "Sie trainieren mehr im Simulator. Sie fahren Tests mit älteren Autos. Es ist dann aber nicht dasselbe, ob man testet oder ein Rennen fährt. Und [Bearman und Colapinto] hatten jetzt den Druck eines Grand Prix und noch dazu eines Stadtkurses. Da haben sie einen unglaublichen Job gemacht."

Das sei zumindest der Eindruck, der in Baku entstanden sei. Jetzt müssten Bearman und Colapinto laut Alonso noch zeigen, wie konstant sie agieren können: "Eine Saison besteht nämlich aus 24 Rennen. Du musst also zehn Monate lang auf diesem Topniveau fahren. Das ist wahrscheinlich eine weitere Herausforderung." Bearman und Colapinto aber hätten die erforderlichen Ansätze, sagt Alonso.

Denn einfach zu fahren sei die aktuelle Fahrzeug-Generation der Formel 1 nicht. "Das Problem ist vor allem, hundert Prozent aus dem Auto herauszuholen. Aber wenn man mit 90 Prozent fährt, ist man manchmal schneller, weil das die Plattform nicht außergewöhnlich belastet und man nicht ans Limit geht. Deshalb sind 90 Prozent manchmal schnell."

Formsteigerung für Alonso nicht zu erklären

Außerdem seien die aktuellen Formel-1-Autos nicht immer zu durchschauen. Baku sei ein "sehr gutes Beispiel" dafür gewesen, meint Alonso: "Ich war P15 in Q1, mit dem Problem von Lando [Norris]. Wenn er das nicht gehabt hätte, wäre ich als 16. in den Grand Prix gestartet. Sieben Minuten später habe ich aber einen anderen Reifensatz aufgezogen und war in Q2 auf P5."

 
 

Diese plötzliche Leistungssteigerung kann sich Alonso bis heute nicht erklären. "Ich habe mich um 1,1 Sekunden gesteigert, obwohl ich genauso gefahren bin wie davor. Ich habe an denselben Stellen gebremst. Es war die gleiche Vorbereitung auf die Runde."

 

 

 

Andere Fahrer wiederum hätten genau das Gegenteil erlebt: "Sie waren schnell in Q1 und sehr langsam in Q2", sagt Alonso. "Manchmal haben wir dafür keine Erklärung, warum das so ist. Und das ist der Grund, warum wir im Rennen manchmal mit 90 Prozent fahren, weil die Autos da in einem besseren Fenster sind."

"Das geht zwar ein bisschen gegen den Instinkt des Fahrers, weil man zum Qualifying eigentlich neue Reifen aufzieht und 110 Prozent gibt. Aber damit muss man bei diesen Autos einfach zurechtkommen", meint Alonso.

Auch ein schlechter Reifensatz werfe einen Fahrer gelegentlich aus der Bahn. "Wir gehen zwar davon aus, dass die Reifen alle gleich sind, aber solche Dinge ziehen manchmal einen ganzen Rattenschwanz nach sich: Zwei Millimeter Fahrwerkshöhe hier, zwei Meter später bremsen als sonst - und schwupps ist viel Abtrieb weg."

Alonso: Aston Martin ist nur siebte Kraft

Und dabei würde sich Alonso doch eigentlich mehr Abtrieb wünschen, weil er Aston Martin aktuell "an siebter Stelle" im Formel-1-Kräfteverhältnis verortet. "Eigentlich sollten wir also auf P13, P14 oder P15 ins Ziel kommen. P6 in Baku war ein Wunder. Wenn wir hier in den Punkterängen sind, ist das ein Wunder."

Der AMR24 sei derzeit einfach nicht im gewünschten Fenster, sagt Alonso. "Es ist kein Abstimmungsproblem. Wir warten einfach auf neue Teile, aber wir geben nicht auf. Wir geben an jedem Wochenende unser Bestes."

Aber: "Wir können nicht jedes Wochenende unrealistische Hoffnungen hegen, nur weil die Strecke es zulässt, weil es regnen könnte, sondern wir müssen realistisch sein und unsere Position akzeptieren."

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