AlphaTauri-Fahrer 2023: Wenn Herta nicht fahren darf, bleibt Gasly
Darf er oder darf er nicht? IndyCar-Star Colton Herta möchte für AlphaTauri Formel 1 fahren, über seine Superlizenz wird aber weiterhin hitzig diskutiert ...
Inzwischen steht immerhin eins fest: "Wenn nicht Colton Herta für uns fährt, dann bleibt Pierre Gasly und es wird sich nichts ändern", sagt AlphaTauri-Teamchef Franz Tost. Aber ob Colton Herta 2023 überhaupt Formel 1 fahren darf und die dafür erforderliche Superlizenz von der FIA erhält, das ist Stand heute noch nicht bekannt.
Laut aktueller Rechnung kommt Herta auf 32 Superlizenzpunkte. 40 braucht es für die Starterlaubnis in der Königsklasse des Motorsports. Die Argumentation von Red Bull, Herta den "Führerschein" trotzdem auszustellen, lautet: "Höhere Gewalt." Helmut Marko erklärt: "Es geht um ein Rennen, wo nicht genug Teilnehmer am Start waren. Dafür hat er nur ein Drittel der Punkte bekommen."
"Wenn dieses Rennergebnis voll gewertet wird, hätte er die 40 Punkte. Das gibt der FIA die Möglichkeit, zu reagieren", sagt Marko im Interview mit 'Sky'. "Das ist ja nicht im Ermessen des Fahrers - wie viele Leute am Start sind, kann er nicht beeinflussen. Also wäre es möglich, ohne dass man die bestehenden Regeln verbiegen müsste."
Theoretisch könnte Herta, ein 22-jähriger US-Amerikaner, ab Singapur alle sechs Freien Trainings in der Formel 1 bestreiten. Das würde sechs weitere Punkte bringen. Aber 38 sind immer noch zu wenig. Konkret geplant ist bei AlphaTauri noch nichts. Marko sagt: "Ich glaube, es ist geplant, dass er einen Formel-1-Test mit Alpine in Budapest absolviert."
Brown zieht im Hintergrund viele Fäden
Schwer bemüht, für Herta die Tür in die Formel 1 aufzumachen, ist Zak Brown. Beim McLaren-CEO steht der IndyCar-Pilot bis Ende 2023 als Entwicklungsfahrer unter Vertrag. McLaren hat bereits klargestellt, dass man ihm keine Steine in den Weg legen würde, sollte sich bei AlphaTauri die Möglichkeit auf ein Renncockpit ergeben.
Aber: Die Superlizenz scheint der viel größere Stolperstein zu sein. Formel-1-CEO Stefano Domenicali hat bereits erklärt, dass er die Regeln nicht aufweichen möchte, und auch Ferrari-Teamchef Mattia Binotto schließt höhere Gewalt als Argument für eine Ausnahmeregelung aus: "Höhere Gewalt trifft auf Herta nicht zu. Das wäre ein völlig falscher Ansatz."
"Die Regeln sind dazu da, unseren Sport zu schützen", agumentiert Binotto. "Herta kann an der WM teilnehmen, wenn er beisammen hat, was erforderlich ist. Sonst nicht. Das ist sehr wichtig, und wir beobachten genau, wie die FIA in dieser Frage entscheidet. Wir können nicht jedes Mal mit höherer Gewalt daherkommen, wenn uns was nicht passt. Dieser Fall ist keine höhere Gewalt."
Vater Bryan Herta: Macht seinen Weg so oder so
Als höhere Gewalt hätten die Verantwortlichen vielleicht durchgehen lassen, wenn ein Fahrer verletzungsbedingt pausieren musste oder er die notwendigen Punkte aus anderen Gründen, auf die er selbst keinen Einfluss hatte, nicht sammeln konnte. Aber Herta wusste, wie viele Punkte es für welche Rennserie gibt. Er hätte statt IndyCar auch Formel 2 fahren können.
Sein Vater Bryan Herta, im nordamerikanischen Motorsport ein bekannter Ex-Rennfahrer, weiß nicht, wann die Entscheidung der FIA verkündet wird: "Ich habe noch nichts gehört", sagt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich finde es traurig, dass es jetzt zu einer persönlichen Sache gemacht wird, denn Colton verdient es nicht, als Spezialfall abgestempelt zu werden."
Unabhängig davon, wie die FIA entscheidet: "Ich glaube nicht, dass sein Traum von der Formel 1 damit beendet wäre", sagt Herta sen. "Es ist eine tolle Chance für ihn, genau wie das Testen für McLaren. Gleichzeitig weiß er aber, was er an Andretti Autosport hat. Das ist auch eine tolle Chance. Er wird seinen Weg so oder so machen, und er braucht kein Mitleid."
Winterprogramm in Neuseeland?
Rein theoretisch könnte Herta noch ein Hintertürchen nutzen, um die erforderlichen Superlizenzpunkte zu sammeln. Etwa Freie Trainings in der Formel 1, für AlphaTauri oder McLaren, oder auch eine Teilnahme an der Toyota-Rennserie in Neuseeland. Seine Verträge mit Andretti und McLaren laufen jedenfalls Ende 2023 aus, bestätigt sein Vater.
Indes ärgert sich sein Teamchef Michael Andretti, dass die Tür zur Formel 1 für seinen Schützling offenbar verschlossen bleibt: "Es gibt einfach zu viele Hürden", kritisiert er. "Die Superlizenz ist ja nur eine dieser Hürden. Da gibt's noch ein paar mehr." Auf die Frage, ob Herta gut genug für die Formel 1 sei, entgegnet Andretti: "Oh ja, gar keine Frage."
Mit Bildmaterial von IndyCar.
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