Analyse: Das waren die versprochenen großen Updates in Frankreich
Die Formel-1-Teams wollten umfangreiche Updates mit nach Frankreich bringen - Wir schauen uns an, was Ferrari & Co. im Köcher hatten
Vor dem Großen Preis von Frankreich lag eine Menge Hoffnung auf wichtigen Update-Paketen. Und zumindest unter der Haube hat das auch gepasst: Renault und Honda hatten jeweils eine neue Power-Unit, die jedoch nicht von allen entsprechenden Teams verwendet wurden. Auch außen am Auto gab es kleine Veränderungen, aber nicht den ganz großen Umbruch, den einige erwartet hatten.
Dank Illustrationen von Giorgio Piola werden einige dieser Neuerungen offengelegt. Der Erfolg kann anhand der Performance auf der Strecke bewertet werden.
Vor der Saison galt Ferrari als großer Favorit, doch mittlerweile muss man zusehen, wie die Silberpfeile von Sieg zu Sieg eilen. Obwohl der Motor stark ist, scheint mit dem SF90 irgendetwas fundamental falsch zu sein, was besonders in den Kurven auffällig wird.
In Le Castellet hatten die Roten daher ein neues Aerodynamik-Paket an Bord: Neue Front- und Heckflügel sowie ein neuer Unterboden wurden im ersten Training getestet. Das Ziel war weniger auf einen unmittelbaren Effekt aus, sondern es sollte eine neue Entwicklungsrichtung ausloten.
"In Frankreich werden wir kleine Evolutionen haben", sagte Teamchef Mattia Binotto vor dem Event. "Elemente, die einen nützlichen Schritt für die Definition der Entwicklungsrichtung unseres Autos darstellen."
Ferrari hatte einen überarbeiteten Frontflügel im Gepäck
Foto: Giorgio Piola (Motorsport Network)
"Was wir bringen, wird nicht die Lösung unserer Probleme sein. Aber das technische Feedback dieser Entwicklungen wird wichtig für unsere nächsten Schritte sein", so Binotto weiter.
Nach dem Training wurde der neue Unterboden inklusive diverser Finnen unmittelbar abgenommen, was sich wohl wieder als Problemkind für Ferrari zeigt. Front- und Heckflügel blieben, und neue Endplatten gaben der Arbeit mit dem Luftstrom einen neuen Ansatz.
Vorne wies die Endplatte eine kleine Finne auf der Fußplatte auf. Diese sollte den Luftstrom mehr nach außen drücken. Zudem hatte die Endplatte eine rechteckige Aussparung, was im Grid häufig gesehen wird. Das gibt dem Luftstrom in der oberen Ecke etwas mehr Platz, um nach außen zu treiben und sich mit einer Verwirbelung zu vereinen.
Die Streben am Heckflügel von Ferrari wurden ebenfalls erneuert
Foto: Giorgio Piola (Motorsport Network)
Am Heck wurde ein Großteil der Streben am Boden der Endplatte abgeclippt. Renault hat diese Taktik schon in Kanada ausprobiert. Sie soll etwas mehr Luftstrom-Ausbreitung am Heck bringen, wodurch man die Niedrigdruckzone rund um den Diffusor besser nutzt.
Auch wenn Sebastian Vettel säuerlich meinte, dass die neuen Updates "nicht der erwartete Schritt" waren, äußerte sich Binotto diplomatischer und meinte, dass Ferrari auf dem richtigen Weg sei. "Die Daten passen zu unseren Erwartungen, in der Hinsicht sind wir glücklich."
Verbesserungen bei Renault
Renault-Teamchef Cyril Abiteboul hatte ein "substantielles" Update für das Heimrennen in Le Castellet versprochen. Da die Tribünen im Gelb des französischen Herstellers leuchteten, lastete auf dem Team großer Druck.
Daniel Ricciardo bekam einen brandneuen B-Spec-Verbrennungsmotor, den er auch am Wochenende gut zu nutzen wusste. Er kam in Q3 und wurde im Rennen Siebter, bevor er wegen zwei Strafen aus den Top 10 herausfiel.
Renault setzte auf ein neues "Cape" hinter der Nase
Foto: Giorgio Piola
Aerodynamische Updates bekamen beide Fahrer: Eine neue Nase war mit einer von Mercedes inspirierten Cape-Sektion ausgestattet, die jeden Auftrieb von der Front eindämmen sollte. Mit diesem Flügelchen wird der Luftstrom gezwungen, einen längeren Weg untendrunter zu nehmen, wodurch an der Unterseite eine Konzentration an Unterdruck entsteht, um die Front zu verbessern.
Auch ein neues Windabweiser-Paket war zu sehen, während Renault weitere Fortschritte bei der Aerodynamik des R.S.19 sucht. Bislang haben die Updates das Team langsam in die gewünschten Regionen gebracht, nachdem der Saisonstart enttäuschend verlief.
Indem man die Luftleitbleche an der Oberseite der Seitenkästen erweitert hat, bekommt das Team mehr Kontrolle über den Auslauf der Verwirbelungen des Vorderrades. Hinzu kamen überarbeitete Windabweiser, die die Komplexität erhöht haben.
Auch der Windabweiser gehört zum Update-Paket dazu
Foto: Giorgio Piola (Motorsport Network)
"Wir müssen mehr untersuchen, aber einiges hat funktioniert", sagt Cyril Abiteboul nach dem Rennen. "Ich muss akzeptieren, dass nicht alles gekommen ist, was wir geplant hatten - einige Upgrades wurden verschoben."
"Einige Upgrades sind nicht so klar und benötigen weitere Analyse - vermutlich auf einem unkomplizierteren Kurs. Das Verhalten des Soft-Reifen hat die Analysen über das Wochenende durcheinandergebracht."
Red Bull übersteht strammes Wochenende
Red Bull erlebte ein Wochenende mit zwei Gesichtern. Max Verstappen holte alles aus seinem RB15 und teilte die beiden Ferraris, während Pierre Gasly strauchelte und nur einen Punkt mit nach Hause brachte. Und der kam auch nur durch die Strafe von Daniel Ricciardo zustande.
Bei Red Bull experimentierte man mit neuen Spiegeln
Foto: Giorgio Piola (Motorsport Network)
In Österreich steht Red Bulls Heimrennen auf dem Programm. Das Team muss sich daher von dem schwierigen Frankreich-Wochenende erholen, damit in Spielberg beide Fahrzeuge um mehr kämpfen als nur Rang vier.
Mit einem neuen Spiegel hat Red Bull bereits signalisiert, dass man zurückblicken kann. Und auch wenn Spiegel nur einen winzig kleinen Teil der Gesamtperformance ausmachen, ist es Wert sicherzustellen, dass sie so wenig Einfluss wie möglich haben.
Die neue Position des Wastegates könnte mehr Abtrieb bringen
Foto: Giorgio Piola (Motorsport Network)
Red Bull hat seine Spiegel flacher gemacht und sichergestellt, dass man deutlich mehr Luftstrom nach außen schaffen kann. Geholfen hat eine semi-elliptische Form, die zur Gesamtverkleidung passt, und die von der Seite gesehen zur Legalität der Flügel passt, im Grunde aber den Luftstrom mit leitet.
Am Heck hat man zudem die Positionierung des Wastegates geändert, was wohl mit dem neuen Turbolader von Honda zusammenhängt und wie ein Versuch scheint, die schnellen Auspuffgase unter den Heckflügel zu leiten. Das bringt etwas mehr Abtrieb.
Mit Bildmaterial von LAT.
Diese Story teilen oder speichern
Registrieren und Motorsport.com mit Adblocker genießen!
Von Formel 1 bis MotoGP berichten wir direkt aus dem Fahrerlager, denn wir lieben unseren Sport genau wie Du. Damit wir dir unseren Fachjournalismus weiterhin bieten können, verwendet unsere Website Cookies. Dadurch wird Dein Nutzererlebnis optimiert und die Werbung auf Deine Interessen zugeschnitten. Wir wollen dir aber natürlich trotzdem die Möglichkeit geben, eine werbefreie Website zu genießen.