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Analyse: Der (fast) perfekte Doppelstopp von Mercedes

Wer die Idee hatte, wie lange diskutiert wurde und wie präzise Mercedes beim China-Grand-Prix den Doppelstopp von Hamilton und Bottas wirklich ausführte

Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 W10 pit stop

Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 W10 pit stop

Runde 34 in Schanghai: Max Verstappen legt einen zweiten Reifenwechsel ein und setzt die vor ihm fahrenden Piloten unter Druck. Auch Mercedes reagiert - und greift zu einer ungewöhnlichen Taktik: Das Team holt Lewis Hamilton und Valtteri Bottas in der gleichen Runde an die Box und fertigt beide direkt nacheinander ab, fast ohne Zeitverlust. Dem sensationellen Doppelstopp folgt schließlich ein ebenso souveräner Doppelsieg.

Wie aber war es zur ungewöhnlichen Boxenstrategie gekommen, wie man sie sonst nur aus Safety-Car-Phasen kennt? Der Video-Rückblick von Mercedes auf den China-Grand-Prix gibt Aufschluss dazu - und rückt zunächst Sportchef Toto Wolff ins Rampenlicht. "Die Idee für den Doppelstopp kam ursprünglich von Toto", erklärt Andrew Shovlin als leitender Ingenieur an der Rennstrecke.

Zu diesem Zeitpunkt muss Mercedes abwägen: Mit dem aktuellen Reifensatz durchfahren oder auf eine Zweistoppstrategie wechseln und noch einmal frische Reifen holen? Problem dabei: Wenn Sebastian Vettel als erster Verfolger von Hamilton und Bottas ebenfalls einen Boxenstopp einlegen würde, liefe Bottas Gefahr, den zweiten Platz an den Deutschen zu verlieren. Aber Bottas zuerst zum Reifenwechsel zu holen, würde bedeuten, Hamiltons Führung zu gefährden. Ein Dilemma für die Strategen.

Mercedes braucht 22 Sekunden für die Entscheidung

In Runde 35 biegt Vettel tatsächlich zum Reifenwechsel ab, Mercedes muss reagieren. "Es folgte eine Diskussion zwischen [Stratege] James Vowles und [Sportdirektor] Ron Meadows", sagt Shovlin. "James überprüfte, ob der Abstand zwischen den Autos groß genug und die Boxencrew bereit für einen Doppelstopp wäre sowie ob wir gleich beide Reifensätze bereitlegen könnten. Ron trifft am Ende die Entscheidung. Und er gab grünes Licht." Seit Wolffs Vorschlag seien nur 22 Sekunden vergangen.

Hamilton und Bottas auf den Rängen eins und zwei erfahren in Runde 36 vom Plan, beide Autos auf einmal abzufertigen, und kommen schließlich mit einem Abstand von 5,5 Sekunden herein. Die Mercedes-Crew arbeitet schnell und fehlerlos: Hamilton ist nach 2,9 Sekunden wieder unterwegs. Bottas' Stopp ist mit nur 2,6 Sekunden sogar noch etwas besser. Die Mercedes-Rechnung geht auf.

Ganz reibungslos verläuft der Doppelstopp aber nicht: Bottas muss bei der Anfahrt kurz verzögern, weil Hamilton den Standplatz noch nicht verlassen hat. Das kostet den Finnen einige Zehntel, seine Zeit in der Boxengasse ist mit 24,083 Sekunden etwas größer als die 23,597 Sekunden von Hamilton.

So etwas kannst du nicht trainieren ...

Den Mercedes-Mechanikern bleibt zwischen den Boxenstopps nicht viel Zeit für eine Reorganisation: Nur 3,4 Sekunden nach Hamilton steht mit Bottas das zweite Fahrzeug vor der Box. Und trotzdem sitzt bei Mercedes jeder Handgriff.

Das erstaunt selbst Shovlin. "Man trainiert nämlich nicht mit zwei Autos", sagt er. "Wir haben ein Boxenstopp-Auto und können mit zwei Reifensätzen üben. Man kann natürlich zwei Boxenstopps in direkter Abfolge trainieren, aber eben nicht genau die Situation, wenn zwei Autos nacheinander vor die Garage fahren."

 

Eine besonders schwierige Aufgabe falle dabei dem Mann am hinteren Wagenheber zu. "Er muss aus dem Weg, wenn das erste Auto wegfährt, und dann wieder zurück in Position, wenn das zweite Auto hereinkommt", erklärt Shovlin und meint: "Die Choreographie ist ziemlich kompliziert und erfordert einiges an Organisation."

Risiko fährt mit beim Doppelstopp

Und der Stress beim Boxenstopp sei umso größer, wenn das Team gleich zwei Reifensätze bereitlegen und montieren müsse. "Das ist auch ein gewisses Risiko", sagt Shovlin. "Du musst sicherstellen, dass am Ende die richtigen Reifen auf dem richtigen Auto sind. Aber wir bereiten das so gut wie möglich vor."

Der Rest ist Sache der Fahrer: Bottas kam mit einem Polster von gut sieben Sekunden auf Vettel an die Box und büßt durch den sogenannten Undercut des Ferrari-Piloten einen Teil seines Vorsprungs ein. Doch am Ende der 37. Runde liegt Bottas noch immer um vier Sekunden vor Vettel, dem Doppelstopp sei Dank.

"Eigentlich", sagt Shovlin, "versucht man, Doppelstopps zu vermeiden, wenn es nicht gerade notwendig ist. Denn wenn du beim ersten Auto ein Problem kriegst, dann hat das auch einen Einfluss auf das zweite Auto. Dann bist du statt Erster und Zweiter schnell mal nur Dritter und Vierter."

Mercedes habe in Schanghai dennoch zu dieser "nicht alltäglichen" Lösung gegriffen. "Manchmal ist es eben sinnvoll, so etwas in der Hinterhand zu haben", meint Shovlin. Der Mut zum Risiko wurde belohnt.

Mit Bildmaterial von LAT.

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