Analyse: Der Red Bull RB13 für die Formel-1-Saison 2017
Red Bull Racing war eines der letzten Teams, das seinen Formel-1-Boliden für die Saison 2017 vorgestellt hat.
Foto: XPB Images
Formel-1-Technik mit Giorgio Piola
Giorgio Piola analysiert und erklärt die Technik in der Formel 1!
Das neues Regelwerk der Formel 1 passt genau zur Philosophie von Red Bull Racing, stark geneigte Autos zu konstruieren. In diesem Jahr haben auch die anderen Teams diesen Ansatz verfolgt, weil es aufgrund der neuen Regeln Vorteile bringt.
Auf den 1. Blick wirkt der RB13 wie sein Vorgänger. Er hat ein sauberes, elegantes Design, bei dem darauf geachtet wurde, dass alle Teile zueinander passen.
Es gibt viele verschiedene Neuerungen, auf die eingegangen werden muss. Eines davon ist die Nase, die mit einem Loch versehen wurde. In dieser Aushöhlung gibt es verschiedene Leitbleche, die angebracht wurden, um die Regeln des Automobil-Weltverbandes (FIA) zu umgehen, die die allgemeine Komplexität der Fahrzeuge und die Form der Nase betreffen.
Die primäre Funktion ist die Leitung der Luft durch das Loch hin zum Luftauslass auf Höhe der Radaufhängung (weißer Pfeil). So soll der Luftstrom optimiert, der Einfluss der gesamten Nase verändert und auch die Hebelwirkung des neutralen Bereichs am Frontflügel beeinflusst werden.
Auch der Rest der Nase ist sehr interessant. Hinter der Befestigung ist ein kleines tränenförmiges Element zu sehen. So soll etwas Luft, die auf das Loch strömt, an die Seite der Nase vorbei geleitet werden.
Die untere Spalte am Chassis, die zur Kühlung dient, wurde aus dem vergangenen Jahr übernommen. Die Legalität dieser Lösung wurde jedoch im vergangenen Jahr mehrfach diskutiert.
Red Bull Racing musste das Design des S-Schachtes aus dem vergangenen Jahr verwerfen. Trotzdem ist die Lage der Anlenkpunkte der Radaufhängung wieder extrem hoch. Zudem hat das Team an den Problemen gearbeitet und die Abdeckung verändert.
Deshalb musste der Auslass so nah wie möglich an die Vorderseite der Abdeckung (roter Pfeil) angebracht werden. Der abgehobene Bereich der Abdeckung (grüner Pfeil) wurde vergrößert, damit für die höher gelegenen Anlekpunkte genügend Platz vorhanden ist.
Noch ist unklar, ob auch Luft durch das Loch in der Nase in den S-Sacht strömt und es somit eine multi-funktionale Lösung gibt, oder ob es noch einen weiteren Auslass unter der Nase gibt. Das Pitot-Rohr wurde beim neuen Fahrzeug nach hinten verlegt und vereinfacht, um den aerodynamischen Einfluss zu limitieren.
Die Neutralität der Kameragehäuse wird seit längeren in Frage gestellt. Die FIA hoffte, im Jahr 2014 mit einer Regelung das Thema abzuschließen.
Jeder weiß, dass die Teams die Gehäuse in Wahrheit dort anbringen, wo sie einen aerodynamischen Vorteil generieren.
Die Streben waren die meistgenutzte Lösung zwischen den Jahren 2014 und 2016. Im Jahr 2017 hat der Verband die Regeln bezüglich der Stangen jedoch verschärft. Natürlich ist es nicht das Ende der ganzen Geschichte. Mit den schlitzförmigen Befestigungen (weiße Pfeile) will Red Bull Racing die Lücke zwischen der Nase und dem Kameragehäuse überbrücken.
Wie auf dem vorigen Bild zu sehen ist, sind die Kameras zudem genau am Knick der Nase montiert. So wird der Luftstrom, der auf die Gehäuse trifft, nach den Wünschen des Teams verformt.
Der Frontflügel folgt der jahrelangen Philosophie von Red Bull Racing. Während der Tests sind aber Änderungen am Flügel zu erwarten, um die Leistung des Fahrzeugs zu steigern.
Ein Teil, das geändert wurde, ist der kleine Flügel an der Endplatte (roter Pfeil). Statt eines rechteckigen Elements, ist nun ein dreieckiger, langgezogener Flügel angebracht worden. Das Team hat zudem die angeblasene Achse beibehalten, die mit dem Frontflügel zusammenarbeitet, um die Form des Sogs zu optimieren. So soll der Luftstrom in Richtung des Hecks verbessert werden.
Es gab große Diskussionen über die hydraulische Radaufhängung, die Mercedes und Red Bull Racing nutzten. Trotzdem setzt das Team weiter auf diese Lösung, obwohl die Gefahr besteht, dass ein Protest bei der FIA eingeht. Das System ähnelt dem aus der Vorsaison sehr.
Der verbundene untere Querlenker wurde ebenfalls aus dem Vorjahr übernommen, wobei der Abstand nach innen vergrößert wurde. Der vergrößerte Überhang an der hinteren Kante (blauer Pfeil) ist ebenfalls wieder vorhanden. Die Position des hinteren Fußes des oberen Querlenkers (weißer Pfeil) wurde jedoch verändert. Er liegt nun weiter unten, um aerodynamische Vorteile zu generieren.
Der Bereich zwischen den Vorderreifen und den Seitenkästen ist eine der interessantesten Entwicklungen für die kommende Saison. Dort werden aerodynamische Elemente platziert, die die Komplexität des Fahrzeuges weiter erhöhen.
Wir konzentrieren uns hier auf die Luftleitbleche, die deutlich länger sind als in den vergangenen Jahren.
Die Bleche, die Red Bull Racing während der Präsentation zeigte, waren recht einfach gehalten, vor allem im Vergleich zu denen von Mercedes oder Renault. Daher müssen wir abwarten, bis wir sie im Detail ansehen können. Es gibt 2 Teile (weiße Pfeile) während das hintere Teil mit dem Unterboden zusammenläuft.
Aufgrund der schlechten Qualität des Bildes, ist es nicht möglich, zu erkennen, was in diesem Bereich sonst noch verbaut wurde. Es sieht jedoch so aus, als wären verschiedene Elemente unter den Luftleitblechen angebracht worden. Die Neigung könnte der ähneln, die Mercedes mit ihrem W-Unterboden im vergangenen Jahr genutzt hat (blauer Pfeil).
Die Seitenkäsen sind, wie bei Red Bull Racing üblich, sehr schmal gehalten. Die Oberfläche spitzt sich relativ schnell vom Einlass aus zu. Es sieht so aus, als würde die Oberfläche die Kühlvorrichtung umschließen.
Der Einlass wurde etwas gedreht und dem Red-Bull-Racing-Chassis und angepasst. Die führende Kante des Seitenkastens hat eine Neigung. Eine Cockpit-Finne oder einen Turbulator, die oft verwendet werden, um den Luftfluss zu optimieren, gibt es hingegen nicht.
Dafür gibt es ein schmales Element, das den Luftstrom verbessern soll. Es wölbt sich über die Schulter des Seitenkasten und bevor es sich verdreht und rittlings der Luftleitbleche sitzt.
Dahinter wurde der Unterboden einfach abgeschnitten (roter Pfeil), um die Bewegung der Luft unter dem Auto und an den Seitenkästen zu kontrollieren.
Eine Finne ziert die Motorabdeckung am Heck des RB13. Das Aussehen zeigt, dass diese Lösung erst nachträglich entwickelt wurde. Dafür sprechen einerseits die Reduzierung des Airbox-Einlasses und das Engagement des Teams, die Finnen in der kommenden Saison zu verbieten.
Die Airbox hat nicht nur einen schlankeren Einlass. Sie soll auch Gewicht sparen und zu einem niedrigeren Gewichtsschwerpunkt führen.
Ein weiteres interessantes Detail ist die Cockpiteinfassung. Sie verengt sich an der Seite und erlaubt damit, dass mehr Luft über die Seitenkästen und der Motorabdeckung strömen kann. So wird es weniger Turbulenzen am Heckflügel des Fahrzeuges geben.
Der Heckflügel ist eine recht einfache Konstruktion, besitzt aber ein Detail, das auch beim Schwesterteam zu finden ist: Am Ende offene Lüftungsschlitze. Unterstützt wird der Flügel durch eine einfache zentrale Strebe, die ihn mit der Motorhaube verbindet. Diese Lösung nutzte Red Bull Racing bereits im vergangenen Jahr.
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