Analyse: Sind die F1-Autos 2017 so schnell wie erwartet?
Nachdem die Formel-1-Teams große Anstrengungen unternommen haben, die Autos schneller zu machen, stellt sich nun die Frage, ob die Auto-Generation 2017 die Erwartungen auch erfüllt.
Sebastian Vettel, Ferrari SF70H
LAT Images
Das war eine der Fragen, die beim Grand Prix von Australien aufkamen, nachdem Lewis Hamiltons Pole-Zeit nicht so schnell zu sein schien, wie ursprünglich erwartet worden war – und was sich auch bei den Testfahrten in Barcelona abgezeichnet hatte.
Nach dem ganzen Hype war die Verbesserung von Hamiltons Pole-Zeit um 1,649 Sekunden etwas enttäuschend und nicht wenige Leute fragen sich, ob das den ganzen Aufwand wert war.
In Wirklichkeit war es aber nicht so simpel, wie es scheint.
Als erstes müssen wir bedenken, dass die Regeln für 2017, als sie geschrieben wurden, von einer Zeitverbesserung von 5 Sekunden gegenüber 2015 ausgingen. Und in Barcelona, auf einer Strecke mit viel Abtrieb, waren die Auswirkungen sicher größer.
Einen großen Teil dieses Zeitgewinns gab es aber bereits zwischen 2015 und 2016 – ohne jegliche Regeländerungen. Der Grund dafür war einfach, dass die Teams im 3. Jahr mit den Hybridautos viel mehr Leistung gefunden haben.
Beim Übergang zu den Regeln 2017 ging es nicht nur darum, mehr Abtrieb zu haben und schneller zu sein, indem man schneller durch die Kurven fährt.
Der höhere Luftwiderstand aufgrund dieses Abtriebs und die größeren Reifen, haben die Höchstgeschwindigkeit beeinträchtigt – obwohl DRS einen größeren Effekt hat.
Dann ist da auch die Frage des Gewichts. Die Autos bringen nun 728 Kilogramm auf die Waage; einige Teams, die dieses neue, großzügigere Minimalgewicht nicht erreichen konnten, sogar mehr.
Und schließlich gibt es noch die Reifen, die nun viel mehr Belastung aushalten müssen. Gleichzeitig müssen sie den Anforderungen gerecht werden, die die Fahrer, die duaerhaft in der Lage sein wollen anzugreifen, an sie stellen.
Wie gesagt, die Verbesserung der Pole-Zeit um 1,6 Sekunden schien unspektakulär, wenn man sie aber mit den Zeiten von 2015 vergleicht, kam die Verbesserung von 4,1 Sekunden den Erwartungen an die neuen Regeln schon näher.
Zeiten Qualifying Grand Prix von Australien:
2014: 1:29,375 (FP3, Regen im Qualifying)
2015: 1:26,327
2016: 1:23,837
2017: 1:22,188
Verbesserung 2015 zu 2017: 4,139 Sekunden
Verbesserung 2016 zu 2017: 1,649 Sekunden
Wenn die Verbesserung der Pole-Zeit enttäuschend schien, war die schnellste Rennrunde etwas beeindruckender. Die Verbesserung gegenüber 2016 war 2,4 Sekunden, gegenüber 2015 waren es 4,4 Sekunden, noch näher an dem, was von den neuen Regen erwartet wurde.
Schnellste Rennrunde Grand Prix von Australien
2014: 1:32,478
2015: 1:30,945
2016: 1:28,997
2017: 1:26,538
Verbesserung 2015 zu 2017: 4,407 Sekunden
Verbesserung 2016 zu 2017: 2,459 Sekunden
Noch beeindruckender ist aber wohl die Verbesserung der schnellsten Rennrunde um 6,1 Sekunden seit der Einführung der Hybridmotoren 2014, was zeigt, dass die Autos nun schwieriger zu fahren und im Renntrimm aufregender anzusehen sind.
Es geht nicht nur um das Tempo auf 1 Runde. Dank eines langsameren Reifenabbaus, waren die Autos im Rennen beständig schneller. Ein Vergleich mit Siegerzeiten aus der Vergangenheit ist aber schwierig, da Safety-Car-Phasen die Rennen oft unterbrochen haben und das Rennen in diesem Jahr ohne Zwischenfälle verlief.
Man darf auch nicht vergessen, dass Australien das 1. Rennen unter den neuen Regeln war. Es wird erwartet, dass die Teams im Laufe der Saison die Aerodynamik noch entscheidend verbessern und auch die Motoren weiterentwickelt werden, nachdem das Token-System abgeschafft wurde.
Das Fazit ist, dass die Strecke in Melbourne neue Autos generell nicht so gut aussehen lässt. Shanghai und Bahrain werden viel repräsentativer sein und auch die Vorteile von DRS entscheidender – etwas, das das Überholen vereinfachen sollte.
In den nächsten paar Wochen werden wir ein viel klareres Bild bekommen, wie die Formel 1 2017 wirklich aussehen wird.
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