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Analyse: Mercedes' personelle Umstellung und was sie zu bedeuten hat

Die leitenden technischen Angestellten bei Mercedes tauschen ihre Rollen: Wir analysieren die Umstrukturierung beim einstigen Formel-1-Spitzenteam

Analyse: Was die Umstrukturierung bei Mercedes zu bedeuten hat

James Allison und Mike Elliott tauschen im Formel-1-Team von Mercedes ihre Positionen als leitende Techniker. Das hat 'Motorsport-Total.com' vor wenigen Tagen exklusiv berichtet. Doch was hat diese Personal-Rochade genau zu bedeuten? Und was erhofft sich Mercedes davon, Allison wieder mehr ins Tagegeschäft einzubinden und Elliott in eine übergeordnete Rolle zu transferieren?

Zunächst einmal gilt es festzuhalten: Mercedes befindet sich in einer für das Team ganz neuen Situation. Nach Jahren der Dominanz ist es für den deutsch-britischen Rennstall nun schon im zweiten Jahr schwierig in der Formel 1. Denn Mercedes liegt weiter hinter Red Bull zurück und ist zum Aufholen gezwungen.

Und so hielt es das Team nach wenigen Rennen der Saison 2023 für notwendig, personelle Konsequenzen zu ziehen - obwohl Teamchef Toto Wolff wenige Tage zuvor noch beteuert hatte, Allison als technischer Gesamtverantwortlicher bei Mercedes sei nicht intensiver für das Formel-1-Projekt tätig als bisher.

Mike Elliott stößt die Umstrukturierung an, sagt Wolff

Nun sagt Wolff, Elliott habe den Anstoß zur Änderung gegeben. Weil Elliott das Gefühl gehabt habe, Allison sei wie ein "Gladiator, für den unsere Truppen durch das Feuer gehen", so formulierte es Wolff im exklusiven Gespräch mit der globalen Version von 'Motorsport.com'.

Was also ist von den Mercedes-Neuigkeiten zu halten? Einerseits ist das Team offenbar darauf bedacht, die Gemeinschaft und das Füreinander im Rennstall zu betonen. Andererseits muss es Mercedes natürlich auch darum gehen, seine sportlichen Aussichten im Formel-1-Wettbewerb zu verbessern.

Wir wissen aber nicht, wie Elliott zu seiner Erkenntnis gelangt ist. Geschah das aufgrund des intern immer weiter ansteigenden Drucks? Schließlich wollte Mercedes mit dem Projekt W14 in der Saison 2023 wieder den Anschluss zur Spitze herstellen, nachdem man 2022 erstmals seit 2013 komplett ohne Titel geblieben war.

Jetzt muss Mercedes Red Bull nachahmen

Natürlich: Die zur Saison 2022 eingeführten neuen Formel-1-Regeln waren Risiko und Chance zugleich für die Teams. Man konnte die Änderungen gut umsetzen oder weniger erfolgreich auf das neue Reglement reagieren. Ersteres ist Red Bull gelungen, Zweiteres ist Mercedes passiert.

Kurzum: Red Bull ist mit seinem aerodynamischen Konzept besser in die neue Formel-1-Ära gestartet. Das Zusammenspiel von Aufhängung und Unterboden am RB18 und auch am RB19 gilt als branchenführend. Was auch dadurch bestätigt wird, dass Aston Martin zur Saison 2023 einen gewaltigen Sprung gemacht hat, weil es sich schnell auf die von Red Bull gesetzten Trends eingelassen hat.

Ferrari und Mercedes wiederum haben für die Saison 2023 an ihren eigenen Aerodynamik-Ideen festgehalten. Das war nicht ohne Risiko, aber es erhöht jetzt den Druck auf beide Teams, vom internen Frustniveau ganz zu schweigen. Im Fall von Mercedes mündet das nun in den bereits in Bahrain angekündigten Konzeptwechsel und in der nun bestätigten personellen Umbesetzung.

Warum die Wortwahl von Wolff so interessant ist

Interessant an der Neuausrichtung der technischen Abteilungen unter Allison und Elliott ist übrigens die Wortwahl. Wolff betonte, die Personal-Rochade im Mercedes-Team sei "sehr von Mike Elliott ausgegangen", womöglich als Reaktion auf die ausbleibenden Erfolge unter ihm als Technischen Direktor.

Mattia Binotto und James Key ist es bei Ferrari beziehungsweise McLaren anders ergangen: Sie sind nicht mehr bei den genannten Teams beschäftigt. Wolff aber hält weiter an Elliott fest. Mehr noch: Mit Elliotts Berufung zum gesamtverantwortlichen technischen Leiter zeigt Mercedes, dass es Elliott noch immer einiges zutraut.

Elliott soll sich künftig im größeren Maßstab um die Weiterentwicklung des Formel-1-Projekts der Sternmarke kümmern. Allison wiederum kehrt zurück ins Tagesgeschäft, und zwar mit der klaren Aufgabe, den aktuellen W14 und dessen Nachfolger W15 für 2024 zu Siegerautos zu machen.

Mercedes baut mehr um in seiner Teamstruktur

Doch in den Äußerungen von Wolff zur neuen Personalstruktur bei Mercedes steckt noch viel mehr, nämlich der enorme Einfluss des Finanziellen Reglements mit der Budgetobergrenze auf das Vorgehen eines Formel-1-Teams.

So sei Chefdesigner John Owen unter den neuen Voraussetzungen zu einem "Verwalter der Budgetdeckelung" geworden, sagte Wolff. Owen habe nach 2021 "jede Menge" zusätzlicher Aufgaben übernehmen müssen.

Mercedes hat darauf reagiert, indem Owens Stellvertreter Giacomo Tortora mehr in die finanzielle Planung einbezogen wird, sodass Owen Kopf und Hände frei hat für das Autodesign. Und das erinnert an die Mercedes-Aufstellung von vor ein paar Jahren, als Aldo Costa an der Seite von Owen und Allison tätig war.

Bisherige Personalabgänge hat Mercedes verkraftet, aber ...

Costa ist jedoch eine der wichtigen Personen, die inzwischen nicht mehr da sind. Denn natürlich hat es bei Mercedes über die Jahre verschiedene Personalab- und Zugänge gegeben. Allisons Vorgänger als Technischer Direktor etwa, Paddy Lowe, ging 2017 zu Williams. Das Mercedes-Team fuhr aber weiter auf der Überholspur.

Jetzt sind die Vorzeichen ganz andere. Es ist auch kein Zufall, dass Aston Martin so gut dasteht, wo das Team doch den früheren Red-Bull-Aerodynamik-Leiter Dan Fallows verpflichtet hat und mit Eric Blandin einen ehemaligen Mercedes-Aerodynamiker, der jetzt stellvertretender Technikchef ist.

Man könnte also sagen: Wenngleich Mercedes aktuell nur eine Umbesetzung seiner Spitzenkräfte vorgenommen hat, steht das Team in der Breite weniger stark da als in der Vergangenheit. Und das rückt die jüngsten Entwicklungen verstärkt ins Rampenlicht, weil Mercedes unter dem Druck der ausbleibenden Erfolge die Verantwortungen im Team verschoben hat, wieder hin zu Allison.

Eigentlich hatte Allison ganz andere Pläne

An dieser Stelle wollen wir nicht vergessen, was Allison 2021 wirklich im Sinn hatte, als er die Rolle des Technischen Direktors bei Mercedes aufgab. Er wollte "auf Sofa sitzen und das Team aus der Ferne anfeuern", so sagte er es damals.

Mercedes-Teamchef Wolff schuf dann die Rolle des gesamtverantwortlichen Technikchefs, um Allison zumindest in Teilzeit noch im Rennstall zu behalten. Dieser Schritt scheint sich jetzt bezahlt zu machen. Denn mit Allison hat Mercedes einen fähigen Technischen Direktor, der versuchen kann, die sportliche Situation zu drehen.

Andererseits beweist dieser Schritt auch, dass der zweite Wechsel des Technischen Direktors - von Allison auf Elliott - unter Wolff als Teamchef nicht funktioniert hat. Der Wechsel zurück auf Allison wiederum soll Mercedes zurück in die Erfolgsspur bringen.

Was Allison auszeichnet

Und Allison ist beliebt und geschätzt im Mercedes-Team, er kommt auch bei den Fans gut an. Das kompensiert zum Beispiel auch den Abgang von Chefstratege James Vowles, der inzwischen bei Williams als Teamchef agiert.

Allison hat darüber hinaus eine beeindruckende Vita in der Formel 1: Er war aerodynamischer Leiter bei Benetton, als das Team mit Michael Schumacher und Ross Brawn von Erfolg zu Erfolg fuhr. Dann folgte Allison dem "Dreamteam" zu Ferrari und gestaltete die "goldenen Jahre" des Traditionsteams aktiv mit, ehe er 2005 zu Renault wechselte und dort mit Fernando Alonso weitere zwei WM-Titel gewann.

2013 kehrte Allison zu Ferrari zurück, zunächst als Chassis-Leiter und später als Technischer Direktor. Diese zweite Ferrari-Zeit aber mündete nicht in weitere Erfolge: Allison war weniger stark in das technische Tagesgeschäft eingebunden und musste obendrein den Tod seiner Frau im Jahr 2016 verkraften. Er verließ daraufhin Ferrari und ging heim nach England.

Dann die Überraschung: Allison gab zwar ein Formel-1-Comeback, nicht aber bei Renault, wie viele vermutet hatten, sondern bei Mercedes. Dort fing er 2017 als Technischer Direktor an.

Doch dass er jetzt wieder in der gleichen Rolle tätig ist, muss nicht bedeuten, dass Mercedes sofort wieder gewinnt. Es ist jetzt Allisons Aufgabe, die veränderte Struktur des Teams zu festigen und Red Bull technisch unter Druck zu setzen, indem er für seinen Rennstall das Konzept übernimmt, das einst Red Bull eingeführt hat.

Letzteres ist ein ganz normales Vorgehen in der Formel 1 im Zuge neuer Regeln. Überraschend ist eher, wie viel Druck bei Mercedes herrschte, nachdem das Team zwei vergleichsweise schwache Autos in Folge hat aus den Garagen rollen lassen. Eine solche Reaktion mit der Personal-Rochade an der Spitze der technischen Abteilung war nicht abzusehen gewesen.

Das nächste Mercedes-Kapitel: Hamilton ist optimistisch

Und so schreibt Mercedes jetzt ein neues Kapitel unter Allisons Verantwortung auf technischer Seite. Möglich, dass es dem Team trotz allem nicht mehr gelingt, an seine früheren Erfolge anzuknüpfen. Vielleicht aber erweisen sich die Jahre 2022 und 2023 auch nur als kleine "Auszeit" zwischen zwei sehr erfolgreichen Phasen für Mercedes. Die Zeit wird es zeigen.

Mercedes-Starfahrer Lewis Hamilton jedenfalls ist guter Dinge. Noch vor der personellen Umstrukturierung hatte der siebenmalige Formel-1-Weltmeister betont: "Wir sind immer noch ein Team, das Titel gewonnen hat. Unsere tollen Leute haben uns auf diesem Weg begleitet."

"Aber: Wir sind uns gegenüber rechenschaftspflichtig. Jeder Einzelne von uns muss sich und sein Vorgehen hinterfragen und überlegen, wie wir noch besser werden können. Es gibt keine einzige Person im Team, die glaubt, dass wir alles richtig machen und dass es nicht besser geht. Alle konzentrieren sich darauf, wie wir zusammen nach vorne gelangen."

"Mit ist das unheimlich wichtig", sagt Hamilton. "Denn wenn du in Strukturen verhaftet bist, in denen sich nichts verändert, dann bleibt es dabei, dass du sportlich keinen Stich machst. Aber die Leute in unserem Team pflegen eine sehr offene Einstellung. Dieser Mut ist inspirierend. Und deshalb weiß ich: Wir werden es schaffen."

Weitere Co-Autoren: Adam Cooper. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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