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Andrea Stella: Was Alonso und Schumacher unterscheidet

Er hat den direkten Vergleich: Der langjährige Formel-1-Renningenieur Andrea Stella über die Stärken und Schwächen von Fernando Alonso und Michael Schumacher

Fernando Alonso, Michael Schumacher

Foto: Sutton Images

Michael Schumacher

Mit sieben WM-Titeln und 91 Grand-Prix-Siegen ist Michael Schumacher der erfolgreichste Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Und für viele ist er der Inbegriff eines Rennfahrers schlechthin. Von August 1991 bis November 2012 umfasste seine aktive Formel-1-Karriere rund 20 Jahre und über 300 Grands Prix.

Über kein anderes Thema lässt sich bei Motorsport-Stammtischen so vortrefflich streiten wie bei der Frage nach dem besten Fahrer aller Zeiten oder über den Direktvergleich zweier Piloten. Aber nur Wenige haben das Glück, Argumente aus erster Hand in die Diskussion einbringen zu können. Andrea Stella ist so jemand, der wirklich nahe dran war: Er war bei Ferrari für die Einsatzfahrzeuge von Michael Schumacher verantwortlich und auch ab 2010 auch als Renningenieur für Fernando Alonso tätig. Im Gespräch mit 'BBC' wagte sich Stella an eine Gegenüberstellung der beiden Formel-1-Weltmeister.

Seine These: Alonso ist der bessere Allrounder, Schumacher aber glänzt mehr in Einzelbereichen. Diese Erkenntnis macht Stella an unterschiedlichen Qualitäten wie technisches Feedback, Rennintelligenz, Umgang mit den Reifen, Anpassungsfähigkeit, Fahren im Regen oder am schieren Speed fest. Alonso punktet seiner Meinung nach in allen Disziplinen ausgewogen, Schumacher habe dagegen seine Stärken – und gewisse Schwächen.

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Oder wie es Stella in eigenen Worten erklärt: "Bei einer Reihe von Qualitäten ist Fernando überall sehr weit vorne dabei, aber wahrscheinlich nirgendwo der Beste. Michael hingegen war in manchen Kategorien der Beste, in anderen aber schwächer als Fernando." Einzelheiten nennt Stella allerdings nicht, sondern nur einen generellen Unterschied zwischen den beiden Weltmeistern: "Michael hat als Fahrer immer attackiert. Er ging über das Limit hinaus, um dann wieder zum Limit zurückzukehren. Fernando wiederum nähert sich dem Limit von unten an."

Schumacher lässt keine Kleinigkeit aus

Und auch die Arbeitsweise der beiden Formel-1-Stars unterscheide sich grundlegend, wie Stella aus eigener Erfahrung zu berichten weiß. Schumacher etwa sei stets betont "analytisch und spitzfindig" vorgegangen. "Wir haben unheimlich viel Zeit damit verbracht, über das Auto zu reden. Fernando dagegen fasst sich kurz: Wenn er in die Box kommt, hat er mit seinen ersten drei Worten schon 95 Prozent seines Feedbacks gegeben. Bei Michael ging es mehr darum, die Quintessenz aus den Details herauszufiltern." Soll heißen: Alonso ist kein Freund vieler Worte, Schumacher will keine Kleinigkeit auslassen.

Michael Schumacher und Fernando Alonso in Imola 2006

Michael Schumacher und Fernando Alonso in Imola 2006

Foto: Michael Cooper / LAT Images

So detailversessen Schumacher auch war, im Auto habe er auch über Probleme hinwegfahren können, berichtet Stella weiter. "Michaels Fähigkeit, das Heck zu kontrollieren und ein übersteuerndes Fahrzeug zu lenken, war unglaublich. Doch das wurde manchmal auch zur Schwäche: Denn wenn er im Freien Training ein übersteuerndes Fahrzeug fuhr, dann konnte es passieren, dass er im Qualifying, wenn man noch mal eine Schippe nachlegt, zu viel Übersteuern hatte – oder zu viel Reifenverschleiß im Rennen." Deshalb seien die Ingenieure gefordert gewesen, eine "aktive Rolle" zu spielen, um das Auto perfekt abzustimmen, um so Schumachers Fähigkeiten optimal zu kanalisieren.

"Fernando", sagt Stella, "versteht seine eigenen Grenzen besser. Er weiß ganz genau, was sein Beitrag und was der Beitrag des Autos ist. Deshalb kann er ein Auto hervorragend für das Rennen abstimmen." Der zweimalige Weltmeister aus Spanien sei mit einem "herausragenden" Fahrgefühl gesegnet. "Und es geht immer nur darum, dass sich ein Fahrer wohlfühlt", meint Stella. "Das wiederum ist der Fall, wenn der Fahrer weiß, dass wir 90 Prozent eines Problems zu lösen versuchen."

Was Spitzenfahrer auszeichnet

Grand-Prix-Piloten der Spitzenklasse zeichnen sich laut Stella dadurch aus, dass sie die Vorgänge in einem Formel-1-Auto exzellent einschätzen können. "Wenn Fernando etwa ein Problem hat, dann macht sich das oft an jeder Stelle bemerkbar. Wenn er zum Beispiel zu viel Übersteuern hat, dann hat er praktisch überall Übersteuern. Andere Fahrer könnten sich [in den gleichen Umständen] über Übersteuern hier, Untersteuern dort beklagen." Für Stella als studierten Luftfahrttechniker ist das "eine Frage des Bewusstseins".

Er erklärt: "Du kannst das Auto auch ins Untersteuern zwingen, wenn es etwas nervös ist und du nicht früh genug oder nicht stark genug einlenkst. Du verzögerst also das Einlenken, womit du in der Kurvenmitte ein untersteuerndes Auto hast. Aber nicht alle Fahrer verstehen, dass die Balance in der Kurvenmitte das Ergebnis der 50 Meter vorher ist. Das macht es knifflig für einen Ingenieur. Denn wenn du nur auf den Fahrer hörst, dann verrennst du dich. Dann schaust du nur auf das Untersteuern in der Kurvenmitte."

Alonso und auch Schumacher aber hätten es verstanden, äußerst präzise vorzugehen. Auch deshalb zählen beide zu den besten Formel-1-Piloten ihrer Zeit – oder sogar zu den Besten überhaupt.

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