Aston-Martin-Heckflügel: Formel-1-Gegner planen schon Kopie
Obwohl seitliche Endplatten aus gutem Grund abgeschafft worden sind, könnte der neue Formel-1-Heckflügel von Aston Martin von anderen Teams kopiert werden
Entspricht der neue Heckflügel am Aston Martin AMR22 mit den auffälligen Wülsten an den Seiten dem sogenannten Geist des Formel-1-Reglements, ja oder nein? Darüber streiten sich beim Grand Prix von Ungarn 2022 bei Budapest die Beteiligten im Formel-1-Fahrerlager.
Denn eigentlich war das Reglement für 2022 so entworfen worden, dass die Fahrzeuge für möglichst wenig turbulente Luft sorgen, um das Dranbleiben und Überholen durch andere Autos zu erleichtern. Daher verzichtet das Heckflügel-Design 2022 eigentlich auf seitliche Endplatten mit freistehenden Oberkanten.
Doch Aston Martin bringt genau so etwas zurück ins Spiel, womöglich mit negativen Folgen für die Aerodynamik und das Racing. Das ist zumindest die Befürchtung. Die technischen Verantwortlichen der anderen Formel-1-Teams aber sehen darin vor allem einen interessanten Ansatz, der bald Schule machen könnte.
Sportchefs: Wenn es schneller ist, dann ...
Alpine-Sportdirektor Alan Permane etwa meint: "Wenn das Konzept schneller ist, wird man neun weitere Versionen davon sehen. Ich sehe nicht, warum das nicht so kommen sollte, wenn es vollkommen legal ist. Ich verstehe den Punkt mit dem Geist des Reglements, aber uns geht es nur darum, schnell und zuverlässig unterwegs zu sein."
Ob etwas dem Geist des Reglements entspreche oder nicht, das sei "Sache der FIA und der Formel 1", sagt Permane. "Ich habe auch meine Zweifel, dass man dieses Jahr etwas dagegen unternehmen kann. Und ich bin mir sehr sicher, wir sehen sehr bald mehr davon, wenn es sich als schneller erweist."
Ferrari-Sportchef Laurent Mekies denkt ähnlich: "Wenn sich Aston Martin bei der FIA rückversichert hat und die FIA [den Flügel] für legal hält, dann wird es jeder probieren. Wenn er schneller ist, landet er an allen Autos."
Aston Martin versichert: FIA war immer eingeweiht
Und Aston Martin hat sich beim Automobil-Weltverband (FIA) rückversichert, so erklärt Teamchef Mike Krack auf Nachfrage: "Wenn du solche Ideen entwickelst, dann wartest du normalerweise nicht bis zur letzten Sekunde, bis du es zeigst."
¿pbfsfs_6251|Fotostrecke: Formel-1-Technik: Detailfotos beim Ungarn-Grand-Prix 2022|http://www.motorsport-total.com/bilder/strecken/2022f1technikungarn/1659122778_mst.jpgpb¿"Wir befanden uns während der gesamten Entwicklung im Austausch mit der FIA, damit wir nachvollziehen konnten, ob das etwas ist, was akzeptiert wird. Am Ende bekamen wir grünes Licht. Daher haben wir für uns entschieden: Okay, dann machen wir es."
Krack spielt die Bedeutung des neuen Heckflügels herunter, wenn er sagt, die Konstruktion sei "unterm Strich nichts Besonderes", sondern nur "eine [andere] Interpretation der Regeln". Dann betont er erneut: "Wir haben den Flügel auf Basis [dieser Regeln] und im Wechselspiel mit der FIA entwickelt."
Was theoretisch als nächstes passieren könnte
Er sehe daher allen weiteren Entwicklungen in dieser Angelegenheit gelassen entgegen. O-Ton: "Ich mache mir da keine Sorgen, auch nicht über [potenzielle] Regeländerungen, womit solche Designs verboten werden könnten. Wir gehen damit um."
Was aber kann passieren? Theoretisch könnte die Formel-1-Kommission, bestehend aus Vertretern von Formel 1, Weltverband und Teams, auch kurzfristig ein Verbot aussprechen. Allerdings nur, wenn eine Mehrheit von 28 der 30 Stimmen zustande kommt.
Red Bull aber ist eines der Teams, das sich bereits mit einem Nachbau zu befassen scheint. Teamchef Christian Horner meint: "Uns eröffnet sich da eine weitere interessante Möglichkeit. Wer weiß? Vielleicht kopieren wir also mal was von Aston Martin statt andersrum!"
Mit Bildmaterial von Giorgio Piola.
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