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"Aufholjagden waren mal": Wieso selbst Bottas kaum überholte

Die Mercedes-Stars und Max Verstappen haben gezeigt, wie schwierig das Überholen 2018 ist: Wieso das Problem wieder größer wurde und was man tun kann

Nico Hulkenberg, Renault Sport F1 Team R.S. 18, leads Valtteri Bottas, Mercedes AMG F1 W09

Foto: Zak Mauger / Motorsport Images

Der Kampf um den Sieg zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton hat es gezeigt: Beim Saisonauftakt in Melbourne waren Überholmanöver fast unmöglich. Denn der Ferrari-Pilot, der durch seinen cleveren Stopp in der Virtual-Safety-Car-Phase an die Spitze gespült wurde, hätte das Rennen unter normalen Umständen nie gewonnen. Und selbst eine dritte DRS-Zone - ein Novum in der Formel-1-Geschichte - konnte daran nichts ändern.

"Um nichts in der Welt hätte ich ihn überholen können, ich bin mit all meinem Können, meinen Mitteln nicht einmal nahe gekommen, um mit ihm kämpfen zu können", sagt der Brite völlig desillusioniert. "In den Kurven habe ich ihn eingeholt, aber auf den Geraden war er schneller. Vielleicht ist es ja bei den kommenden Rennen anders."

Hamiltons Hoffnung rührt daher, dass es nur auf einem Kurs im Kalender schwieriger ist zu überholen als im Albert Park: Und zwar in Monaco. Doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dieses Jahr noch schwieriger ist, an einem Rivalen vorbeizugehen. Die Statistik zählte zwar dieses Jahr fünf Überholmanöver, während es im Vorjahr nur zwei waren, aber neben der zusätzlichen DRS-Zone sprach dieses Jahr auch Valtteri Bottas' 15. Startplatz für ein Rennen mit mehr Positionsverschiebungen auf der Strecke.

Drei von fünf: Bottas sorgt für die meisten Überholmanöver

Tatsächlich sorgte der Finne für mehr als die Hälfte aller Überholmanöver - mit einem Auto, das im Vergleich zu seinen Konkurrenten drückend überlegen war. "Er hat Lance Stroll, Esteban Ocon und Stoffel Vandoorne überholt - und damit mehr Leute als alle anderen", bestätigt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Und dann hatte er Glück mit dem Safety-Car, denn sonst hätte er es nicht in die Top 10 geschafft." Am Ende reichte es für den Finnen für Platz acht.

Hat selbst die dritte DRS-Zone - für Motorsportpuristen, die "echte" Überholmanöver sehen wollen, ein Gräuel - gar nicht geholfen? "Es hat ein bisschen geholfen, aber der Unterschied war gering", seufzt Bottas. "Dieses Jahr ist es schwieriger, einem anderen Auto zu folgen. Man verliert bereits Abtrieb, wenn man drei Sekunden hinter dem anderen ist, aber ab einer Sekunde wird es dann Zehntel für Zehntel immer schlimmer."

Wolff führt das darauf zurück, dass sich "das Feld enger zusammengeschoben hat. Dass ein Fahrer durch das Feld pflügt, wird es nicht mehr geben. Willkommen in der neuen Welt!" Der Abstand von den Topteams zum Mittelfeld hat sich aber - zumindest auf Basis des Qualifying-Resultats von Melbourne - kaum verändert: 2017 führte Haas-Pilot Romain Grosjean mit 1,9 Sekunden Rückstand die Verfolger in der Startaufstellung an, dieses Jahr war es Teamkollege Kevin Magnussen mit etwas mehr als zwei Sekunden Rückstand auf Hamilton.

Verstappen sauer: Hätte Fernseher abgedreht

In Melbourne musste man ungefähr um diese zwei Sekunden schneller sein, um an einem Konkurrenten vorbeizugehen. Kein Wunder also, dass sich Hamilton bei Vettel so schwer getan hat. Oder Red-Bull-Pilot Max Verstappen am Anfang mit Haas-Pilot Magnussen und später mit McLaren-Star Fernando Alonso.

"Ich hätte den Fernseher abgedreht", ärgert sich der Niederländer, der normalerweise kaum Gelegenheiten für ein mutiges Manöver auslässt. "Es ist hier ein bisschen wie in Monaco geworden. Man konzentriert sich auf das Qualifying und fährt das dann im Rennen nach Hause." Für den Red-Bull-Piloten war das Rennen daher zermürbend: "Man gibt sein Bestes, ist ständig im DRS-Bereich, kann aber nichts tun, auch wenn man um 1,5 Sekunden schneller ist."

 

Dass Überholmanöver dieses Jahr noch schwieriger sind als 2017, als durch das neue Reglement mit den schnelleren Autos das Heranfahren ohnehin schon erschwert wurde, führt er auf den verbesserten Abtrieb zurück, der die Autos noch einmal um eine Sekunde schneller machte. "Früher war das kein Problem, also muss es an den Autos liegen. Man müsste das Thema Abtrieb ganz anders angehen." Damit spielt er möglicherweise darauf an, dass der Großteil des Abtriebs von der Aerodynamik, anstatt von den Reifen generiert wird. Und die funktioniert nur dann perfekt, wenn sie nicht durch Luftverwirbelungen durch den Vordermann gestört wird.

Reglementrevolution 2017 eine Sackgasse?

Nachdem die Designer im Vorjahr immerhin noch mit einem leeren Blatt Papier an das neue Reglement herangehen mussten und dadurch zwangsläufig Fehler passieren, sind die aktuellen Autos schon wieder so ausgereizt, dass sie auf Verwirbelungen noch empfindlicher reagieren.

 

"Die Autos sind aerodynamisch einfach zu sensibel, die Kurvengeschwindigkeiten zu hoch, die Bremszonen zu kurz, also sind Zweikämpfe sehr schwierig", bestätigt Renault-Pilot Nico Hülkenberg. Auch das Gewicht der Autos (733 Kilogramm inklusive Fahrer) ist ein nicht unwesentlicher Faktor: Sie sorgen dafür, dass die beim Hinterherfahren ohnehin schon leidenden Reifen noch schneller überhitzen und die Piloten dem Vordermann ebenfalls nicht folgen können.

Wird der Albert Park umgebaut?

Kein Wunder also, dass Liberty-Media-Manager Ross Brawn längst laut darüber nachdenkt, die Autos leichter, aber auch wieder langsamer zu machen, um mehr Zweikämpfe zu ermöglichen. Erst dann wird es vermutlich auch möglich sein, DRS loszuwerden. Außerdem erwägt man, an den Rennstrecken Hand anzulegen: In Abu Dhabi sind bereits Änderungen geplant, aber auch in Melbourne wurde in Erwägung gezogen, die Kurven 11 und 12 mit einer engen, nach hinten verschobenen Linkskurve zu ersetzen.

"Man sollte sich das anschauen", findet Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der auch andere Ideen hat. "Man könnte auch die erste Kurve enger machen und eine größere Bremszone machen, denn die sind zu kurz, vor allem beim heutigen Tempo der Autos." Der Brite ist überzeugt, dass das Streckenlayout einen großen Teil dazu beiträgt, dass die Saison mit so wenigen Überholmanövern losgegangen ist: "Selbst Bottas ist in seinem so überlegenen Auto von Platz 15 nur auf Platz acht gekommen. Das wäre auf anderen Strecken nicht der Fall gewesen."

FIA-Rennleiter Charlie Whiting offenbart, dass tatsächlich über Änderungen nachgedacht wird: "Wie haben ein paar Änderungen mit dem Veranstalter AGPC besprochen, und es gibt ein Projekt, das umgesetzt werden könnte. Ich habe das vor ein paar Jahren angestoßen." Doch die Umstände gelten als Herausforderung: "Man darf nicht vergessen, dass wir hier in einem Park mit öffentlichen Straßen fahren, also ist es keine einfache Strecke."

Piloten hängen an Melbourne

AGPC-Boss Andy Westacott bestätigt: "Wir haben auf der einen Seite der Strecke einen See und auf der anderen Seite Gebäude und das Parkgebiet, zu dem auch ein 60 Jahre altes Stadion zählt. Daher sind nur geringfügige Änderungen möglich. Wir denken derzeit nicht einmal über Änderungen nach, aber wir besprechen das gerne mit Experten, wenn eine bessere Show verlangt wird."

Force-India-Betriebsleiter Otmar Szafnauer wirft eine einfachere Lösung ein: "Vielleicht sollten wir wieder in Adelaide fahren." Doch der Kurs im Albert Park, auf dem seit 1996 der Grand Prix von Australien ausgetragen wird, ist vielen Piloten ans Herz gewachsen. "Ich möchte diese Strecke auf keinen Fall verlieren", meint Sieger Hamilton. "Auch die Stadt und der Event sind großartig." Und auch Bottas, der im Rennen wie sein Teamkollege unter der Streckenführung litt, outet sich als Fan: "Die Strecke hat Charakter. Es wäre schade, wenn wir sie umbauen. Klar könnte man das Überholen erleichtern, aber ich bin da gespalten."

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