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Autobomben, Trickbetrug, Flucht vor der Justiz: So kam Briatore in die Formel 1

Flavio Briatore hatte ein bewegtes Leben hinter sich, als er 1988 im Formel-1-Paddock aufschlug und niemanden kannte – außer seinem New Yorker Mieter

1. Michael Schumacher, Benetton, mit Flavio Briatore, Benetton, Teamchef

1. Michael Schumacher, Benetton, mit Flavio Briatore, Benetton, Teamchef

LAT Images

Als Flavio Briatore 1989 als neuer Benetton-Teamchef in der Formel 1 aufschlug, kannte den extravaganten Modemanager mit dem gebrochenen Englisch niemand. Auch er hatte keine Ahnung von Motorsport und hätte Ayrton Senna für einen Fußballer halten können. Erst wenige Monate zuvor war er zum Australien-Grand-Prix nach Adeleide eingeladen worden. "Und ich hatte nie zuvor in meinem Leben ein Rennen gesehen", erzählt Briatore in Nico Rosbergs Podcast 'Beyond Victory'.

Schließlich gab es in Briatores Lebenslauf bis dato keine Berührungspunkte mit der Formel 1. Der Sohn eines Lehrer-Ehepaars aus dem verschlafenen Örtchen Verzuolo nahe der französischen Grenze hatte sich nach einer Ausbildung zum Landvermesser mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen. Einmal war er Skilehrer, ein anderes Mal eröffnete er ein Restaurant namens Tribula, das kurz darauf wieder schließen musste. Erst ein Job als Versicherungsmakler brachte Briatore auf die Erfolgsspur.

Er lernte so den Bauunternehmer Attilio Dutto kennen. Das Duo übernahm eine Lackfabrik, die zuvor einem auf mysteriöse Weise im Gefängnis verstorbenen Banker gehört hatte. Als Dutto bei der Detonation einer Autobombe ums Leben kam, war auch diese Episode vorbei, Briatores Unternehmer aber geweckt. Er zog sich zurück und hielt sich eine Zeit als DJ über Wasser, um anschließend nach Mailand zu ziehen und sich als Aktienhändler zu versuchen – allerdings mit mäßigem Erfolg.

Umso lukrativer waren Briatores Ausflüge ins Kasino. Als Profi-Pokerspieler verdiente er gut und knüpfte Kontakte unter den Reichen und Schönen der Modemetropole. Doch nicht legal: Wegen Falschspielerei wurde er 1984 zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Später fand die Justiz heraus, dass Briatore federführend an einer Abzockmasche beteiligt war, bei der wohlhabende Zocker zu Dinner-Partys mit illegalen Poker-Runden im Hinterzimmer eingeladen wurden.

Was der Gast nicht wusste: Außer ihm steckten alle Spieler mit Flavio Briatore und seinen Kollegen unter einer Decke, die Karten waren gezinkt. Die Jetons wanderten unablässig in ihre Richtung. Um der Haftstrafe zu entgehen, entschwand der damals 37-Jährige mit Hilfe wohlhabender Freunde auf die Amerikanischen Jungferninseln – ein vor der Justiz geschütztes Steuerparadies in der Karibik.

 

Briatore, der den Modeunternehmer Luciano Benetton in Mailand kennengelernt hatte, eröffnete für ihn Ladengeschäfte auf den Inseln und später auf dem US-amerikanischen Festland. Schnell wurden es mehrere hundert und der einstige Pleitewirt aus der Provinz zum Multi-Millionär mit Wohnsitz in New York. Dank einer Generalamnestie in Italien durfte er wieder bedenkenlos reisen. Doch Ende 1988 war ihm in seinem Job langweilig geworden. Er suchte dringend eine neue Herausforderung.

Benetton lud Briatore nach Australien ein, damit er sich anschaut, ob das junge Formel-1-Projekt des Konzerns nicht etwas für ihn wäre. "Ich kannte absolut niemanden. Mit Ausnahme von Jackie Stewart", erinnert sich Briatore an seinen ersten Besuch im Paddock. "Er wohnte in einem Gebäude in New York, das mir gehörte. Deswegen habe ich ihn immer im Aufzug gesehen – und in den USA war ein Rockstar, weil er für Ford gefahren war." Doch Briatore fand Gefallen an der Formel 1.

Benetton übergab ihn wenig später die Verantwortung für die kommerziellen Belange der Mannschaft. Doch dabei beließ es Briatore nicht. Teamchef Peter Collins, der der Überzeugung war, bei dem laut tönenden Italiener handele es sich um den neuen Berater von Lucianos Sohn Alessandro Benetton und nicht um einen weiteren Geschäftsführer, geriet sofort mit ihm aneinander.

"Schon nach fünf Tagen hatte ich mich mit dem Kerl in den Haaren", sagt Briatore und nennt Collins' Führungsstil einen "Witz". Er bat die Chefetage darum, ihn zu feuern, was prompt geschah. Collins aber war eng mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone befreundet, der von der Sache Wind bekam, sich bei Briatore beschwerte und die Wiedereinstellung seines Kumpels am Telefon zu erwirken versuchte. Er könne niemanden nach fünf Tagen feuern. Briatore antwortete ihm nur: "Finito!"

Briatore nahm die neue Aufgabe extrem ernst und zog für seinen neuen Job nach London, wo er sich das Apartment mit Alessandro Benetton teilte – dessen Berater er aber tatsächlich nicht war. "Ich hatte einen eigenen Chauffeur [um täglich zur Teamfabrik nach Whitney zu kommen]. Er hat allerdings nie die richtige Straße genommen, sondern sich ständig verfahren", erzählt Briatore. Den Mitarbeitern verklickerte er, sie könnten nicht um sechs Uhr abends Feierabend machen und in den Pub ziehen. Aus einem kleinkriminellen Gelegenheitsjobber war Flavio Briatore geworden …

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