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Ayrton Senna: Wie er Nigel Mansell 1992 zum Weltmeister gemacht hat

Die bisher weitgehend unbekannte Geschichte, warum Ayrton Senna den fertigen Williams-Vertrag für die Formel-1-Saison 1992 nicht unterschrieben hat

Es klingt paradox, ist aber so: Ayrton Senna hat Nigel Mansell indirekt zum Formel-1-Weltmeister 1992 gemacht. Denn der überlegene Williams-Renault FW14B, mit dem Mansell seinen einzigen Titel holte, war eigentlich schon für Senna reserviert - doch der warf seine Entscheidung im August 1991 in letzter Minute noch über den Haufen.

Das verrät Sennas damaliger Manager Julian Jakobi in einem Interview mit dem Podcast 'Beyond the Grid'. Laut Jakobi ahnte sein Schützling schon 1991, dass Honda auf dem absteigenden Ast war. Senna sei deswegen "besorgt" gewesen - und beauftragte sein Management, Verhandlungen mit Frank Williams und Patrick Head, den Chefs des aufsteigenden Williams-Teams, aufzunehmen.

Senna hatte 1991 die ersten vier Saisonrennen gewonnen, doch danach kam die Kombination Mansell-Williams-Renault immer stärker auf. Mansell hatte von den letzten fünf Rennen drei gewonnen und war zweimal Zweiter geworden, als der Formel-1-Tross zum Grand Prix von Belgien reiste, dem elften WM-Lauf.

Dort präsentierte Jakobi Senna sowohl einen Williams- als auch einen McLaren-Vertragsentwurf. "Ayrton hatte das Gefühl, dass er zu Williams gehen sollte. Beide Verträge waren unterschriftsreif", erinnert sich der Manager. "Am Sonntagmorgen dachten wir alle, dass er bei Williams unterschreiben würde."

Honda-Präsident überredete Senna am Telefon

"Aber dann stellte sich heraus, dass er über Nacht mit Kawamoto, der in Japan war, telefoniert hatte. Am Sonntagmorgen kam er rein und sagte, dass er noch ein Jahr bleiben wird", erzählt Jakobi. Nobuhiko Kawamoto war der Präsident von Honda, und mit Honda verband Senna immer eine viel engere Beziehung als mit McLaren und Teamchef Ron Dennis.

"Sein Instinkt sagte ihm, dass er früher zu Williams wechseln sollte, aber er war gegenüber Kawamoto loyal", sagt Jakobi. Senna und der japanische Automobil-Boss standen sich "sehr nahe" - was kein Wunder ist: Honda hatte Senna Ende 1987 von Lotus zu McLaren gebracht und danach mit dem Brasilianer drei WM-Titel gewonnen. In Japan galt Senna als Volksheld.

Senna hat die Entscheidung gegen Williams und pro McLaren letztendlich "selbst" getroffen: "Wir konnten ihm nur beide Alternativen vorlegen", so Jakobi. "Also blieb er 1992 bei McLaren. Er hätte da schon wechseln können. Dann wäre Nigel wahrscheinlich nicht dort gewesen - im Jahr, in dem er Weltmeister wurde! Weil Ayrton einen Rückzieher machte, konnte Mansell bleiben."

1992 kämpfte Senna dann bei McLaren mit stumpfen Waffen. Zwar gelang McLaren mit dem elektronischen Gaspedal ("Drive by Wire") noch ein Coup, doch bei den technisch innovativen Fahrhilfen, die in jener Zeit in der Formel 1 dominant waren, war Williams die Nummer 1. Und der Renault-Motor war das bessere Gesamtpaket als jener von Honda.

Letztendlich entschied der Honda-Konzern, das Formel-1-Programm zu beenden. Pikantes Detail: "Sie sagten es Ayrton drei Monate bevor sie es Ron sagten", berichtet Jakobi. "Er war am Boden zerstört. Also mussten wir für 1993 ein anderes Cockpit suchen." Besonders bitter: Bei Williams hatte zu dem Zeitpunkt bereits Erzrivale Alain Prost unterschrieben.

Alain Prost, Nigel Mansell, Ayrton Senna

Silverstone 1991: Prost im roten Ferrari, Mansell nimmt Senna als Passagier mit

Foto: Rainer Schlegelmilch

Jakobi: Sowohl Sennas als auch Prosts Manager

Prost hatte McLaren Ende 1989 verlassen und Senna, inzwischen auf Ferrari, 1990 einen heißen Kampf um den WM-Titel geliefert. 1991 ging's sportlich bergab, und dass Prost den Ferrari als "Lastwagen" schimpfte, kam bei Teamchef Cesare Fiorio gar nicht gut an. Der "Professor" wurde vorzeitig entlassen - obwohl er für 1992 noch einen gültigen Ferrari-Vertrag hatte.

Jakobi war damals mittendrin im Geschehen. Er war nicht nur Sennas, sondern auch Prosts Manager. "Alain wurde dafür bezahlt, das Jahr 1992 zu Hause zu bleiben", lacht er. "Ayrton fand es immer sehr lustig, dass ich es geschafft hatte, dass ein Fahrer ein Jahr lang sein volles Gehalt dafür bekommt, rein gar nichts zu tun."

Zwar würde Senna dafür kein Geld sehen, aber nach dem Ausstieg von Honda und weil bei Williams kein Platz frei war, gingen ihm die Optionen aus. "Er dachte über ein Jahr Auszeit nach, genau wie es Alain 1992 gemacht hatte", verrät Jakobi. Die Entscheidung, den Helm zumindest vorübergehend an den Nagel zu hängen, sei "ziemlich nahe" gewesen.

Es bedurfte einer Krisensitzung im Februar 1993 im Büro von Philip Morris in Genf, um Senna zum Weitermachen zu bewegen. Gastgeber John Hogan, der für das Marlboro-Sponsoring verantwortlich war, trommelte alle relevanten Personen bei sich zusammen. Auch Senna, Jakobi - und, nebenbei bemerkt, einen jungen Marlboro-Manager namens Maurizio Arrivabene.

Senna hatte schon 1993 Angst vor Schumacher

"Es war viel Überzeugungsarbeit nötig, Ayrton dazu zu bringen, weiter zu fahren", erinnert sich Jakobi. Erstens war Senna besorgt, dass McLarens neuer Motorenpartner Ford die besten Motoren an Michael Schumachers Benetton-Team geben würde. Zweitens musste Dennis jetzt für die Ford-Motoren bezahlen, weswegen er Senna nur noch fünf Millionen US-Dollar Gage bieten konnte.

Das war eine Demütigung für den bis dahin bestbezahlten Fahrer der Formel 1. Aber an jenem Tag in Genf wurde eine unkonventionelle Lösung gefunden: "Ayrton sagte dann, dass er nur die ersten fünf Rennen fährt. Da wurde es still im Raum. [...] Also wurde ein Vertrag für fünf Rennen vereinbart, mit einer Million Gage pro Rennen. Danach würde man weitersehen."

Der Rest ist Geschichte: Senna und Dennis hantelten sich von Rennen zu Rennen, darunter Klassiker wie der Regen-Grand-Prix in Donington. Letztendlich war gegen Prost im Williams aber kein Kraut gewachsen. Senna feierte beim Saisonfinale in Adelaide, bei seinem Abschiedsrennen für McLaren, noch einen historischen Sieg: McLaren war jetzt Nummer 1 der ewigen Siegerliste der Formel 1.

Was lange nicht bekannt war: "War sein Geld am Mittwoch nicht da, kam er nicht. Das ist zweimal passiert", lacht Jakobi. Zum Beispiel beim vierten Saisonrennen in Imola. Jakobi: "Er kam einen Tag zu spät. Jo Ramirez fuhr nach Rom, um ihn mit dem Heli abzuholen - fuhr aber zum falschen Flughafen! Dann fuhr Ayrton das erste Training und schmiss das Auto gleich mal in die Mauer."

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Mit Bildmaterial von LAT.

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