"Bouncing": Warum Monza für Mercedes besser ist als Spa
George Russell glaubt vor dem Grand Prix von Italien 2022, dass Mercedes in Monza deutlich besser aussehen könnte als beim Grand Prix von Belgien
George Russell ist davon überzeugt, dass Mercedes in der Formel-1-Saison 2022 weiterhin "riesige Fortschritte" macht, und rechnet sich insgeheim sogar noch Chancen aus, einen Grand Prix zu gewinnen. Während manche Experten der Ansicht sind, dass Zandvoort die beste Chance für den W13 gewesen sein könnte, sieht Russell durchaus noch andere Strecken, die Mercedes entgegenkommen sollten.
Es gebe zwar keine Strecke, die besonders als Mercedes-geeignet herausrage, sagt Russell, nennt dann aber doch zwei. Erstens: "Singapur. Könnte interessant werden, ist andererseits aber eine Strecke, auf der sich Mercedes in der Vergangenheit oft schwergetan hat. Und die Stadtkurse waren dieses Jahr bisher nicht so gut für uns."
Zweitens: "Ich denke, Austin könnte eine Strecke sein, die uns entgegenkommt." Womit er übrigens eine ganz andere Ansicht vertritt als Toto Wolff, der in Zandvoort gesagt hat, dass er noch mit einigen sehr schwierigen Strecken für Mercedes rechne, und Austin "könnte so ein Rennen sein. Darüber haben wir schon gesprochen."
Russell: Lieber Rennen gewinnen als die Vize-WM
Indes wird manchmal vergessen, dass Russell noch mittendrin steckt im Kampf um Platz 2 in der Fahrer-WM. Aktuell steht er bei 188 Punkten auf P4, nur 13 Punkte hinter Charles Leclerc und Sergio Perez. Doch P2 ist für seine Fans wahrscheinlich wichtiger als für ihn selbst. Denn: "Wir sind hier, um zu gewinnen. Niemand erinnert sich mal dran, wer Zweiter in der WM war."
"Wenn ich die Wahl habe, ob ich noch ein paar Rennen gewinne, dafür aber außerhalb der Top 3 lande, oder ohne Siege in die Top 3 komme, dann nehme ich immer die Siege. Für das Team ist es schon wichtig, dass wir Ferrari in der Konstrukteurswertung überholen. Aber mich interessiert nur der Titel. Und das ist für das Team nicht mehr möglich."
Mercedes hat in Zandvoort weitere elf Punkte auf Ferrari gutgemacht. Der Rückstand beträgt aktuell 30 Punkte. Rein theoretisch kann ein Team bei sieben noch ausstehenden Grands Prix 322 Punkte sammeln. Das zeigt, dass es keineswegs unrealistisch ist, Ferrari noch zu überholen. In Baku hat Mercedes an einem einzigen Rennsonntag 27 Punkte auf Ferrari aufgeholt.
Warum Monza besser werden könnte als Spa
Doch jetzt steht erstmal Monza auf dem Programm. Eine Low-Downforce-Strecke, die Spa in vielerlei Hinsicht ähnlich ist - und in Spa stand Mercedes auf verlorenem Posten. Aber: "Am meisten 'Bouncing' hatten wir in Spa gar nicht in den schnellen Kurven, sondern in Kurve 15. Die ist sehr wellig, und da war unser Unterboden zu nah am Asphalt."
"Eau Rouge hingegen war überhaupt kein Problem, dort hatten wir keinerlei Einschränkung. Außerdem sehen wir auch bei Ferrari, dass sie immer noch ziemlich hart aufsetzen. Wenn unser Unterboden so aufsetzt wie in Spa und wir das Auto höherstellen müssen, wird es schwierig. Aber Monza wurde teilweise neu asphaltiert. Das könnte helfen."
Dazu kommt: "Die schnellste Kurve hier ist Tempo 190. In Silverstone reden wir da von 290 km/h. Das wird uns helfen. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass unsere Performance auch nur annähernd so gut sein wird wie in Zandvoort. Sie wird auch nicht so schlecht sein wie in Belgien. Aber eher wie Spa als wie Zandvoort", fürchtet er.
Reifen: Die große Stärke des Mercedes W13
"Red Bull wird schneller sein, das ist gar keine Frage. Die haben alles unter Kontrolle", sagt Russell. "Wir haben aber die Chance, mit Ferrari zu kämpfen. In Zandvoort waren wir richtig schnell. Aber die Chance auf den Sieg hatten wir nur wegen der Einstoppstrategie und weil wir so gut mit den Reifen haushalten. Red Bull und Ferrari wären mit einem Stopp nicht durchgekommen. Wir schon."
Eine Charakteristik des W13, die im Qualifying auf eine Runde eher kontraproduktiv ist, beim Reifenschonen auf die Renndistanz aber hilft: "Wir sind sehr gut im Temperaturmanagement", bestätigt Russell. "Im Qualifying spielt das gegen uns, zumindest in der Theorie. Wobei wir noch nicht genug darüber wissen, um das mit Sicherheit zu sagen."
"Einige der Mittelfeldautos bringen mehr Temperatur in die Reifen, können daher ihre Out-Laps langsamer fahren und haben dadurch mehr Performance auf eine schnelle Runde. Wir hingegen machen den weichen Reifen und seine Oberfläche manchmal schon in der Out-Lap ein bisschen kaputt. Das erleben wir ziemlich oft."
Wolff: Der "Fallschirm" muss weg!
Viel wichtiger ist für Mercedes im Hinblick auf 2023 aber das aerodynamische Gesamtkonzept des Fahrzeugs. Lewis Hamilton hat die Effizienz des W13 in der Vergangenheit so beschrieben, dass er das Gefühl hat, auf den Geraden werde er von einem Fallschirm gebremst. Oder, in anderen Worten: Der Luftwiderstand ist zu hoch.
"Wir denken dran, den Heckflügel komplett runterzunehmen, um auf den Geraden weniger verwundbar zu sein", meint Teamchef Toto Wolff augenzwinkernd. "Wir haben ein Auto, das viel zu viel Luftwiderstand produziert - und den Anpressdruck dort, wo wir ihn nicht brauchen. Das können wir so schnell nicht ändern. Aber für nächstes Jahr."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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