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"Bullshit!": Williams-Legenden streiten über Aufstieg 1979

Wie ist es Williams im Jahr 1979 mit dem legendären Ground-Effect-Auto FW07 gelungen, an die Spitze der Formel 1 zu kommen und durch Clay Regazzoni den ersten Sieg einzufahren? Darüber scheiden sich die Geister.

Clay Regazzoni, Williams FW07

Clay Regazzoni, Williams FW07

Sutton Images

"Die Art und Weise, wie es der liebe Frank erzählt, ist wirklich Bullshit", schießt Technikchef-Legende Patrick Head gegenüber 'Motorsport.com' auf den damaligen Designer Frank Dernie, der sich den Erfolg in der äußerst sehenswerten Dokumentation "Williams" (inzwischen auf Netflix) auf seine Fahnen schreibt. "Wer hätte das gedacht?", stichelt Head weiter gegen seinen Ex-Kollegen.

Doch wie lautet Dernies Version des wundersamen Williams-Aufstiegs? Das Team hatte das Ground-Effect-Auto schon ab dem Grand Prix von Spanien 1979 im Einsatz, doch erst vier Rennen später - beim Heimrennen in Großbritannien - gelang der Durchbruch. Durch eine wundersame Entdeckung Dernies im Windkanal, wenn man dem Briten Glauben schenkt.

"Den wirklichen Unterschied hat ein Verkleidungsteil entlang des Motors gemacht, das den Luftstrom bis zum Heck des Autos aufrecht erhalten hat", erzählt Dernie im Williams-Film. "Ich habe das unmittelbar vor Silverstone im Jahr 1979 im Windkanal getestet. Das war der größte Leistungssprung, den ich je bei einem Auto gesehen habe. Ich habe sofort die Teile gezeichnet, und wir haben sie gefertigt, um sie in Silverstone zu verwenden."

Patrick Head: Warum Dernies Version nicht stimmen kann

Das Auto war plötzlich um rund eineinhalb Sekunden schneller als davor und nur ein Motorschaden bei Alan Jones verhinderte einen klaren Doppelerfolg. Nach dem Heimtriumph siegte man auch noch bei vier der verbleibenden sechs Saisonrennen. Doch warum zweifelt Head an Dernies Erzählung?

Laut dem ehemaligen Williams-Mitbesitzer wurde der FW07 in nur einer Woche im Windkanal des Imperial College in London entwickelt, in dem übrigens auch das erste echte Ground-Effect-Auto der Formel 1, der Lotus 79, entstand war. Im Vorfeld des Grand Prix in Silverstone 1979 hatte das Team laut Head gar keinen Zugriff auf einen Windkanal. "Wir haben diesen kleinen Windkanal von Specialized Holdings gekauft, aber der ist erst drei Monate nach dem Großbritannien-Grand-Prix nach Didcot geliefert worden", blickt Head zurück. "Es hat dann sechs Monate gedauert, ihn zum Laufen zu bringen. Es ist daher unmöglich, dass Frank all das - so wie er es erzählte - in diesem Windkanal entwickelt hat."

Laut Head waren die Teile des neuen Autos am Anfang schlicht noch nicht perfekt aufeinander abgestimmt, wodurch der Leistungssprung zunächst auf sich warten ließ. "Als wir mit dem Unterboden des Autos fertig waren, da passte der ganz vernünftig zum Motor, aber nicht gut genug, um alles wirklich abzudichten", mangelte es laut Head an der entscheidenden Sogwirkung. "Es war immer geplant gewesen, das zu lösen, aber wir sind erst vor dem Großbritannien-Grand-Prix dazugekommen. Das hat dann eine Sekunde pro Runde gebracht. Aber nur, weil es die untere Seite des Autos besser abgedichtet hat."

Head: Alle wollen für Williams-Wunder verantwortlich sein

Dass sich nun Dernie für den Durchbruch des Teams verantwortlich fühlt, sei für Head nichts Neues. "Ich habe bereits von sechs Leuten gehört, dass sie sich das auf ihre Fahnen schreiben", erzählt der Brite. "Und ich habe einen Artikel von Ross Brawn gelesen, wo sogar er das tut." Tatsächlich war der ehemalige Mercedes-Teamchef damals Aerodynamiker bei Williams - es war sein erster Job in der Formel 1.

"Wer hat gesagt, dass der Erfolg viele Väter hat?", lacht Head. "Ich glaube, es war Mark Twain oder so. Ist ja egal. Es gibt jedenfalls viele Leute, die sich als Urheber sehen. Ich gehöre übrigens auch dazu."

Warum Entwicklungsschritte wie damals kaum noch möglich sind

Doch ist es in der heutigen Formel 1 überhaupt noch möglich, einen derartigen Sprung nach vorne zu machen? "Ich glaube, dass so etwas heute sehr unwahrscheinlich wäre", antwortet Head. Und sein Nachfolger, der aktuelle Williams-Technikchef Paddy Lowe stimmt ihm zu: "Damals konnte man auf einen Schlag zwei Sekunden gewinnen, aber da die Formel 1 in der Zwischenzeit größer, professioneller und raffinierter geworden ist, werden diese Möglichkeiten immer kleiner."

Als eine der letzten Entwicklungen dieser Art fällt Lowe der F-Schacht ein, den McLaren vor acht Jahren erfand, als er dort Technikchef war. "Das hat sechs Zehntel gebracht", erinnert er sich. "Aber so etwas gibt es nur noch ganz selten."

Als Grund dafür nennt Lowe die technologische Entwicklung und die größeren Budgets der Gegenwart. "Vor 20 oder 30 Jahren waren unsere Ressourcen das einschränkende Element - also die Anzahl der Mitarbeiter, die Technologie. Heute setzt uns das Reglement die Grenze. Der Durchbruch würde immer über die Interpretation des Reglements gelingen, nicht durch die Technologie."

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