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Carlos Sainz exklusiv: Wie sich sein Leben als Ferrari-Fahrer verändert hat

Im exklusiven Interview spricht Carlos Sainz über seine wenig glamouröse Vertragsunterzeichnung im Pyjama, die Tifosi und sein Leben in Maranello

Im Leben eines Rennfahrers gehört die Unterzeichnung eines Formel-1-Vertrags bei Ferrari wohl zu den wichtigsten Momenten überhaupt. Doch für Carlos Sainz, den jüngsten Neuzugang des Traditionsrennstalls, gestaltete sich dieses Ereignis weniger formell und glanzvoll, als man es vielleicht erwarten würde.

Es gab keine große Zeremonie in Maranello und ein feierliches Mittagessen mit seinen neuen Chefs. Stattdessen wurde er an einem ganz normalen Morgen, als er gerade aus dem Bett gestiegen war, zum offiziellen Ferrari-Fahrer ernannt.

"Es ist eigentlich eine lustige Geschichte, denn es war eine lange Verhandlungsphase", verrät Sainz in einem exklusiven Interview mit 'Motorsport.com' über den Moment, in dem er zum Ferrari-Fahrer wurde. "Es war während Corona, also wurden alle Gespräche per Zoom und Telefon geführt, was alles ein bisschen komplizierter machte."

Vertragsunterzeichnung im Pyjama

"Wir mussten uns an die Situation anpassen, und ich habe den Vertrag auf genau demselben Tisch unterschrieben, auf dem ich jetzt hier in Madrid dieses Interview gebe, in dem kleinen Büro, das wir in unserem Haus haben", erklärt der Spanier.

"Wir hatten den Lockdown mit der Familie verbracht, und dann wache ich eines Tages gegen 8 Uhr morgens auf und bin noch im Schlafanzug. Ich komme in dieses Zimmer und sehe, dass mein Vater mit einem Stift bereitsteht. Er sagt: 'Du musst hier unterschreiben: Das ist der Ferrari-Vertrag. Und wenn du unterschreibst, ist es erledigt.'"

"Also unterschrieb ich um 8 Uhr morgens in meinem Pyjama, gleich nach dem Aufwachen! Ich sagte: 'Okay, dir auch einen guten Morgen.'" Es war also ein etwas anderer Start in Sainz' neues Abenteuer mit Ferrari, das mit einem ersten Test in Fiorano in einem 2018er-Auto Anfang des Jahres richtig Fahrt aufnahm.

Natürlich gab es, wie in jeder Formel-1-Saison, einige Höhen und Tiefen und Aspekte des Autos, mit denen der 27-Jährige nicht ganz zufrieden war, aber er hat sich als Ferrari-Fahrer gut eingelebt. Was ihn dabei besonders überraschte, war die Tatsache, wie er von anderen wahrgenommen wird - vor allem, wenn er die Tifosi trifft.

"Es ist wahr, dass die Fans in Italien sehr leidenschaftlich und sehr respektvoll sind, und zwar auf eine Art und Weise, die ich nicht erwartet hatte", gesteht Sainz. "Selbst wenn sie dich berühren oder dir die Hand schütteln, ist das für sie etwas ganz Besonderes."

"Sie respektieren dich wirklich, und sie stellen dich aus irgendeinem Grund auf ein Podest, und das ist ziemlich beeindruckend. Sie werden super nervös, wenn du in ihrer Nähe bist, und das ist ein Gefühl, das ich als Fahrer noch nie erlebt habe: wie nervös die Leute werden, wenn du in ihrer Nähe bist", wundert er sich.

Wie Sainz mit Fans und Medien umgeht

"Ich klopfe ihnen auf den Rücken und sage: 'Komm schon, ich bin 27 Jahre alt, genau wie du, entspann dich einfach und mach die Fotos.' Aber ich nehme ihnen oft das Handy weg, um selbst zu fotografieren. Es ist verrückt und ich liebe es."

"Sie sind auch super lustig mit den Dingen, die sie sagen, also hat sich das Leben ein bisschen verändert, aber gleichzeitig habe ich es geschafft, ein gutes Gleichgewicht zu halten."

Charles Leclerc, Carlos Sainz

Als Ferrari-Fahrer steht Sainz heute stärker im Rampenlicht als früher

Foto: Motorsport Images

Es sind aber nicht nur die Fans, die Sainz jetzt, wo er Ferrari-Fahrer ist, auf eine andere Art und Weise beobachten. Die italienische Marke steht viel mehr im Rampenlicht der Medien als andere Teams - vor allem in Italien - und das bringt fast schon zwangsläufig eine Veränderung des eigenen Verhaltens mit sich.

Denn Sainz weiß, dass er jetzt genau nachdenken muss, was er sagt, denn eine einzige unbedachte Bemerkung kann ausreichen, um eine Geschichte aus dem Ruder laufen zu lassen.

"Es ist interessant, wie kleine 'Nachrichten' zu großen 'Nachrichten' werden können, nur weil man Ferrari oder ein Teil von Ferrari ist", hält der Spanier fest. "In Italien passiert das sehr oft, und ich lerne immer noch, damit umzugehen."

"Ich lerne immer noch, wie ich mich in gewisser Weise ausdrücken kann, um zu erkennen, dass es vielleicht zu einer großen Schlagzeile werden kann, wenn ich etwas auf diese Art und Weise sage anstatt auf eine andere. Als Fahrer lehre ich mich weiter darin, mit solchen Situationen umzugehen, denn das ist gar nicht so einfach."

Man fährt für Ferrari - und ganz Italien

Das gesteigerte Interesse der Fans und Medien hat Sainz gezeigt, dass das Fahren für Ferrari etwas mit sich bringt, was es in anderen Teams nicht gibt: das Gefühl, Teil von etwas viel Größerem zu sein. "Es gibt eine zusätzliche Verantwortung, die es in anderen Teams nicht gibt. Die Tatsache, dass man für ein Land fährt, ist anders."

"Es ist, als ob du gleichzeitig für Real Madrid und für Spanien spielst. Für Ferrari zu fahren bedeutet, dass man für Ferrari und für Italien fährt, und man muss sich dessen bewusst sein und die Verantwortung tragen, die damit verbunden ist."

"Aber für mich ist es eine Ehre", betont Sainz. "Italien ist ein Land, das ich liebe und in dem ich viel Zeit verbringe. Als Kind wuchs ich in Italien mit Go-Kart-Rennen auf und kannte daher die Leidenschaft, die in Italien für Ferrari herrscht, und wusste, dass viele der Kartfahrer, gegen die ich antrat, Ferrari-Fahrer werden wollten."

"Die Tatsache, dass ich es geworden bin, ist eine große Ehre und ein großes Privileg. Das ist etwas, worauf ich sehr stolz bin." Für Ferrari zu fahren, bedeutete für ihn auch, sich an ein neues Land zu gewöhnen, da Sainz nicht mehr für in Großbritannien ansässige Teams fuhr, wie zuletzt für Renault (Enstone) und McLaren (Woking).

Und obwohl oft behauptet wird, dass die Kultur bei Ferrari ganz anders sei als anderswo, sagt Sainz, dass die meisten Formel-1-Teams inzwischen ziemlich ähnlich arbeiten.

"Es gibt eine andere Art von Kultur und eine andere Art, Dinge zu tun", sagt der Ferrari-Pilot. "Aber gleichzeitig haben sich die modernen Formel-1-Teams in Bezug auf die Arbeitsweise, die Arbeitsmoral und die Professionalität stark angenähert."

Ferrari ist ganz anders und doch ähnlich

Die Gründe dafür sind selbsterklärend: "Es ist wahr, dass es heute viele multikulturelle Teams gibt. Sogar bei Ferrari gibt es viele Engländer und Amerikaner. Selbst in meiner Gruppe von Ingenieuren sind ein Amerikaner, ein Schotte, ein Spanier und ein Italiener. Das ist meine Gruppe, mit der ich jeden Tag zum Abendessen gehe."

"Das zeigt, dass sich die Formel 1 stark angenähert hat. Aber natürlich hat Ferrari seine eigene Kultur, die man verstehen muss, und seine eigene Art, Dinge zu tun, an die man sich gewissermaßen anpassen und sehen muss, wie sie funktioniert."

Carlos Sainz

Sowohl im Auto als auch im Team hat sich Sainz mittlerweile gut eingelebt

Foto: Motorsport Images

Und obwohl das Leben bei Ferrari solche Veränderungen erfordert, hat Sainz in diesem Jahr gezeigt, dass die zusätzliche Verantwortung und die Aufmerksamkeit, die er als Ferrari-Fahrer erhält, ihn nicht verändert haben. Er ist nach wie vor einer der freundlichsten, intelligentesten und wortgewandtesten Fahrer in der Startaufstellung.

Auch wenn nur wenige Menschen im Laufe der Geschichte das Glück hatten, für Ferrari zu fahren, sagt der 27-Jährige, dass es sich für ihn ganz natürlich anfühlt, einer zu sein: "Es fühlt sich echt an, wenn man es endlich realisiert und einfach damit lebt."

"Es ist eine seltsame Situation, denn eines Tages wacht man auf und sagt: 'Okay, ich werde ein Ferrari-Fahrer sein.' Wie fühlt sich das dann an? Es ist immer noch derselbe Carlos. Es ist immer noch derselbe Kerl. Es ist immer noch der gleiche Fahrer, mit der gleichen Leidenschaft, mit dem gleichen Talent, der den Job macht."

"Es ist nur so, dass du es für Ferrari tust", sagt Sainz, der weiß: "Das ist eine riesige Verantwortung, besonders wenn man in Italien fährt. Das ist überhaupt die größte Sache. Wenn du nach Monza fährst, dann wird dir plötzlich klar, was es bedeutet, ein Ferrari-Fahrer zu sein. Das spürt man überall auf der Welt."

"Aber wenn du nach Monza gehst, dann wird dir plötzlich klar: Okay, das ist riesig! Das ist sogar noch größer, als ich es mir vorgestellt habe. Aber du bist immer noch derselbe Carlos, und in diesem Punkt ändert sich nichts", betont Sainz abschließend.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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