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Carlos Sainz nach P3: "Habe in Ascari & Parabolica alles riskiert"

McLaren-Pilot Carlos Sainz "zittert" nach dem Qualifying von Italien, weil ihm seine Q3-Runde für P3 alles abverlangt hat - In Lesmo 1 wäre es fast zu Ende gewesen

"Ich zittere gerade ein wenig", gestand Carlos Sainz nach seiner Glanzvorstellung im Qualifying zum Grand Prix von Italien. Der Spanier setzte sich im McLaren auf den dritten Startplatz - sein bislang bester in der Formel 1. Mit 0,808 Sekunden Rückstand war er am Samstag in Monza der erste Mercedes-Verfolger.

"Ich habe mich seit dem Beginn des Qualifyings, seit Q1, richtig stark gefühlt." Im ersten Abschnitt des Zeittrainings schaffte Sainz direkt im ersten Versuch die viertschnellste Zeit. "Danach lief es wirklich gut. Ich konnte eine 19.6 fahren und ich wusste, das würde Top 5 bedeuten."

Exakt eine 1:19.695 Minuten drehte Sainz im entscheidenden dritten Quali-Abschnitt - auf der letzten Rille: "Ich hätte die letzte Runde fast weggeschmissen. In Lesmo 1 habe ich fast die Kontrolle über den Wagen verloren. Deshalb zittere ich auch jetzt ein wenig, weil ich in der Ascari und Parabolica alles riskieren musste."

"Dritter hinter zwei Mercedes ist sehr besonders"

Der Ritt machte sich bezahlt. "Ich musste alles reinlegen und als ich in die Ascari gefahren kam, dachte ich mir nur: 'Wow! Das war viel zu spät!'" Sainz konnte die Runde dennoch zu Ende bringen und im Qualifying-Duell gegen Lando Norris (P6) auf 4:4 stellen.

Sein Geheimnis für die Fabelrunde: "Ich hatte seit Q1 ein gutes Gefühl im Auto und die Wahrheit ist: Wenn ich mich auf dieser Strecke im Wagen wohlfühle, dann bin ich schnell." Dennoch habe er vor dem Wochenende keinesfalls damit gerechnet, erster Mercedes-Verfolger zu sein.

"Das ist schön, nach einem sehr enttäuschenden Spa-Wochenende so zurückschlagen zu können", meinte er mit Genugtuung - in Belgien konnte Sainz aufgrund eines Auspuffdefekts nicht an den Start gehen. "Aber normalerweise erwarten wir Red Bull oder Renault auf so einer Strecke ehrlicherweise vor uns", fügte er an.

 

 

Doch weder Max Verstappen noch Daniel Ricciardo konnten ihr Potenzial am Samstag ausspielen, was den Weg für Sainz freimachte. "Dritter zu werden hinter zwei Mercedes, das ist schon sehr besonders. Daran werde ich mich erinnern."

Im Gegensatz zu Teamkollege Norris war der zukünftige Ferrari-Fahrer bereits am Freitag mit der Pace des McLaren zufrieden. Traditionell ist die Mannschaft allerdings nicht für ihre Monza-Vorliebe bekannt, woher kam also diese Leistungsexplosion?

"Das ist eine sehr gute Frage", suchte Sainz selbst in der Pressekonferenz nach einer Antwort. "Das kann ich im Moment nicht beantworten. Wir waren heute einfach schnell." Seit Q1 habe er sich in der Lage gefühlt, das Mittelfeld im Griff zu haben. "Ich konnte einfach ein paar saubere Runden fahren."

Nach Lesmo 1 schon mit der Runde abgeschlossen

Der Blick zurück in die Saison 2019 zeigt, wie sehr sich McLaren gesteigert hat: "Im Vorjahr hat unser Auto bei wenig Abtrieb nicht funktioniert. Da hatten wir überhaupt keinen Abtrieb, wenn wir mit sehr wenig Flügel gefahren sind - in diesem Jahr ist es deutlich robuster." Das habe sich schon in Spa gezeigt.

"In Monza haben wir nun ein starkes Auto, vor allem was die Bremse betrifft. Wir können spät bremsen, das Auto liegt sehr gut durch Ascari und Parabolica, das hilft natürlich." Ein weiterer Grund hat einen ganz anderen Ursprung: die Psyche des Rennfahrers.

"Ich habe mich sofort wohlgefühlt und war voller Selbstvertrauen - und auf dieser Strecke brauchst du viel Vertrauen in das Auto, besonders wenn du mit 330 oder 340 km/h in der Bremszone ankommst und dann hart aufs Bremspedal steigst", schildert Sainz.

Carlos Sainz

Sainz stellt im internen Quali-Duell gegen Norris auf 4:4

Foto: Motorsport Images

Um das überhaupt machen zu können, brauche es eine gute Fahrzeugbalance. "Dadurch habe ich dieses Vertrauen beim Bremsen und die Stabilität am Kurveneingang, die mir sehr wichtig ist. Das hat es mir im Endeffekt erlaubt, diese gute Runde hinzulegen."

Von Perfektion will der 26-Jährige aber nicht sprechen, denn schon der Beginn der Runde war nicht ideal. Das habe damit zu tun gehabt, dass Sainz sich nicht zu sehr in das Windschatten-Spiel drängen lassen wollte. "Ich habe ein wenig mehr Abstand gelassen, was mich pro Gerade rund eine halbe Zehntel gekostet hat."

Es kam also auf die Performance in den wenigen Kurven an. "Dann habe ich definitiv nicht erwartet, dass ich in Lesmo 1 das Heck verliere, das hat mich sehr überrascht." Zu jenem Zeitpunkt hat er mit dem Versuch eigentlich schon abgeschlossen, da die Reifen aufgrund des Fehlers wohl zu stark überhitzen würden und dann keine Verbesserung mehr möglich wäre - doch falsch gedacht.

Mercedes angreifen oder gegen Red Bull verteidigen?

"Irgendwie habe ich es aber bis nach Lesmo 2 überlebt, ohne viel Zeit zu verlieren. Dann war mir aber klar, dass ich volles Risiko durch Ascari und die Parabolica gehen müsste, um mich doch noch stark zu verbessern." Just in diesen beiden Kurven hat Sainz tatsächlich viel Zeit gutgemacht.

Das war allerdings nicht nur körperlich ein Drahtseilakt, sondern auch mental. Denn nachdem er die Runde eigentlich schon abgeschrieben hatte, riskierte Sainz alles - "ich habe das Adrenalin gespürt und mein Herz schlug deutlich schneller, das war sehr intensiv".

Auch der Herzschlag von Teamchef Andreas Seidl dürfte sich beschleunigt haben: "Ja, es ist großartig, dass wir die Ränge drei und sechs einfahren konnten. Schon ab Freitag hatten wir einen guten Lauf, das Team hat das Auto über das Wochenende toll verbessert." Außerdem lobt der Deutsche seine beiden Fahrer, die konstant schnelle Zeiten abliefern.

 

Sainz' Leistung führt Seidl auf ein "großartiges Zusammenspiel zwischen Auto und Fahrer" zurück. Was wird die britische Mannschaft am Sonntag im Rennen erwarten? "Was unsere Herangehensweise betrifft, wird sich die nicht von den anderen Rennen unterscheiden", erklärt der Teamchef.

Er rechnet wieder mit einem guten Start seiner Piloten. Das Ziel sei es außerdem immer, die Autos vor einem zu überholen. "Ich bin sicher, dass wir das auch morgen probieren werden. Aber selbst wenn das morgen passiert und wir einen Mercedes erwischen, dann müssen wir erst die richtige Balance finden."

Seidl meint damit die Überlegung, ob es Sinn ergibt, gegen einen Mercedes auf der Strecke zu kämpfen, oder ob es nicht besser wäre, die Position zu halten und sich gegen die hinteren Gegner zu verteidigen - "denn am Ende könnte man mehr Performance verlieren, indem man etwas Unmögliches versucht".

Kampf gegen Racing Point und Renault

Mit Sergio Perez im Racing Point und Max Verstappen im Red Bull liegen zwei gefährliche Gegner unmittelbar zwischen den beiden McLaren-Fahrern. "Max würden wir nie unterschätzen, was seine Rennstärke betrifft", merkt Seidl an. Daher werde es wohl sehr schwierig für McLaren, den Niederländer hinter Sainz zu halten.

"Dann können wir uns aber einen guten Kampf liefern gegen Racing Point und Renault. Das werden wir versuchen. Aber natürlich wollen wir jeden so lange wie möglich hinter uns halten", betont er. Sainz selbst war überhaupt überrascht, im Qualifying vor einem Red Bull zu landen.

"Ehrlich gesagt haben sie gestern schneller ausgesehen im Longrun. Aber wir wissen von unserem Auto, dass es bei weniger Sprit im Tank zum Leben erwacht." Realistisch betrachtet werde aber dennoch Verstappen der einzige Fahrer sein im Rennen, der die Pace von Mercedes halbwegs mitgehen können wird, glaubt der Spanier.

 

Für McLaren werde das jedenfalls "unmöglich" sein, prophezeit er. "Sollte Max also seine übliche Rennpace abspulen können, wird es für uns nur sehr schwer möglich sein, ihn hinter mir zu halten." Sainz rechnet damit, dass Red Bull zumindest zwei Zehntel pro Runde schneller sein wird als er selbst.

"Das reicht schon, um in Monza zu überholen und mir mein Leben zu erschweren. Dennoch werde ich alles geben, um vor ihm zu bleiben." Ein größeres Fragezeichen bilde hingegen Renault mit Daniel Ricciardo. Der Australier startet nur von Position sieben.

"Aber Renault sah in Belgien im Renntrimm sehr stark aus, auch im zweiten Training. Die werden also auch schwierig zu schlagen sein. Und Racing Point ist schwierig zu durchschauen. Mit ihrem neuen Auto sind sie ein bisschen ein Rätsel."

Generell hat McLaren nicht die drittschnellste Rennpace in Monza, und das weiß auch Sainz. Dennoch wird er alles versuchen, um die Konkurrenz so lange wie möglich hinter sich zu halten. "Wir haben den Vorteil, dass wir vorne stehen und sie uns erst einmal überholen müssen."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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