Colapinto punktet: "Die Reifen sind plötzlich aufgewacht"
Franco Colapinto überraschte in Baku mit einer starken Leistung - Der Argentinier holte das Maximum aus seinen Reifen heraus und fuhr in die Punkte
Franco Colapinto fuhr in Baku zu seinen ersten Formel-1-Punkten
Foto: LAT Images
Franco Colapinto ist auf Anhieb in der Formel 1 angekommen: In seinem erst zweiten Rennen für Williams fuhr der Argentinier als Achter in die Punkte. "Ein Traum ist wahr geworden", freut sich der 21-Jährige nach dem Grand Prix von Aserbaidschan in Baku. Ein Grund für seine starke Schlussoffensive waren die Reifen, die aus dem Nichts wieder besser funktionierten und dem Youngster den nötigen Grip boten.
Der Rennfahrer aus Buenos Aires überzeugte bereits im Qualifying mit Platz acht und hatte damit eine gute Ausgangsposition für das Rennen. In der ersten Rennhälfte fiel er, auch wegen der Stopps, aus den Top 10 und hatte mit seinen immer weiter abbauenden Reifen zu kämpfen. In der zweiten Rennhälfte fand Colapinto jedoch einen Weg, mit den Pirelli-Pneus umzugehen und fuhr noch auf den achten Platz vor. Er kam an Nico Hülkenberg vorbei und profitierte vom Crash zwischen Carlos Sainz und Sergio Perez.
"Das ganze Team hat einen tollen Job gemacht", so der Youngster. "Williams hat in der Meisterschaft einen Platz gut gemacht und ich freue mich riesig über das Ergebnis." Mit Colapinto als Achter und Alexander Albon als Siebter schob sich der Rennstall an Alpine vorbei. Williams hat nun 16 Punkte auf dem Konto, Alpine 13, da die Marke in Baku leer ausging.
Plötzlich funktionierten die Reifen
Für den Formel-1-Neuling war es allerdings ein hartes Stück Arbeit, bis in die Top 10 vorzudringen. "Die erste Hälfte des Rennens war sehr schwierig. Wir hatten Reifenprobleme. Im ersten Stint bin ich mit den Mediums gut zurechtgekommen, aber es war sehr warm, was die Reifen stark beansprucht hat. Trotzdem haben wir im ersten Stint einen guten Job gemacht."
Allerdings fehlte Colapinto einfach die Erfahrung, um einzuschätzen, ob er mehr ans Limit gehen kann oder die Reifen noch besser schonen muss. "Das kommt mit der Erfahrung", ist er sich sicher. "Ich war nah an Fernando Alonso dran, aber ich wusste nicht, wie lange die Reifen halten würden." Deshalb verzichtete Colapinto auf einen Angriff und reihte sich hinter dem Spanier ein.
Die Initialzündung kam, als Colapinto gegen Hülkenberg kämpfte. In diesem Moment wurde die Strategie geändert und der 21-Jährige gab Vollgas. "Da sind die Vorderreifen plötzlich aufgewacht." Damit lag das Auto besser und Colapinto konnte attackieren: "Von der ersten Runde an hatte ich keinen Grip auf der Vorderachse, aber dann wachten sie auf und ich hatte Grip."
Vertrauen vom gesamten Team
Das war laut Colapinto der Grund, warum er im Williams eine so starke Schlussphase zeigen konnte. "Die Rundenzeiten waren gut und ich habe Lewis Hamilton nicht nur hinter mir gelassen, sondern auch einen Vorsprung herausgefahren. "Aber zur Rennhalbzeit wusste ich einfach nicht, was mit den Reifen los war", erklärt Colapinto, der das Verhalten der Pirelli-Pneus in der Formel 1 erst noch kennenlernen muss.
41 Runden lang fuhr Colapinto auf einem Satz Reifen, doch in dieser Zeit habe er die Pneus zu sehr geschont, meint er. "Wenn ich besser verstanden hätte, was los war, hätte ich Fernando mehr unter Druck setzen können. Aber das ist Teil des Lernprozesses", sagt er. "Ich freue mich über das Ergebnis, ich freue mich für das Team und ich freue mich, dass wir den achten Platz in der Konstrukteurswertung übernommen haben."
Colapinto trat die Nachfolge von Logan Sargeant an, der nach dem Rennen in Spa bei Williams vor die Tür gesetzt wurde. Der Argentinier erhielt das Vertrauen von Teamchef Jame Vowles und freut sich, dieses so früh zurückzahlen zu können. "Sie haben gezeigt, dass sie mir vertrauen", sagt der Youngster. "Es war keine einfache Entscheidung und viele haben es sicher nicht verstanden. Aber ich hoffe, dass ich zeigen kann, was in mir steckt und dass ich es verdient habe, in der Formel 1 zu sein."
Mit Champions gemessen
Jetzt will Colapinto nichts dem Zufall überlassen und sich körperlich noch besser auf die Rennen vorbereiten. Der 21-Jährige erwartet physisch anstrengende Rennen: "Singapur wird sehr hart. Heute fühle ich mich gut, viel besser als in Monza. Mein Körper gewöhnt sich daran." Zudem muss sich Colapinto daran gewöhnen, dass er nun gegen ganz große Namen des Motorsports kämpft.
Daran, dass er mit Alonso einen zweimaligen Champion vor sich hatte, hat er im Cockpit aber nicht gedacht: "Es kam mir erst ein bisschen in den Sinn, als Lewis hinter mir war und aufholte. Ich wollte ihn für Alexander hinter mir halten, damit wir keine Punkte verlieren. Dann haben die Reifen aufgehört zu funktionieren und ich bin davongefahren. In diesem Moment wusste ich, dass ich Lewis hinter mir hielt, das war ein Moment, in dem ich stolz war. Er ist sehr stark gefahren, aber wir haben es geschafft."
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