Daniel Ricciardo: Mit Red-Bull-Vertrag auch McLaren-Ersatzfahrer?
Angeblich ist die Rückkehr von Daniel Ricciardo zu Red Bull bereits beschlossene Sache - McLaren macht Tür für weitere Zusammenarbeit auf
Die Gerüchte verdichten sich: Daniel Ricciardo, heißt es, steht unmittelbar vor einer Rückkehr in die Red-Bull-Familie. Zwar nicht als Renn-, sondern nur als Test- und Ersatzfahrer. Aber besonders in den österreichischen Medien wird über die Wiedervereinigung schon so gesprochen, als sei sie bereits beschlossene Sache.
Das ist sie vielleicht auch. Gut möglich, dass Ricciardo und Helmut Marko hinter den Kulissen schon grundsätzlich einig sind, was 2023 betrifft. Unterschrieben sei aber, das schwört zumindest der Australier hoch und heilig, noch nichts.
"Nichts ist besiegelt. Ich habe nichts zu verbergen, bin vertraglich nicht gebunden und kann frei über alles reden. Aber da ist nichts unterschrieben. Sobald es das ist, werde ich es sagen. Ich halte da nichts zurück", versichert Ricciardo Stand Samstagabend in Sao Paulo.
Ganz ähnlich äußert sich Marko im Interview mit 'Sky': "Wir sprechen", gibt er zwar zu. Aber auf Nachfrage, dass die Gespräche Gerüchten zufolge bereits sehr weit fortgeschritten sind, entgegnet er lediglich: "Wir sprechen. Ich kann mich nur wiederholen."
Perspektive bei Red Bull besser als bei Mercedes
Ricciardo hatte zuletzt mehrere Optionen, dritter Fahrer bei einem Formel-1-Team zu werden. Mercedes ist auf der Suche, nachdem man Nyck de Vries (an AlphaTauri) und Stoffel Vandoorne (an Aston Martin) verloren hat. Doch bei den Silberpfeilen wird auf absehbare Zeit kein Cockpit frei. George Russell steht am Beginn seiner Mercedes-Zeit, und Lewis Hamilton will verlängern.
Bei Red Bull läuft der Vertrag von Sergio Perez zwar auch bis 2024, doch mit dem Wechsel von Pierre Gasly zu Alpine gibt es im Fahrerkader aktuell keinen Kandidaten mehr, der schon genug etabliert ist, um für das A-Team in Frage zu kommen. Sollte Ricciardo am Simulator und bei Tests überzeugen, könnte sich nach Perez zumindest eine realistische Chance für ihn bieten.
Über Leihvertrag 2023 auch McLaren-Ersatzfahrer?
Dazu kommt: Sein Noch-Team McLaren plant nicht, eigene Ersatzfahrer unter Vertrag zu nehmen, sondern strebt wieder Leihverträge mit anderen Rennställen an. Die Vereinbarung mit Mercedes könnte fortgesetzt werden, und wenn Ricciardo, der McLaren gut kennt, bei Red Bull andockt, ist auch ein Leihabkommen zwischen McLaren und Red Bull denkbar.
Es gebe keine verbrannte Erde zwischen McLaren und Ricciardo, versichert Teamchef Andreas Seidl und erklärt: "Sollte sich die Möglichkeit ergeben, wieder mit Daniel zusammenzuarbeiten, dann spräche zumindest aus unserer Sicht nichts dagegen. Und ich bin mir sicher, Daniel sieht das genauso." Insofern wäre ein Leiharrangement, so Seidl, "definitiv ein potenzielles Szenario".
McLaren könnte, sollten sich Lando Norris oder Oscar Piastri verletzen, gar nichts Besseres passieren, als mit Ricciardo auf jenen Mann Zugriff zu haben, der das Team in- und auswendig kennt. Noch dazu würde ihn Red Bull dann bezahlen - oder? Seidl schränkt ein: "So funktioniert das nicht. Da werden die Kosten geteilt, weil das für alle Beteiligten Sinn macht."
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes
Für Ricciardo wäre ein Wechsel zu Red Bull die Rückkehr des verlorenen Sohnes in seine alte Familie. Im Sommer 2018 schien seine Vertragsverlängerung mit Red Bull schon fast durch zu sein, als ihm auf einem Langstreckenflug nach Los Angeles die Idee kam, dass es für seine Karriere eine gute Sache wäre, für gutes Geld zu Renault zu wechseln.
"Ich habe das nicht bereut", sagt er jetzt. "Natürlich kann man sagen: 'Oh, weg von Red Bull, dann zwei Jahre Renault und zwei Jahre McLaren.' Mir ist klar, wie das aussieht und dass das den Geruch von Versagen hat. Aber ich hatte damals das Bedürfnis, etwas Neues auszuprobieren, mich weiterzuentwickeln."
"Ich habe, seit ich Red Bull verlassen habe, keine WM gewonnen. Eigentlich habe ich gar nichts gewonnen. Aber ich habe seither so viel gelernt und glaube, dass ich dadurch ein besserer Fahrer geworden bin. Ich habe den Tapetenwechsel gebraucht. Auch wenn meine Ergebnisse vielleicht besser gewesen wären, wenn ich geblieben wäre."
Highlights der letzten Red-Bull-Saison geschaut
"Ich habe mir erst kürzlich die Saisonhighlights 2018 angesehen", räumt Ricciardo ein. "Ich hatte acht oder neun Ausfälle. Es war eine brutale Saison, vor allem nach zwei Siegen in den ersten sechs Rennen. Ein Horrorjahr. Ich war zwar bei einem tollen Team, aber die Energie in mir drin war weg. Dieses Gefühl habe ich mir nochmal in Erinnerung gerufen."
Eine Redewendung besagt: "In der Not frisst der Teufel Fliegen." Umgemünzt auf Ricciardo bedeutet das: Weil er kein besseres Angebot hat, könnte er zu seiner alten Familie zurückkehren, zu seinem alten Mentor Helmut Marko und zu Christian Horner. Der hat Ricciardo auch in den allerschwierigsten McLaren-Zeiten in Interviews immer in Schutz genommen.
Ricciardo weiß aber: "Es gibt für 2024 absolut keine Garantien. Aber ich glaube dran, dass ich noch einmal in einem Topteam fahren kann. Ich glaube, da könnte ich noch einmal richtig aufblühen. Und ich habe gerade das stark ausgeprägte Gefühl, dass das alles schon so seinen Sinn hatte. Alles im Leben passiert aus einem Grund."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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