Der neue Verstappen: Jetzt sind Tests keine "lästige Pflicht" mehr
Wie die Rangelei in Brasilien und die FIA-Strafe in Marokko dazu beigetragen haben, dass Max Verstappen 2019 so reif wie noch nie in die Saison startet
Max Verstappen hat in der ersten Testwoche in Barcelona 237 Runden zurückgelegt. Für Red Bull war es laut Angaben von Helmut Marko der beste Winter in der Geschichte des Teams, was die technische Vorbereitung angeht. Dazu hat Verstappen womöglich auch seinen Beitrag geleistet.
Denn der 21-Jährige ist nach dem Wechsel von Daniel Ricciardo zu Renault der unbestrittene Teamleader und dementsprechend auch der erste Ansprechpartner für die Ingenieure. Diese neue Rolle hat bei Verstappen offenbar zu einem Umdenken geführt: "Es ist ja schon ein positiver Schritt, dass er enthusiastisch und konzentriert an diesen Test herangeht", grinst Red-Bull-Motorsportkonsulent Marko im Interview mit 'Sky Sports F1'.
"Früher hat er sich bei Tests immer gelangweilt. Das war für ihn eine lästige Pflicht", sagt der Österreicher. "Aber jetzt versteht er, dass Tests sehr wichtig sind, dass er dabei den Ingenieuren seinen eigenen Input für das Auto geben kann."
Mit 21 sei Verstappen zwar "immer noch sehr jung", weiß Marko. Gleichzeitig sei er aber im vergangenen Jahr "deutlich reifer" geworden: "Wir hatten ein paar Diskussionen, und er ist jetzt sicher geduldiger als in der Vergangenheit. Er hat verstanden, dass es wichtig ist, Punkte zu sammeln und ins Ziel zu kommen, wenn du ein Rennen nicht gewinnen kannst. Sonst wirst du nicht Weltmeister."
Was Brasilien mit dem "neuen Verstappen" zu tun hat
Ein Schlüsselerlebnis war möglicherweise auch der Zusammenstoß samt anschließender Auseinandersetzung mit "Lieblingsfeind" Esteban Ocon, seinem alten Rivalen aus der Formel 3, beim Grand Prix von Brasilien. Verstappen brannten nach der Kollision, die ihn den Sieg kostete, die Sicherungen durch.
Etwas, was Marko nicht zwangsläufig verurteilt: "Emotionen sind wahnsinnig wichtig", sagt er im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. Er kann im Nachhinein über den schlagzeilenträchtigen Zwischenfall in Sao Paulo lachen: "Man weiß, dass bei Red Bull das Basisgehalt nicht so hoch wie bei anderen ist. Dafür sind die Boni sehr hoch. So gesehen haben wir uns einiges gespart!"
In Markos Augen nicht das Schlechteste: "Vom Image und von der Publicity her", sagt er, sei Sao Paulo "für Verstappen gut" gewesen. Und er erinnert sich noch genau an die ersten Worte, als Verstappen damals an die Red-Bull-Box zurückkam: "Wir haben beide gesagt: 'Was für ein Trottel!' Da waren wir uns völlig einig."
FIA-Strafe: Aus lästiger Pflicht etwas gelernt
Als Strafe für den Ausraster fasste Verstappen über den Winter zwei Tage aus, die ihm dabei helfen sollten, die FIA-Rennkommissare besser zu verstehen. Zuerst beobachtete er deren Arbeit hautnah beim Formel-E-Rennen in Marrakesch, anschließend nahm er noch an einem Schulungslehrgang für die Kommissare teil.
Und nebenbei ist sein Verständnis für die Arbeit der Kommissare gewachsen. Was schließlich das Ziel der Aktion war. Verstappen bestätigt: "Ich habe da mal gehört, wie die Kommissare gewisse Dinge beurteilen. Normalerweise sehe ich sie zehn Minuten. Diesmal bin ich zehn Stunden bei ihnen gesessen."
Gut möglich, dass die FIA-Strafe im Nachhinein betrachtet ein Segen für Verstappen war. Dann nämlich, wenn ihn das neu gewonnene Verständnis für die Kommissare in Zukunft vor der einen oder anderen Strafe bewahrt. Auch das hat etwas mit Reife zu tun ...
Mit Bildmaterial von Sutton.
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