Seit 2004 im Formel-1-Kalender, weist der Shanghai International Circuit einige interessante Passagen auf. Die anspruchsvollste ist die lange Rechts am Ende der Start/Ziel-Gerade: die vom Radius her sukzessive enger werdende Schneckenkurve. Die Piloten müssen in dieser Kurve mit Bremse und Gas spielen, um die Autos zu stabilisieren.
Auf die für sich schon herausfordernde Schneckenkurve lässt Shanghai-Streckendesigner Hermann Tilke eine abfallende enge Linkskurve folgen. In Kombination ist der erste Teil der Runde auf der chinesischen Grand-Prix-Piste eine echte Herausforderung.
Eine der berühmtesten Kurven der Formel 1 überhaupt: die bergab führende Haarnadel am Grand Hotel in Monte Carlo, das bis heute besser unter seinem ursprünglichen Namen Loews Hotel bekannt ist. Die extrem enge Linkskurve ...
... war schon beim ersten Grand Prix von Monaco im Jahr 1929 Teil des Kurses. Von den modernen Formel-1-Boliden verlangt sie den vollen Lenkradeinschlag. Die Randsteine auf der Innenseite der Kurve wurden im Laufe der Jahre deutlich abgeflacht.
Kurz hinter der Haarnadel folgt auf dem Stadtkurs in Monte Carlo gleich die nächste berühmte Passage: der Tunnel. Im Unterschied zur engen Links war der Tunnel im Jahr 1929 noch nicht vorhanden. In den Anfangsjahren seines Bestehens eine mit Ziegelsteinen geformte Röhre, ist der Tunnel heute ein modernes Bauwerk, das die Rennstrecke unter dem Grand Hotel durchführt.
Für die Fahrer besteht die Herausforderung im Tunnel darin, sich möglichst schnell an den Lichtwechsel anzupassen. Das Ganze geschieht bei einer Geschwindigkeit von mehr als 200 km/h und noch dazu im Zuge einer langgezogenen Rechtsbiegung.
Weiter geht's auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal. Auf diesem ist die letzte Schikane vor Start/Ziel die berühmteste Passage. Weil die Randsteine in der schnellen Rechts-Links-Kombination im Jahr 1999 nacheinander die Ex-Weltmeister Damon Hill, Michael Schumacher und Jacques Villeneuve aushebelten, kam die am Ausgang der Schikane befindliche Mauer zum Namen "Wall of Champions".
Mittlerweile sind die Randsteine nicht mehr ganz so tückisch wie sie 1999 waren. Ungeachtet dessen machten in jüngerer Vergangenheit zwei weitere Weltmeister Bekanntschaft mit der "Wall of Champions": Jenson Button und Sebastian Vettel. Erwischt man die Schikane perfekt, lässt man sich wie hier Kimi Räikkönen bis auf wenige Zentimeter an die berüchtigte Mauer hinaustragen.
Der neueste Kurs im Formel-1-Kalender ist der im Juni 2016 erstmals befahrene Stadtkurs in Baku. Für das Design der Strecke war Hermann Tilke zuständig. Eine der größten Herausforderungen für die Piloten ist die Engstelle in der Altstadt. Sie umfasst die bergauf führenden Kurven 8, 9 und 10. Den Ausgang der Engstelle ...
... markiert Kurve 11, von wo aus die Piloten Fahrt aufnehmen für den deutlichen schnelleren Teil des Stadtkurses in der Hauptstadt von Aserbaidschan.
Auf dem Silverstone Circuit fand 1950 das erste Rennen der Formel-1-Weltmeisterschaft statt. Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Kurs mehrfach umgebaut. Seit 1991 stellt die Kurvenkombination aus Maggotts und Becketts eine der größten Herausforderungen im gesamten Kalender dar. Maggotts, ursprünglich ein einfacher Linksknick, ist seit dem Umbau 1991 eine schnelle Links-Rechts-Links im Anschluss an Copse Corner.
Becketts ist die Rechts, die direkt auf Maggotts folgt. Die gesamte Kombination wird mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200 km/h gefahren. Die eigentliche Herausforderung sind aber die hohen Fliehkräfte, die an dieser Stelle auf die Nackenmuskulatur der Piloten einwirken.
Die Eau Rouge in Spa! Einst jedes Mal aufs Neue eine Überwindung, geht diese Passage mit den modernen Formel-1-Boliden seit Jahren mit Vollgas. Genau genommen bezeichnet Eau Rouge nur die Links in der Senke. Die anschließend steil bergauf führende Rechts-Links heißt Raidillon, wird aber in der Regel in einem Atemzug mit Eau Rouge genannt - und durchfahren.
Die in der Formel 1 mit rund 300 km/h gefahrene Eau Rouge ist die Schicksalsstelle von Stefan Bellof, der genau hier am 1. September 1985 beim Rennen der Sportwagen-WM sein Leben ließ.
Neben der Passage Eau Rouge/Raidillon beherbergt der Circuit de Spa-Francorchamps noch eine zweite Mutkurve: Blanchimont. Die ultraschnelle Links kurz vor Ende der Runde war im Gegensatz zur Eau Rouge/Raidillon schon in den 1920er-Jahren Bestandteil der "Ardennen-Achterbahn".
Während Blanchimont selbst im Laufe der Jahrzehnte seinen Charakter behalten hat, wurde der anschließende Weg zu Start/Ziel mehrfach verändert. In der aktuellen Variante schließt sich an Blanchimont und den darauffolgenden Rechtsknick eine nicht sonderlich beliebte Rechts-Links-Schikane.
Viele Kurven gibt es nicht im Autodromo Nazionale di Monza, doch die vorhandenen haben allesamt Charakter. Die auf die Start/Ziel-Gerade führende Parabolica stellt den letzten Bremspunkt der Runde dar. So gab es an dieser Stelle schon so manches entscheidendes Manöver, das über Sieg oder Niederlage bestimmte.
Am Ausgang macht die Parabolica auf. Ein Überfahren der Tracklimits endet heutzutage aber nicht mehr zwangsläufig in einem heftigen Crash, wie ihn etwa Derek Warwick in der ersten Runde des Grand Prix von Italien 1990 an dieser Stelle erlebte. Der damalige Lotus-Pilot überstand den halben Überschlag unverletzt. Doch die Parabolica war auch Ort großer Tragik. So ließ am 5. September 1970 Jochen Rindt am Eingang dieser Kurve sein Leben.
An die Tradition des Hochgeschwindigkeitskurses in Monza reicht die junge Formel-1-Geschichte des Stadtkurses in Singapur bei weitem nicht heran. Doch auch dieser Kurs weist bemerkenswerte Passagen auf. Auf der Anderson-Brücke haben die Grand-Prix-Boliden ähnlich wenig Platz wie an der Engstelle in Baku. Genau wie dort, so ist es nicht zuletzt die Optik, die den Reiz der Passage ausmacht. Wie Baku, so hat auch Singapur seinen Stadtkurs den Ideen von Hermann Tilke zu verdanken.
Rein fahrerisch ist die Anderson-Brücke mit einer Geschwindigkeit im Bereich von 160 km/h nicht die allergrößte Mutprobe. Der direkt nach der Brücke liegende Bremspunkt vor dem Fullerton Hotel ist jedoch entscheidend für die anschließende lange Gerade entlang des Hafens.
Suzuka ist eine Grand-Prix-Strecke der alten Schule, die es schon lange vor der Schaffenszeit des Hermann Tilke gab. Verantwortlich für das markante Design in Form einer Acht war der Niederländer John Hugenholtz, der in den 1960er- und 1970er-Jahren zahlreiche Formel-1-Kurse entwarf. Eine der spektakulärsten Passagen in Suzuka sind die Esses. Die Kombination aus ...
... sukzessive enger werdenden Links-Rechts-Links-Rechts-Kurven befindet sich hinter den Boxen und stellt für die Fahrer eine ähnliche Herausforderung dar wie die Maggotts/Becketts-Passage in Silverstone.
Ist Suzuka eine von vielen Strecken aus der Feder von John Hugenholtz, so ist der Circuit of The Americas in Austin einer von zahlreichen Kursen, die von Hermann Tilke entworfen wurden. Eine der Besonderheiten auf der texanischen Grand-Prix-Piste wartet direkt nach Start/Ziel. Die auf einer Kuppe liegende Links-Haarnadel ist der höchste Punkt der Strecke. Der Anstieg ist ebenso beträchtlich wie ...
... das Abfallen nach dem Scheitelpunkt. Im Regen stellt die einfach als "Turn 1" bezeichnete Austin-Haarnadel eine noch größere Bewährungsprobe für die Piloten dar.
Das Ende der Runde im Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexiko-Stadt war einst von der ultraschnellen 180-Grad-Rechts mit Namen Peraltada geprägt. Diese legendäre Kurve ist längst einem Baseball-Stadion und damit einer winkligen Passage durch eben dieses gewichen. Nachdem in den Jahren 2002 bis 2007 zunächst die Boliden der CART- beziehungsweise ChampCar-Serie durch das Stadion kurvten, tun dies seit 2015 die Formel-1-Boliden auf leicht verändertem Layout.
Im Sinne einer möglichst langen Verweildauer im Stadion müssen die Formel-1-Piloten eine Links-Haarnadel, gefolgt von einer schnellen Rechts-Links-Kombination, meistern. Die Stimmung ist dank der stets gut gefüllten Tribünen besser als der fahrerische Reiz der Stadionpassage. Dennoch oder gerade deswegen sticht diese Kurvenkombination im Kalender heraus.
Abschließend darf natürlich auch das Senna-S auf der Rennstrecke Interlagos in Sao Paulo nicht fehlen. Seit dem Umbau für den Brasilien-Grand-Prix 1990 markiert diese Links-Rechts-Passage den steil abfallenden ...
... Beginn der Runde. Erhielten zahlreiche Kurven auf diversen Rennstrecken erst nach dem Tod Ayrton Sennas dessen Namen, so hieß das Senna-S in Interlagos schon 1990, zu Lebzeiten des unvergessenen Brasilianers, so.