Eddie Jordan: Weder Schumacher noch Senna der beste Fahrer aller Zeiten!
Der frühere Formel-1-Teamchef Eddie Jordan erklärt, warum für ihn nicht Michael Schumacher oder Ayrton Senna die absolute Nummer eins sind
"Dann heißt es meist: Ernsthaft?" Doch eine solche Reaktion ist Eddie Jordan gewohnt. Der frühere Formel-1-Teamchef hat in der jüngeren Vergangenheit schon mehrfach mit kontroversen Thesen überrascht. Und auch seine neuen Aussagen bergen Zündstoff: Laut Jordan ist weder Michael Schumacher noch Ayrton Senna der beste Formel-1-Fahrer aller Zeiten.
Zwar sagt Jordan: "Michael hatte wahrscheinlich das meiste Talent. Daran gibt es keinen Zweifel." Er stellt beim deutschen Rekordchampion aber auch "einen Makel" fest: Schumacher habe sich in seiner erfolgreichen Ferrari-Zeit nie einem echten Wettbewerb im Team gestellt.
In den Worten von Jordan bei 'Off The Ball': "Es gab in jedem Vertrag, bei Eddie Irvine oder Rubens Barrichello, eine Klausel, wonach sie Michael Schumacher Vorrang einzuräumen hätten." Sprich: Schumacher habe sich einen klaren Nummer-eins-Status zusichern lassen, seine Teamkollegen seien stets nur die klare Nummer zwei gewesen.
Jordan mit falscher Erinnerung an Schumacher
"Ich will", sagt Jordan, "dass Michael der Beste ist. Das kann ich aber nicht unterschreiben, weil er die Verträge anderer Fahrer manipuliert hat." Deshalb habe er "ein kleines Problem mit Michael" als absolutem Spitzenfahrer, so Jordan.
Außerdem habe es da noch "andere Dinge" gegeben, weshalb Schumacher nicht als Bester aller Zeiten gelten könne. Jordan verweist hier nicht auf das Offensichtliche wie den "Rammstoß" 1997 in Jerez gegen Jacques Villeneuve, sondern fälschlicherweise auf eine Teamorder-Szene ohne Beteiligung von Schumacher.
"'He is faster than you.' So was blieb mir im Gedächtnis haften", sagt Jordan, doch seine Erinnerung trügt: Es handelt sich hierbei um die (damals verbotene) Stallregie von Ferrari beim Deutschland-Grand-Prix 2010 in Hockenheim zwischen Fernando Alonso und Felipe Massa. Von Rob Smedley kam damals der Funkspruch an Massa: "Fernando is faster than you."
Wer für Jordan die Nummer eins ist
Worauf sich Jordan mit seinen Äußerungen vielleicht bezog: Vor allem 2001 und 2002 war es zwischen Schumacher und Barrichello ebenfalls zu solchen Platztausch-Situationen gekommen, am auffälligsten jeweils beim Österreich-Grand-Prix in Spielberg, wofür Ferrari auch bestraft wurde. Das könnte ein solcher "Makel" sein.
Schumacher also nicht. Und Senna auch nicht? Beide hatte Jordan selbst als Teamchef begleitet. Er meint: "Es sorgt meist für Bestürzung, wenn ich sage: Keiner dieser beiden war der beste Fahrer, gegen den ich angetreten bin oder mit dem ich gearbeitet habe. Ich verweise immer auf Alain Prost."
Die Erklärung: Prosts vier WM-Titel würden nur die halbe Wahrheit wiedergeben, schließlich habe der "Professor" gleich mehrfach weitere Titel nur knapp verpasst.
Immer ein Teamplayer? Nicht ganz!
Doch Jordan unterstützt Prost auch aus anderen Gründen. "Was mir an ihm gefällt: Er hat die Zeit überdauert. Er ist noch immer der gleiche Kerl. Und seine große Stärke war: Ihm war es immer herzlich egal, wer sein Teamkollege war. Er war ein Teamplayer."
Tatsächlich hatte sich Prost einst bei McLaren dafür stark gemacht, Senna als Teamkollege für die Formel-1-Saison 1988 zu bekommen. Doch ein echter "Teamplayer" war Prost später nicht immer: 1989 kollidierte er in Suzuka mit Senna und wurde Weltmeister, Jahre später verhinderte er für 1993 einen Senna-Wechsel zu Williams - und wurde erneut Weltmeister.
Jordan, zu seiner aktiven Rennfahrer-Zeit 1979 ein Teamkollege von Prost in der Britischen Formel 3, glaubt aber ohnehin, bald zu einer neuen Einschätzung kommen zu müssen. In seinen Augen ist Lewis Hamilton ein würdiger Anwärter auf den Titel "bester Fahrer aller Zeiten".
Hamilton hat jetzt "alle Chancen"
Hamilton profitiere seit 2014 natürlich von einem überlegenen Auto, räumt Jordan ein. "Trotzdem: Er hat das maximiert. Und sollte es dieses Jahr noch Rennen geben, so rechne ich damit, dass wir einen weiteren Weltmeister mit sieben Titeln sehen werden."
Seiner Meinung nach hat Hamilton "alle Chancen", der größte Fahrer aller Zeiten zu sein. Und dazu gehöre nun einmal auch ein gewisses "Glück", zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Das hatte Schumacher bei Ferrari. Und das hat Hamilton bei Mercedes.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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