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IndyCar-Champ staunt nach Debüt: Formel 1 ist eine andere Liga!

Alex Palou durfte die IndyCar-Serie in der Formel 1 repräsentieren: Wie er sein Debüt in Austin erlebt hat und was er zum Streit um die Superlizenzpunkte sagt

Ein IndyCar-Champion in der Formel 1: Alle Augen auf Alex Palou!

Darauf hat die Motorsportwelt lange gewartet: Seit Sebastien Bourdais gab es keinen erfolgreichen Fahrer aus den amerikanischen Formelserien mehr, der den Sprung in die Formel 1 geschafft hat. 13 Jahre nach dem letzten Rennen des Franzosen durfte nun IndyCar-Champion Alex Palou in Austin das erste Freie Training für McLaren im Auto von Daniel Ricciardo bestreiten.

Der Spanier hatte in diesem Jahr zwar schon ein paar Testtage für das Team bestritten, doch ein IndyCar-Pilot in einer offiziellen Session - das ist in der heutigen Zeit eine Rarität. "Es war natürlich ein Traum von mir, ein Formel-1-Auto zu fahren, aber ein offizielles Training ist noch einmal etwas anderes ", sagt Palou.

"Es ging wirklich schnell vorbei. Ich dachte, dass es etwas länger dauern würde, aber es war nur eine Stunde", sagt der Spanier, der die Session mit drei Sekunden Rückstand als 17. und damit als Zweitbester der fünf Freitagsfahrer abschloss.

Doch auf Zeiten war der 25-Jährige am Freitag ohnehin nicht aus. "Ich verstehe absolut, dass das Ziel der Session nicht war, mit Zeiten zu glänzen. Es ging mehr darum, Reifen für Daniel zu sparen, was ihm jetzt hilft", so Palou.

Lieber zu viel als zu wenig!

Trotzdem bekam Palou einen guten Eindruck vom aktuellen Formel-1-Auto: "Es ist schnell, es ist verrückt", schwärmt er. "Ich hatte zwar schon einen Test mit dem 2021er-Auto, aber hier hast du Verkehr und willst niemanden aufhalten. Und natürlich ist es auch nicht dein Auto. Du willst also darauf aufpassen und keine Probleme für die Leute verursachen, die an diesem Wochenende fahren."

Trotzdem ließ es der IndyCar-Champion von 2021 auf der Strecke so richtig fliegen: "Ich hatte das Gefühl, dass das Auto so viel kann, dass ich es an einigen Stellen übertrieben habe", lacht er. "Aber es ist besser, es zu übertreiben als sich zurückzuhalten, wenn du nur eine Stunde hast."

Zudem wusste Palou, dass er nur einen Satz Reifen bekommen würde, von daher musste er von Beginn an alles geben. "Ich konnte nicht lange warten", sagt er. "Ein weiterer Reifensatz am Ende hätte geholfen, aber unser Programm war nicht, schnell zu fahren. Wir wollten Daten für das Team sammeln, was wir getan haben. Danach haben wir uns auf mich fokussiert."

Natürlich habe er die Ingenieure gepusht, dass sie ihm noch einen Satz Reifen geben, wie er sagt, "aber ich würde in ihrer Situation das Gleiche machen."

Bloß nichts kaputtmachen!

In den vergangenen Jahren war Palou das IndyCar gewöhnt, doch die Formel 1 war für ihn eine ganz andere Herausforderung - vor allem in den schnellen Kurven im ersten Sektor. "Das Auto ist deutlich windanfälliger als ein IndyCar", erzählt er. "Es ist fast wie bei uns im Oval: Schon ein kleines bisschen Wind schadet der Balance des Autos enorm."

"Das war in Sektor eins recht schwierig, was mir an meinem ersten Tag nicht gerade geholfen hat", so Palou. "Ich wollte natürlich in meinem einzigen Freien Training keinen Unfall haben."

Alex Palou (McLaren MCL36) im Training zum Formel-1-Rennen in Austin 2022

Palou ließ es auf der Rennstrecke fliegen

Foto: Motorsport Images

Zudem gibt er zu, dass er das Auto etwas unterschätzt hatte: "Das Auto war zu mehr imstande, als ich gedacht habe", sagt er. Daher sei er vor allem in den schnellen Kurven und in den letzten beiden Kurven etwas zu vorsichtig gewesen. "Aber das war keine Frage von Selbstvertrauen, sondern das Auto konnte einfach mehr als gedacht. Ich konnte einfach nicht glauben, wie schnell ich damit fahren kann."

Doch hätte er das aus virtuellen Erfahrungen nicht wissen können? "Das ist ein Spiel", betont er. "Du kannst immer neu starten, aber mit Daniels Auto kann ich nicht neu starten. Ich habe keine Angst davor, mir weh zu tun, aber ein Auto zu crashen, das nicht mir gehört."

Vergleich IndyCar vs. Formel 1

Natürlich kommt nach einem solchen Crossover immer wieder die Frage auf, wie sich denn Formel 1 und IndyCar vergleichen lassen. "Es sind beides Rennautos", sagt Palou. "Aber dann ist es schwierig, noch mehr zu finden, weil sie wirklich komplett verschieden sind."

Laut ihm sei die Formel 1 "eine andere Liga", allein schon von der Größe der Teams und der Budgets. "In der IndyCar-Serie sind wir mit dem gleichen Chassis jetzt zehn, elf Jahre gefahren und hatten aller zwei Jahre ein Update."

Zudem sei das Formel-1-Auto natürlich deutlich schneller. Zum Vergleich: Der Rundenrekord der IndyCars in Austin liegt bei 1:48.8 Minuten, der von der Formel 1 bei 1:36.1 Minuten. Die absolut schnellste Runde im Qualifying von Valtteri Bottas ist sogar noch einmal vier Sekunden schneller.

"Als Rennfahrer gewöhnt man sich an die Geschwindigkeit, aber es geht mehr um die Fähigkeit des Autos, mit dem Abtrieb in den Kurven schnell zu fahren und so spät zu bremsen", meint er. "Es ist einfach wahnsinnig."

Daher sei das Gefühl im Formel-1-Auto noch einmal deutlich besser: "Ich habe zwar auch im IndyCar ein Lächeln, aber vielleicht nicht so. Ich würde immer noch stark lächeln, aber heute war das doppelt so viel", beschreibt er.

Palou: Formel 1 nicht auf dem Radar

Die Frage ist nun: Ergibt sich für den IndyCar-Champion von 2021 noch einmal eine Formel-1-Chance oder will er lieber seine Karriere in den USA fortsetzen? "Als Rennfahrer willst du immer in die Formel 1", sagt er. "Aber in meiner Karriere habe ich gemerkt, dass ich die Formel 1 nicht erreichen kann."

Bis 2018 war der Spanier mäßig erfolgreich im Unterbau der Formel 1 unterwegs und fuhr sogar vier Formel-2-Rennen. Doch seine Karriere steckte in der Sackgasse, sodass er sich für den Sprung in die SuperFormula nach Japan entschied, wo er 2019 Gesamtdritter wurde. Es folgte der Wechsel in die IndyCar-Serie, die er schon in seinem zweiten Jahr gewinnen konnte.

Seine neue Popularität machte McLaren auf ihn aufmerksam, die ihn für 2023 in der IndyCar-Serie verpflichten wollten, aber nach einem Rechtsstreit mit seinem bisherigen Team Chip Ganassi noch ein Jahr auf ihn warten müssen. Trotzdem absolvierte er parallel schon Tests für das Formel-1-Team.

"Kurioserweise hat mir die IndyCar-Meisterschaft die Möglichkeit gegeben, heute hier zu sein. Und ich genieße jede einzelne Sekunde davon", sagt Palou.

Trotzdem hat er sich von seinem Formel-1-Traum erst einmal verabschiedet: "Ich verfolge das nicht weiter", will er realistisch bleiben. "Aber wenn mit natürlich jemand einen Platz anbieten würde, dann würde ich ihn nehmen. Das ist der ultimative Traum. Aber es ist nicht so, dass ich darauf fokussiert bin."

IndyCar-Kollegen drücken die Daumen

Neben Palou schielt aber auch sein IndyCar-Kollege Patricio O'Ward auf die Formel 1. Der Mexikaner gehört ebenfalls zum Testprogramm von McLaren und darf den MCL36 beim Saisonfinale in Abu Dhabi fahren.

O'Ward hatte ebenfalls offen mit einem Wechsel in die Formel 1 geliebäugelt, doch einen Konkurrenzkampf um den ersten IndyCar-Piloten in der Königsklasse seit langem sieht er nicht. "Als Rennfahrer konkurriert man natürlich immer, aber ich empfinde das nicht so", sagt Palou.

Auch unter den anderen IndyCar-Piloten gibt es nach außen hin keinen Neid, sondern man zeigt sich als Gemeinschaft und freut sich für den anderen. "Ich habe viele Nachrichten nach dem Training bekommen, die mich gefragt haben, wie es war, und die meinten, wie cool es war, mich dort zu sehen", sagt Palou.

"Ich denke, die Gemeinschaft in der IndyCar ist wirklich gut. Wir unterstützen uns gegenseitig sehr und wollen immer sehen, dass andere Erfolg haben. Aber natürlich nicht in der IndyCar! Das kann ich sagen. Ich will nicht, dass sie in IndyCar Erfolg haben. Ich will, dass sie woanders Erfolg haben. Aber es ist cool, was für eine Gemeinschaft wir haben."

Der Streit um die Superlizenzpunkte

Zum Formel-1-Dunstkreis zählte zuletzt auch Colton Herta, der von AlphaTauri für ein Cockpit für 2023 umworben wurde. Allerdings hatte sich ein möglicher Wechsel zerschlagen, weil der Amerikaner nicht genügend Superlizenzpunkte hat. Das hatte für Diskussionen um das System und auch um die Bewertung der amerikanischen Formelserie gesorgt.

Palou selbst hat seine Superlizenz, dennoch hält er es für "sehr unfair", dass einige Serien nicht mit den entsprechenden Punkten bedacht werden. "Pato [O'Ward] hat nicht genügend, obwohl er Dritter, Vierter und Siebter geworden ist."

"Ein Kerl wie er, der an 17 Wochenenden gegen Leute fährt, die zehn oder 15 Jahre mehr Erfahrung haben, kann in der Formel 1 eine Menge erreichen", ist er überzeugt. "Aber so sind halt die Regeln, und ich hoffe, dass sie das in Zukunft ändern."

"Sind in der Lage, in der Formel 1 zu fahren"

Das Problem ist für ihn nicht die hohe Bewertung der Formel 2, weil er auch Verständnis dafür hat, dass die FIA möchte, dass die Fahrer den Weg in den europäischen Serien bestreiten, "aber wenn man mehr Punkte bekommt, weil man irgendeine Winterserie in Thailand gewinnt, als wenn man Fünfter in der IndyCar-Serie wird, dann weiß ich nicht, ob das fair ist."

"Wir verstehen, dass die FIA möchte, dass jeder den europäischen Weg einschlägt, und das ist völlig verständlich. Aber ich denke, dass man etwas mehr Wert auf die IndyCars legen sollte, vor allem wegen des Niveaus der Fahrer und auch wegen der Länge der Saison", so Palou.

"Die Streckenzeit, die wir bekommen, ist im Vergleich zu einem Formel-2-Fahrer enorm. Ich sage nicht, dass wir besser sind, aber ich denke, wir sind in der Lage, in der Formel 1 zu fahren."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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