Erklärt: Was macht ein Formel-1-Team am Sonntag vor dem Rennen?
Mercedes-Chefstratege James Vowles gibt einen Einblick in die Arbeit eines Formel-1-Teams vor einem Grand Prix - Tag beginnt sechs Stunden vor dem Rennen
Einfach an die Strecke kommen und fahren? So läuft das in der Formel 1 nicht! Genauso wie Fußballspieler nicht nur auf die 90 Minuten "Arbeit" während des Spiels reduziert werden können, so sind es auch in der Formel 1 nicht nur die paar Runden im Rennen, die an einem Grand-Prix-Sonntag entscheidend sind.
Denn wer nicht die richtige Vorbereitung trifft, der hat schon verloren. Doch was machen die Teams eigentlich im Vorfeld eines Rennens und wann beginnt eigentlich ein typischer Sonntag in der Formel 1?
"Für ein 15-Uhr-Rennen sind wir gegen 9 Uhr am Morgen an der Strecke", verrät Mercedes-Chefstratege James Vowles. Somit hat das Team noch sechs Stunden Zeit, bis das Rennen beginnt. "Das mag zwar nach einer langen Zeit klingen, aber für uns an der Strecke und in der Fabrik vergeht das wie im Flug. Es fühlt sich wie Minuten an", sagt er.
Denn vor einem Rennen gibt es eine Menge zu tun, auch wenn das Auto nach dem Qualifying unter Parc-ferme-Bedingungen ist und bis auf Kleinigkeiten nicht mehr verändert werden darf.
Viele Fragen vor dem Rennen
Da wäre zum einen der Blick auf das Wetter: "Man muss sofort neu einschätzen, wie das Wetter für das Rennen sein wird, und natürlich ist die Vorhersage umso genauer, je näher man der Startzeit des Rennens kommt", so Vowles. Droht Regen, dann wird es für das Team natürlich besonders schwierig und man muss auch von den normalen Denkprozessen für ein trockenes Rennen abweichen.
Nach dem Blick auf das Wetter folgt ein Strategiemeeting mit den Fahrern. "Wir stellen sicher, dass sie auf eine Reihe von Eventualitäten vorbereitet sind, die während des Rennens auftreten können", so Vowles.
Vor dem Rennen gibt es mit den Fahrern noch viel zu besprechen Foto: Motorsport Images
"Man kann natürlich nicht jede einzelne Möglichkeit abdecken, aber man geht die wichtigsten durch, sodass der Fahrer im Laufe des Rennens darüber nachdenkt", so der Chefstratege.
Meeting mit allen Ingenieuren
Danach gibt es ein Meeting mit allen Ingenieuren aus den Fabriken in Brackley und Brixworth sowie an der Strecke. "Wir fassen all die Arbeit zusammen, die über Nacht geschehen ist, denn ab dem Zeitpunkt, an dem das Qualifying beendet ist, hört die Arbeit nicht auf, sondern fängt sie erst an", sagt Vowles.
Denn auch unter Parc-ferme-Bedingungen gibt es noch einiges, was man für ein optimales Auto im Rennen tun kann. Man geht noch einmal viele Punkte durch und klärt einige Fragen: "Wie nutzt man die Reifen am effizientesten? Was sollten sie beim Start des Rennens machen? Gibt es sportliche Belange wie Streckenbegrenzungen oder andere Änderungen, die sich über Nacht ergeben haben?"
"Sie müssen sehr viel verstehen und sicherstellen, dass sie ein ausreichendes Konzept haben, bevor sie in das Rennen gehen, damit sie vorbereitet sind", so Vowles. Danach stehen für die Fahrer erst einmal Medien- und Fanaktivitäten an, wie etwa die Fahrerparade.
Währenddessen geht das Team noch einmal auf die Arbeit vom Morgen ein und schaut etwa, ob es ein Update zum Wetter gibt oder ob es andere neue Informationen gibt.
Letzte Informationen in der Startaufstellung
40 Minuten vor dem Start der Einführungsrunde öffnet die Boxengasse und die Fahrer können in die Startaufstellung fahren. "Zu diesem Zeitpunkt ist so ziemlich alles gemacht und entschieden - außer das Wetter ändert sich plötzlich", sagt er. "Und selbst dann ist noch genügend Zeit für Änderungen, aber vornehmlich nur an den Reifendrücken und am Frontflügel."
"Aber im Hintergrund hört die Arbeit nie auf", merkt er an. "Wir versuchen ständig, die Strategie zu optimieren, die das sichtbare Element ist, aber auch das Auto, und wir haben immer noch die Möglichkeit, die Reifenmischungen, den Reifendruck und den Frontflügel zu ändern", so Vowles. "Das sind mächtige Werkzeuge, und das passiert die ganze Zeit im Hintergrund."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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