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Erklärungsversuch: Sind die Ferrari-Motoren deshalb wieder so stark?

Formel-1-Experte Marc Surer erklärt, warum Ferrari zwei Jahre gebraucht hat, um den Motor wieder flott zu kriegen - gerade noch rechtzeitig vor dem "Engine-Freeze"

Ferrari hat beim Saisonauftakt in Bahrain einen Doppelsieg gefeiert, doch der Formaufschwung beschränkt sich nicht allein auf das Werksteam. Auch die Kundenteams Haas und Alfa Romeo erleben in der Formel 1 2022 ein Revival. Zufall? Die Insider im Paddock sind sich einig: Das liegt auch am wiedererstarkten Motor.

"Die Ferrari-Motoren sind definitiv wieder dort, wo sie 2019 waren", meint AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly, und Valtteri Bottas, der gerade einen Wechsel von Mercedes- auf Ferrari-Power vollzogen hat, berichtet aus erster Hand: "Ich denke, dass es zwischen den Motoren fast keinen Unterschied mehr gibt. Es ist wichtig, dass wir diese Leistung haben."

Teamchef Mattia Binotto hat vor Saisonbeginn von einem 25-PS-Defizit gesprochen, das Ferrari mit der neuen Powerunit aufgeholt habe. Man sei "sicher nicht mehr hinten, und vielleicht haben wir sogar einen Tick mehr Leistung", lautete seine Einschätzung - noch vor dem Doppelsieg in Bahrain am vergangenen Wochenende.

Dabei waren es nicht die reinen Topspeeds, mit denen Ferrari brillieren konnte. Im Qualifying wurde Polesetter Charles Leclerc mit 316,6, Carlos Sainz mit 315,9 km/h "geblitzt. Das waren um rund sieben km/h weniger als bei den Red Bulls, die auch 2022 mit Honda-Power an den Start gehen, wenn auch unter dem Label von Red Bull Powertrains.

Das Duell zwischen Max Verstappen und Leclerc mit sechs Führungswechseln zwischen Runde 17 und Runde 19 belegt, dass Red Bull und Ferrari mit unterschiedlichen Flügeleinstellungen gefahren sein müssen. Ferrari kann es sich dank der neu gefundenen PS-Leistung erlauben, auf mehr Anpressdruck zu setzen und dafür mehr Luftwiderstand in Kauf zu nehmen.

Red Bull verwundert über Ferraris Konstanz in der Power

Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko zeigt sich im Interview mit 'Sky' überrascht, "dass die damit eine Renndistanz durchfahren", ohne den Motor drosseln zu müssen. Die gute Nachricht: "Wir sind von Ferrari nicht weit weg." So schlecht kann der Honda-Motor nicht sein, sonst hätte sich Verstappen nicht am Ende der Start-Ziel-Gerade so rasant an Leclerc herangesaugt.

Rückblende, 28. Februar 2020. Kurz vor Ende des letzten Testtags in Barcelona flattert eine FIA-Pressemitteilung ins Postfach der Motorsportpresse: "FIA concludes Analysis of Scuderia Ferrari Formula 1 Power Unit". Eine der ersten Analysen lautete: "Das ist wahrscheinlich die größte Bombe, die die Formel 1 erschüttert hat, seit 'Crashgate' vor mehr als zehn Jahren."

 

Offenbar hatte Ferrari bis 2019 im Motorenbereich getrickst, Grauzonen ausgenutzt, zumindest nicht im Sinne des Reglements entwickelt. Die FIA, damals geleitet vom ehemaligen Ferrari-Teamchef Jean Todt, und die Scuderia aus Maranello einigten sich auf einen Deal, eine Art Vergleich. Die Details dieser Vereinbarung werden bis heute geheim gehalten.

Ferrari musste den Motor umbauen - und stürzte daraufhin, genau wie die Ferrari-Kundenteams, sportlich ins Nirwana. Die Saison 2020 beendete man mit 131 Punkten als Sechster, die Saison 2021 mit 323,5 Punkten als Dritter der Konstrukteurs-WM. Ein Antriebsupdate, das in Sotschi 2021 eingeführt wurde, verkürzte den technischen Rückstand deutlich.

Für 2022 soll es Ferrari gelungen sein, sogar mehr Leistung aus der Powerunit zu kitzeln - und das, obwohl die Formel 1 per Reglement von E5- auf E10-Benzin umgestellt hat, mit doppelt so hohem Bioethanolanteil. Das sollte eigentlich PS kosten. Praktisch für Ferrari: Weite Teile des Antriebsstrangs sind seit 1. März homologiert, die Entwicklung somit bis Ende 2025 eingefroren.

Am Verbrennungsmotor, am Turbolader, an der MGU-H, am Auspuff sowie an der Spezifikation von Benzin und Öl sind technische Updates jetzt nicht mehr möglich. Nur die MGU-K, die Steuerelektronik und die Batterie dürfen noch bis 1. September 2022 feingetunt werden. Dann greift auch für diese Komponenten die FIA-Homologation.

Wer jetzt den besten Motor hat, bevor dieser für vier Jahre "eingefroren" wird, ist also nachhaltig im Vorteil. Aber: "Den besten Motor hat Ferrari nicht", sagt Experte Marc Surer in einem Interview, das am Dienstag auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de veröffentlicht wird (zunächst exklusiv und werbefrei für Kanalmitglieder, ab Mittwoch dann frei für alle User).

"Aber sie haben gleichgezogen. Ich denke, das fällt jetzt einfach auf, weil sie in der Vergangenheit mit einem unterlegenen Motor schon gute Resultate herausgefahren haben. Jetzt sind sie praktisch wieder auf dem Niveau von Mercedes und Honda. Ich würde nicht sagen, dass da einer wirklich besser ist."

Ferrari-Aufschwung: Wie hängt das mit 2019/20 zusammen?

Surer sieht einen Zusammenhang mit dem, was 2019/20 passiert ist. Ferrari habe damals, sagt er, zumindest phasenweise mehr Benzin eingespritzt als erlaubt, "und wenn du mehr Benzin einspritzt, hast du einen Motor, der gut funktioniert, wenn er genügend Sprit hat. Das heißt, du baust den Motor, die Brennkammer, du baust alles auf genügend Sprit ausgelegt."

"Alle anderen, die mit weniger Sprit klarkommen mussten, haben sogenannte Magermotoren gebaut", vermutet Surer. Doch dann kam der 28. Februar 2020, "und plötzlich durften sie diesen Trick nicht mehr anwenden". Ferrari habe auch auf einen "Magermotor" umstellen müssen, "und da hatten sie noch keine Erfahrung".

Jetzt hatte Ferrari zwei Jahre Zeit, dieses Defizit auszugleichen, und das scheint in mühsamer Entwicklungsarbeit gelungen zu sein. Ob Ferrari damals wirklich betrogen hat, das lässt Surer offen: "Sonst wären sie disqualifiziert worden. Aber getrickst haben sie auf jeden Fall. Mit mehr Benzin einspritzen", lautet seine Analyse.

Deswegen sei Ferrari 2020 "schlecht" und 2021 "schon besser" gewesen, was den Motor betrifft. "Dann haben sie auch den Hybrid verbessert im vergangenen Jahr. Da haben wir einen großen Fortschritt gesehen in der Beschleunigung. Und jetzt haben sie auch die die Verbrennung hingekriegt, dass sie eben mit Magermotor die optimale Leistung aus dem neuen Biosprit herausholen können."

Dass Ferrari zwei Jahre gebraucht hat, um sich von der erzwungenen technischen Umstellung zu erholen, sei "ein normaler Prozess in der Entwicklung". Verschwörungstheorien, wonach der geheime FIA-Ferrari-Deal beinhalten könnte, dass Ferrari erst 2022 wieder mit voller Leistung fahren darf, hält er hingegen für Unsinn.

"Die haben einfach den Schock gehabt: 'Oh, wir können nicht mehr mit so viel Sprit fahren. Jetzt müssen wir einen neuen Motor bauen.' Und da hatten sie noch keine Erfahrung", glaubt der ehemalige Formel-1-Pilot. Praktisch, dass Ferrari die Wende gerade noch rechtzeitig vor dem sogenannten "Engine-Freeze" geschafft hat ...

Weitere Co-Autoren: Adam Cooper. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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