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Ex-Formel-1-Pilot Patrese: Für Sir Frank Williams zu fahren, war eine "Ehre"

Riccardo Patrese, einer der beliebtesten ehemaligen Fahrer des Formel-1-Teams von Williams, erinnert sich an Sir Frank Williams und seine Beziehung zu ihm

Frank Williams, der legendäre Teambesitzer, dessen Mannschaft sieben Fahrertitel, neun Konstrukteurstitel und 114 Siege errang, starb am Sonntag im Alter von 79 Jahren. Seitdem gab bereits unzählige Ehrungen von vielen, deren Leben Williams berührt hat - unter ihnen auch Riccardo Patrese.

Der Italiener wurde von Williams erstmals für die Formel-1-Saison 1988 unter Vertrag genommen, betont aber, dass er auch schon zehn Jahre früher zu dem neu gegründeten Team Williams Grand Prix Engineering hätte gehen können.

Er und Alan Jones waren 1977 bei Shadow gefahren - Patrese damals in seiner ersten Formel-1-Saison - und Williams entschied sich für den erfahreneren Australier, der auf dem Österreichring einen Überraschungssieg errungen hatte.

Auf die Frage, wie Williams war, sagt Patrese gegenüber der italienischen Ausgabe von 'Motorsport.com': "Er hat sich immer als Freund erwiesen, der seit Beginn meiner Formel-1-Karriere große Sympathie für mich hatte."

"Er hatte mich schon 1977 im Blick, als er das Team aufbaute, das später mit den Farben von Fly Saudia Geschichte schreiben sollte. Beim Debüt seines neuen Teams im Jahr 1978 überlegte er, ob er mich oder Alan Jones nehmen sollte. In Wahrheit warteten wir beide auf eine Antwort von Shadow."

"Die Priorität lag darin, bei dem Team zu bleiben, das später Arrows werden sollte, denn bis dahin hatte Frank in der Formel 1 nicht viel erreicht. Ich erinnere mich, dass ich mit Alan darüber sprach, was zu tun sei, und wir entschieden: Ich blieb bei Arrows, er ging zu Williams. Und ich kann Ihnen sagen, das war sein Glück."

Jones holte von 1979 bis 1981 zwölf Siege bei Williams, wurde 1980 Weltmeister und feierte zusammen mit Carlos Reutemann 1980/81 die ersten beiden Konstrukteursmeistertitel für den Rennstall. Währenddessen mühte sich Patrese bei Arrows ab, bis er 1982 von Bernie Ecclestone für das Brabham-Team an der Seite des amtierenden Weltmeisters Nelson Piquet verpflichtet wurde.

Wie Patrese mit Verspätung zu Williams kam

Patrese gewann 1982 ein Rennen im BT49D mit Cosworth-Antrieb und im darauf folgenden Jahr eines im BT52 mit BMW-Turbomotor, bevor er sich in Richtung Alfa Romeo verabschiedete, wo er jedoch zwei schwierige Jahre erlebte.

1986 kehrte zu Brabham zurück, das sich in einer Abwärtsspirale befand, aber seine Schnelligkeit und sein Engagement beeindruckten alle Teammitglieder, einschließlich Ecclestone.

Er hatte bereits beschlossen, Brabham zu verkaufen und sich auf die Leitung der FOCA (Formula One Constructors Association) zu konzentrieren und wusste, dass Williams einen Fahrer brauchte, um Piquet zu ersetzen, der zu Lotus wechselte.

Riccardo Patrese, Frank Williams

Patrese im Gespräch mit Frank Williams 1987, als sich der Wechsel vollzog

Foto: Motorsport Images

"Frank schätzte mich sehr", sagt Patrese, "und zehn Jahre (nach dem ersten Kontakt; Anm. d. R.) kam ich auf Anraten von Bernie Ecclestone zu Williams. Es entstand eine Beziehung, die fünf Jahre dauerte. Ich erlebte die beste Zeit meiner Karriere."

Im Sommer 1987 testete Patrese in Imola den damals dominierenden FW11B-Honda, gewöhnte sich schnell genug an das Auto, um eine Zeit zu fahren, die ihn beim Grand Prix von San Marino auf den vierten Platz in der Startaufstellung gebracht hätte, und der Vertrag war bald beschlossene Sache.

Doch noch bevor er sich mit Williams-Stammfahrer Nigel Mansell zusammentat, wurde Patrese beim Finale 1987 in Adelaide für ihn eingewechselt, nachdem sich der Brite bei einem Unfall in Suzuka eine Rückenverletzung zugezogen hatte.

Erstes Jahr bei Williams verlief enttäuschend

Diese beiden Einsätze waren für Patrese ein grausames Vergnügen. Denn Honda hatte beschlossen, seine äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit mit Williams ein Jahr früher zu beenden. Williams blieb mit einem V8-Saugmotor von Judd und einer aktiven Aufhängung zurück, die mitten in der Saison aufgegeben werden musste.

Mansell und Patrese erreichten in der Folge zusammen nur sieben Platzierungen unter den ersten Sechs (die einzigen Positionen, die damals Punkte einbrachten), aber mit dem V10-Saugmotor von Renault begannen ab 1989 wieder bessere Zeiten.

Patrese hatte das Pech, 1989 in Montreal nicht derjenige zu sein, der den ersten Sieg der Williams-Renault-Kombination einfuhr. Sein Unterbodenschutz löste sich und ermöglichte es dem neuen Teamkollegen Thierry Boutsen, ihn zu überholen.

Aber Patreses Beständigkeit brachte ihn auf den dritten Platz in der Weltmeisterschaft, und gemeinsam mit Boutsen, der auch in Adelaide gewann, sicherten die beiden dem Team den zweiten Platz in der Meisterschaft hinter McLaren-Honda.

Riccardo Patrese, Thierry Boutsen

Neben Thierry Boutsen feierte Patrese 1989 große Erfolge mit Williams

Foto: Motorsport Images

Der FW13B des folgenden Jahres erwies sich als Enttäuschung, obwohl Patrese dritten Grand-Prix-Sieg in seiner Karriere holte - sechseinhalb Jahre nach seinem zweiten - und auch Boutsen wieder gewann. Doch Adrian Neweys Meisterwerke, der FW14 (1991) und der FW14B (1992), brachten Patrese zurück ins Rampenlicht.

Er wurde Dritter und Zweiter in der Meisterschaft. Zwar holte Williams-Rückkehrer Mansell die meisten Siege, doch Patrese war ihm in der ersten Hälfte des Jahres 1991 überlegen und holte drei Siege - und es hätten noch ein paar mehr sein sollen.

Patrese: "War meine wettbewerbsfähigste Zeit"

Das Team von Williams und der legendäre Technikchef Patrick Head verehrten Patrese, weil er ein gut kontrolliertes Ego hatte, mit der Rolle der Nummer zwei an der Seite von Mansell zurechtkam, wenn es nötig war, vertrauenswürdiges Feedback gab und immer bereit war, endlos zu testen - in einer Zeit, in der das erlaubt war. Im Gegenzug erlebte Patrese die erfolgreichste Zeit seiner Karriere.

Der heute 67-Jährige, der sich von einer Hüftoperation erholt, sagt: "Frank war einer der wichtigsten Menschen in meiner Formel-1-Karriere. Ich hatte die Ehre, fünf Saisons lang in seinem Team zu fahren. Es war meine wettbewerbsfähigste Zeit."

"Mit Patrick Head und Adrian Newey wurden sehr wichtige Ergebnisse erzielt: Es war ein Team, in dem das Leben der Fahrer sehr hart war, aber ich kann sagen, dass das Management sehr transparent war", blickt der Italiener wohlwollend zurück.

"Frank liebte es, mehrere Sprachen zu sprechen. In Italien war er - vor allem zu Beginn seiner Karriere - viel unterwegs, um Hilfe für seine Projekte zu finden, daher beherrschte er unsere Sprache recht gut. Ich musste mit ihm nicht auf Englisch sprechen, sondern nur auf Italienisch, selbst wenn es um Verträge ging."

"Denn ich habe immer alles selbst gemacht, ohne einen Manager im Schlepptau", verrär Patrese. "Wir hatten eine echte Beziehung, die auf Respekt und Freundschaft beruhte."

"Ich erinnere mich an ihn als freundliche Person, mit der man offen sprechen konnte. Er war sehr geschäftstüchtig und in der Lage, mit einer gewissen Leichtigkeit wichtige Sponsoren zu finden. Er war ein Mann, der etwas Außergewöhnliches aufgebaut hat."

Heutige Formel-1-Fahrer werden "verhätschelt"

Trotz der gegenseitigen Zuneigung zwischen Fahrer und Eigentümer sei es die für Stars im Team stets ein herausforderndes Umfeld gewesen. "Aber das muss auch so sein", sagt Patrese. "Für die Fahrer war es sehr schwer, weil die Erwartungen immer sehr hoch waren und jeder Fehler hervorgehoben und kritisiert wurde."

"Aber nicht nur bei mir waren sie anspruchsvoll, auch Mansell wurde so behandelt. Jahre später habe ich Patrick gesagt, dass sie mit den (aktuellen) Fahrern zu weich waren, und das hat sich auch in den Ergebnissen gezeigt! Heute werden die Piloten in Watte gepackt und verhätschelt", findet der sechsfache Grand-Prix-Sieger.

Williams' Einstellung und seine felsenfeste Entschlossenheit nach dem Autounfall, der ihn 1986 in den Rollstuhl zwang, hätten seine Bewunderung für ihn nur noch gesteigert: "Nach dem Unfall wuchs mein Respekt für Frank, denn er konnte das Team lange Zeit mit großer geistiger Klarheit führen, obwohl er sich in einem sehr schwierigen körperlichen Zustand befand", betont der Ex-Pilot.

"Er war sehr beharrlich darin, auf sich selbst zu achten, um die Schwelle von 80 Jahren zu erreichen. Am Ende musste er die Leitung des Teams an seine Tochter übergeben, und ich glaube, er hat darunter gelitten, dass die Familie die Mannschaft verlassen hat. Ich glaube, an diesem Punkt hat er sich ein wenig gehen lassen."

"Frank war eine große Persönlichkeit in unserer Welt", sagt Patrese abschließend, "und es ist richtig, ihn so zu ehren und in Erinnerung zu behalten, wie er es verdient."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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