F1 Abu Dhabi: Hamilton Schnellster, aber Bestzeit für Bottas!
Das letzte Freitagstraining 2020: Hamilton nach verkorkstem Tag optimistisch, Verstappen in Lauerstellung, Mittelfeld so eng beisammen wie noch nie
Valtteri Bottas hat sich die Freitagsbestzeit beim Grand Prix von Abu Dhabi gesichert, doch das muss nicht zwingend richtungsweisend für den weiteren Verlauf des letzten Rennwochenendes der Saison sein. Denn als die Topstars mit frischen Soft-Reifen auf Zeitenjagd gehen wollten, wurden sie fast kollektiv aus der Bahn geworfen.
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Am schnellsten war noch Lewis Hamilton, der die beste Zeit des Tages erzielte (1:36.097 Minuten). Dabei kam er jedoch in Kurve 21 zu weit neben die weiße Linie, sodass die Zeit wegen Track-Limits gestrichen wurde. So blieb Bottas' Zeit von 1:36.276 Minuten bestehen, die der Finne bereits auf Medium-Reifen aufgestellt hatte.
Dass da noch Luft nach oben gewesen wäre, beweist der Blick auf die Addition der besten Sektorenzeiten, die eine theoretische Bestzeit von 1:35.983 Minuten ergibt. Max Verstappen (Red Bull) war im ersten Sektor absolut Schnellster, Hamilton im zweiten und dritten.
Hamilton: "Wie am ersten Schultag"
Ein deutliches Lebenszeichen des siebenmaligen Weltmeisters, der zuletzt den Sachir-Grand-Prix wegen einer COVID-19-Erkrankung auslassen hatte müssen. Aber: "Auf mich wirkt er fit", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Es scheint ihm gut zu gehen, als wäre es nie passiert. Aber ich schätze, es war eine harte Woche."
Hamilton fühlte sich - kein Wunder, schließlich war ein rennfreies Wochenende dazwischen - "wie am ersten Schultag". Da sei es verständlich, dass er sich erst wieder ans Auto gewöhnen musste. Dafür sei es "nicht so schlecht gelaufen". Außerdem sagt er: "Es war ein durchwachsener Tag. Es war eine Menge los, und die Jungs sind seit drei Wochen unterwegs. Aber morgen wird's besser."
Am Vormittag wurde er von einem defekten Bremszylinder im wahrsten Sinn des Wortes eingebremst. Früh im FT2 wurde sein Lenkrad gewechselt. Und gegen Ende rollte er an der Boxenausfahrt aus. "Ich finde keine Gänge", funkte er. Wolff klärt auf: "Wir hatten ein Problem mit der Kupplung. Das Auto ließ sich nicht mehr starten."
Hamilton schaffte es dann doch noch einmal auf die Strecke, doch gehaltvolle Longrun-Daten konnte Mercedes am Freitag nicht sammeln. Denn die "schwarzen Silberpfeile" brachen die Tests mit dem 2021er-Pirelli zu Beginn früher als alle anderen ab, um diese am Ende unter Flutlicht noch einmal testen zu können.
"Haben größeren Sprung mit den Softs erwartet"
Doch da wurde die Session unterbrochen, und so hat Mercedes noch weniger Daten als alle anderen. Bottas sieht aber noch ein ganz anderes Problem, nämlich dass er mit dem Medium-Reifen schneller war als mit dem Soft: "Ich habe den Soft einfach nicht ins richtige Temperaturfenster bekommen. Der Medium fühlte sich wie der bessere Reifen an. Das sollte aber nicht so sein."
Ein Problem, das nicht nur Mercedes hatte: "Wir haben heute einen größeren Sprung mit dem Soft-Reifen erwartet. Der ist nicht gekommen, und das ging allen Autos so", analysiert McLaren-Teamchef Andreas Seidl. Auch nicht bei Max Verstappen. Der Red-Bull-Pilot fand seinen Freitag "ganz okay", auch wenn 0,770 Sekunden fehlten.
Foto: Zak Mauger / Motorsport Images
Aber auch bei ihm lief nicht alles rund. Die Bestzeit von 1:37.046 Minuten stellte er genau wie Bottas mit dem Medium-Reifen auf. Bei seinem schnellen Soft-Run fuhr er zwar absolute Bestzeit im ersten und persönliche im zweiten Sektor, hinten raus büßte er aber zu viel Zeit ein. Und seine eigentliche Bestzeit von 1:37.029 Minuten wurde ihm wegen Track-Limits aberkannt.
So lag Verstappen am Ende nur 0,217 Sekunden vor Alexander Albon im zweiten Red Bull, der einer der ganz wenigen Piloten mit einem sauberen Soft-Run war. Albon bildete die Spitze des Verfolgerfeldes, das so dicht beisammen lag wie noch nie in dieser Saison.
Defekte häufen sich am Ende der Saison
Sein Vorsprung auf P12 (Carlos Sainz auf McLaren) betrug gerade mal 0,353 Sekunden; und zwischen P6 (Esteban Ocon) und P9 (Charles Leclerc) lagen vier Piloten innerhalb von 0,002 Sekunden! Dass es zwischen Ocon und Albon im Finish beinahe zu einem Crash gekommen wäre, hatte damit aber nichts zu tun. Ocon dürfte den Red Bull im Rückspiegel einfach übersehen haben.
Ein weiterer prägender Faktor des letzten Freitagstrainings des Jahres war, dass die letzten Freitagsmotoren des Jahres ans Ende ihrer Laufleistung kamen. Das führte gleich zu mehreren Zwischenfällen. Bereits in FT1 rollte Daniel Ricciardo (8./Renault/+1,232) aus. Bei ihm wurde das Triebwerk nicht mehr richtig mit Benzin versorgt.
In FT2 wurde dann George Russell an die Williams-Box beordert. "Wir haben ein Problem mit der Power-Unit", funkte sein Renningenieur. Und wenig später ging der Alfa Romeo von Kimi Räikkönen in Flammen auf. Der "Iceman" hatte ein bisschen Mut, sich vom Auto auszustöpseln, konnte sich dann aber doch noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Pierre Gasly (13./AlphaTauri/+1,624) wunderte sich einmal an der Boxenausfahrt über einen Williams-Fotografen, der auffällig großes Interesse an seinem Auto zeigte, und meldete dies am Boxenfunk. Vom Kommandostand gab's eine schlagfertige Antwort: "Mach dir keine Sorgen, nächstes Jahr kriegen wir eh ein neues Auto."
Schumacher drückt die Daumen
Und dann war da noch das Formel-1-Debüt von Mick Schumacher, der am Vormittag anstelle von Kevin Magnussen dessen Haas chauffieren durfte. Schumacher war in FT1 zwar deutlich schneller als sein Teamkollege Pietro Fittipaldi, am Ende aber um 2,731 Sekunden langsamer als Magnussen.
Zeiten, die man nicht miteinander vergleichen kann: "Der Zeitabstand ist verschiedenen Abläufen und Runplans zwischen uns geschuldet", sagt er. Jetzt muss Schumacher abwarten bis Dienstag - dann darf er beim Young-Driver-Test wieder fahren. "Bis dahin heißt es für mich jetzt erstmal Daumendrücken für die Jungs", grinst er.
F1-Paddock live im Ticker: Der Trainingsfreitag in Abu Dhabi
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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