Ferrari-Präsident spricht Klartext: Team zu schlecht für Rennsiege!
Weil es in der Formel 1 sportlich einfach nicht läuft, stößt Ferrari-Präsident John Elkann eine komplette Neuausrichtung mit Fernziel 2022 an
"Die Realität ist: Unser Auto ist nicht konkurrenzfähig." So formuliert es Ferrari-Präsident John Elkann im Gespräch mit der 'Gazzetta dello Sport'. Und seine Konsequenz daraus ist: Ferrari soll sich nicht mit dem aktuellen Fahrzeug verzetteln, sondern sich schon jetzt verstärkt um den Rennwagen für 2022 kümmern.
"Wir legen heute den Grundstein, dass wir [dann] konkurrenzfähig sind und wieder auf die Siegerstraße einbiegen können. Davon bin ich überzeugt", meint Elkann.
Er habe "vollstes Vertrauen" in das technische Team in Maranello, außerdem stehe er hinter Teamchef Mattia Binotto. "Er hat die Fähigkeiten, die es braucht, um die nächste Siegerära einzuläuten", sagt Elkann.
Versteckte Kritik an Sebastian Vettel?
"Mattia war schon in der Ära Todt und Schumi bei Ferrari. Er weiß, wie man gewinnt. Und ab dem kommenden Jahr arbeitet er mit zwei jungen und ehrgeizigen Fahrern", nämlich mit Charles Leclerc und Carlos Sainz.
Ist diese Äußerung als Seitenhieb auf den viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel zu verstehen, der Ferrari am Jahresende verlassen muss? Elkann erklärt: "Es ist zweifelsohne schwieriger, Geduld von jemandem zu erbitten, der schon mal gewonnen hat, als von jemandem, der seine Zukunft noch vor sich hat."
Und Ferrari wolle "nachhaltig" Erfolg haben in der Formel 1. "Wir bauen etwas Wichtiges, etwas Dauerhaftes auf", sagt Elkann. "Das zeigt sich in dem Vertrag, den wir mit Charles unterschrieben haben: [Eine Laufzeit von] fünf Jahren, das ist bisher einmalig in der Ferrari-Geschichte."
Warum die Fahrer nach Maranello ziehen sollen
Wie eng die Ferrari-Zukunft an die beiden Youngster geknüpft werden soll, das verdeutlicht Elkanns nächste Aussage: "Leclerc und Sainz werden beide in Maranello wohnen, damit sie nahe bei unseren Ingenieuren sein können. Das neue Auto [für 2022] wird gemeinsam mit ihnen entstehen."
Er sei sich der gewaltigen Aufgabe bewusst, die jetzt vor Ferrari liege. Schließlich kämpfe das Formel-1-Traditionsteam bereits "seit einem Jahrzehnt" mit einer "strukturellen Schwäche" des Fahrzeugs. "Das hat der Übergang hin zum Hybrid nur unterstrichen", meint Elkann.
Der Ferrari-Präsident sieht vor allem Nachholbedarf in den Bereichen Aerodynamik und Fahrzeugdynamik, wie er sagt. Außerdem verweist er auf den Leistungsverlust beim Antrieb - und auf den Status Quo, der sich so schnell nicht ändern werde. O-Ton: "Das hat man auf der Strecke gesehen und man wird es wieder sehen."
Elkann erkennt eine Aufbruchsstimmung bei Ferrari
Umso größer sei der Wunsch, Ferrari wieder zurück an die Spitze zu führen. Elkann gibt sich zuversichtlich: "So viel Zusammenhalt und Spirit habe ich in den vergangenen zehn Jahren nicht gesehen." Er warnt aber vor allzu viel Euphorie: "Vor uns liegt noch ein langer Weg." Entscheidend sei, Ferrari "Schritt für Schritt" erneut konkurrenzfähig zu machen.
Der bisher letzte Ferrari-Titelgewinn in der Formel 1 datiert aus der Saison 2008. Damals gewannen Felipe Massa und Kimi Räikkönen für das Traditionsteam die Konstrukteurs-WM. Ein Jahr zuvor hatte Räikkönen als bislang letzter Ferrari-Fahrer den WM-Titel geholt.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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