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Ferrari: 1.000 Boxenstopps vor dem Auftakt in Bahrain

Ferrari hat eine Art "Operationssaal" eingerichtet, in dem die Crew dreimal pro Woche Reifenwechsel trainiert - Warum es eher um Konstanz als Schnelligkeit geht

Ferrari-Training: 1.000 Boxenstopps vor dem Auftakt in Bahrain

Ferrari-Training: 1.000 Boxenstopps vor dem Auftakt in Bahrain

In dem Ferrari-Gebäude mit Blick auf die Rennstrecke in Fiorano, in dem der neue Simulator untergebracht ist, gibt es neben dem technischen Büro von Haas auch einen großen Raum im Erdgeschoss, der eigens für Boxenstopps vorgesehen ist.

Die Scuderia hat einen speziellen Raum eingerichtet, in dem dreimal pro Woche zwei Teams von Mechanikern trainieren, um etwa zwanzig Reifenwechsel pro Session durchzuführen. Ziel ist es, beim Saisonauftakt in Bahrain bereits 1.000 Boxenstopps absolviert zu haben.

In dem Raum, der praktisch zum Boxenstopp-Raum der Gestione Sportiva geworden ist, hat das Team die Umgebung nachgestellt, die die Crew auch in den Boxen und der Boxengasse an den Rennsstrecken vorfindet.

Es gibt Stühle für die Mechaniker, die auf ihren Einsatz warten, und natürlich die beiden Carbon-Gerüste, von denen die Rohre herabhängen, an deren Fuß die Hurricane-Schlagschrauber der Firma Paoli und die Wagenheber stehen.

In einer Ecke befindet sich die Station der sechs Techniker, die eingreifen müssen, wenn etwas nicht richtig funktioniert. Jeder von ihnen kann das grüne Ampellicht, das den Wagen aus der Box entlässt, blockieren. Vier von ihnen kümmern sich um die Räder und zwei um die Wagenheber.

Boxenstopp-Award 2022: Ferrari nur im vorderen Mittelfeld

Und natürlich gibt es auch ein rotes Auto: Es handelt sich um einen SF-71 aus dem Jahr 2018, der extra für diesen Einsatz präpariert wurde. Normalerweise müssen Mechaniker das Auto schieben, aber dieser Bolide kann sich nur mit der MGU-K fortbewegen.

Das Team, das am häufigsten die Reifen wechselt, ist Weltmeister Red Bull. Die Bullen haben den speziellen Boxenstopp-Award der Formel 1 zuletzt im fünften Jahr in Folge gewonnen, gefolgt von McLaren und AlphaTauri. Ferrari lag an vierter Stelle.

2022 lag der schnellste Stopp bei 1,98 Sekunden, erzielt von McLaren mit Daniel Ricciardo in Mexiko, während der absolute Rekord Red Bull gehört, die mit Max Verstappen 2019 in Brasilien eine atemberaubende Zeit von 1,82 Sekunden erreichten, bevor die FIA 2021 beschloss, Mindestreaktionszeiten vorzuschreiben.

Ferrari Ziel ist es, die Effizienz seiner Crew zu verbessern. Diego Ioverno, der für die Montageabteilungen zuständige Ingenieur, ist für die heikle Organisation der Reifenwechsel verantwortlich.

Der Boxenstopp ist eine wichtige Phase eines Rennens, denn er kann entscheidend für den Erfolg, aber umgekehrt auch die Ursache für eine Niederlage sein. Aus diesem Grund arbeiten die Teams hart daran, ihre Leistung zu optimieren. Und zwar mit einer Arbeit, die viel tiefer geht, als es den Anschein haben mag.

Warum die Trainingszeiten schneller sind

In der Gestione Sportiva müssen die für die Reifenwechsel zuständigen Personen neben ihren normalen Aufgaben dreimal wöchentlich ein spezifisches Athletiktraining absolvieren, das in der Sporthalle unter Aufsicht eines Trainers durchgeführt wird.

Körperliche Aktivität und selbst Ernährungskontrolle kommen zu dem Indoor-Training hinzu, das erforderlich ist, um die Bewegungen bei einem Reifenwechsel fast automatisch ablaufen zu lassen.

"Bei den Tests haben wir außergewöhnliche Rekordzeiten erzielt", betont Ioverno und verrät: "Wir haben Werte von 1,65 abgelesen. Aber hier kommt das Auto immer perfekt ausgerichtet an der Box an und hält vor allem genau an der erwarteten Stelle, während bei einem Grand Prix viele andere Variablen ins Spiel kommen, die es sehr kompliziert machen."

"Und nicht nur das: Während des Trainings gibt es keinen Leistungsdruck, der auftritt, wenn es um Sieg oder Niederlage geht", erinnert Ioverno.

Im Boxenstopp-Raum fallen die weißen Wände und Böden auf, die auch für den Rest des Gebäudes charakteristisch sind. Man hat fast das Gefühl, einen Operationssaal zu betreten, und nicht einen Raum, in dem die banalsten Bewegungen wie in einem sehr gut organisierten Ballett einstudiert werden.

Eigenes Boxenstopp-Ziel 2022 verfehlt

Das Ziel ist dabei gar nicht so sehr, den schnellsten Stopp zu absolvieren, sondern den Boxenstopp so repetitiv wie möglich zu gestalten, ohne dabei Fehler zu machen, die das Ergebnis beeinträchtigen könnten.

Ferrari unterteilt die Reifenwechsel in vier Kategorien: "Die unter 3 Sekunden werden als sehr gut angesehen", erklärt Ioverno. "Bis zu 3,5 Sekunden sind sie gut, aber nicht perfekt, unter 4 Sekunden sind sie unzureichend und bei mehr als 4,5 Sekunden betrachten wir sie als Fehler."

Interessant ist, dass die Scuderia 2022 bei 73 Prozent der Stopps unter drei Sekunden lag und damit besser abschnitt als Red Bull, die nur 71 Prozent erreichten. "Wir könnten zufrieden sein. Aber wir sind es nicht, denn unser Ziel war es, 80 Prozent zu erreichen, und das haben wir nicht geschafft", betont Ioverno.

Ist das auch das Ziel für 2023? "Nein, die Herausforderung muss größer sein. Wir haben die Messlatte auf 84 Prozent angehoben und trainieren, um dieses Ergebnis zu erreichen und die Zahl der neun Prozent misslungenen Boxenstopp zu reduzieren. Mercedes hat nur vier Prozent Fehlstopps, aber das Team hat sich entschieden, die Reifen langsamer zu wechseln", verrät Ioverno.

Die Wahl der besten Strategie kann wichtige Vorteile bringen, und es ist nicht unbedingt am effizientesten, immer auf den schnellsten Stopp zu setzen. "Es ist entscheidend, das Durchschnittsniveau des Teams anzuheben", stellt Ioverno klar.

Warum es im vergangenen Jahr öfter hakte

"Wir haben analysiert, dass die Probleme aufgetreten sind, als wir gezwungen waren, in einer langen Saison, die 22 Grands Prix im Kalender hatte, Personalwechsel vorzunehmen", verrät er.

In einigen Fällen erwiesen sich die "Reservisten" als nicht so konstant wie die Stammbesatzung. Eine Spitzenmannschaft, die um den Weltmeistertitel kämpft, darf sich allerdings keine Fehler leisten.

Aus diesem Grund bereitet Ferrari zwei Teams auf die Boxenstopps vor. Eines arbeitet am Vormittag, das andere am Nachmittag. Die Hoffnung ist, dass die Mechaniker dadurch austauschbar sind.

"Wir haben nicht nur versucht, alle auf das gleiche Level zu bringen", erklärt Ioverno und verrät: "Wir haben dieses Jahr auch daran gedacht, die Aufgaben flexibler zu gestalten. So kann ein Mechaniker am Schlagschrauber auch den Radwechsel trainieren. 2022 hatten wir unsere Aktivitäten bereits intensiviert. Es war kein perfektes Jahr, aber es war ein sehr gutes."

"Für 2023 wollen wir uns verbessern, um zu vermeiden, dass ein Rad in einer Box verlorengeht, wie es vergangenes Jahr [in Zandvoort] passiert ist. Nicht der Mechaniker hatte sich in der Position geirrt, sondern der Funk aus dem Auto kam zu spät, und dann war der Weg [zur richtigen Position] durch das Auto blockiert", so Ioverno.

Auch Probleme werden trainiert

Das Personal ist beim Training manchmal einer kleinen "Sabotage" ausgesetzt, um die Mechaniker auch darauf vorzubereiten, all die Probleme zu lösen, die während eines Stopps mit verschiedenen Schwierigkeiten und Verwicklungen auftreten können.

Ioverno nennt ein Beispiel: "Das Auswechseln der Nase ist ein Vorgang, den wir jetzt leicht durchführen können und wir sind die Schnellsten dabei. Aber es zählt wenig, denn es bedeutet in jedem Fall, dass das Rennen beeinträchtigt ist ..."

Alle Teams in der Formel 1 haben ihr eigenes Boxenstoppsystem entwickelt und sind zu einer automatischen Freigabe des Autos übergegangen. Die Paoli-Schrauber haben Sensoren, um die Rückkehr des Autos auf die Strecke so schnell und sicher wie möglich zu gestalten.

Die Schlagschrauber erkennen das korrekte Anziehen jedes Rads und die LEDs, die auf dem Griff zu sehen sind, wechseln von Rot auf Grün. Die Wagenheber vorne und hinten sind mit Aktuatoren ausgestattet, die reagieren, sobald die vier Signale die Freigabe bestätigen. Die sechs "Kontrolleure" an den Computern müssen den Vorgang stoppen, wenn eine Anomalie auftritt.

Frederic Vasseur, der neue Teamchef der Scuderia, gab bei seiner ersten Medienrunde das Ziel aus, um beide Weltmeisterschaften zu kämpfen. Und diese Einstellung spürt man auch, wenn man den Boxenstoppraum der Gestione Sportiva betritt.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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