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"Fifty-fifty"-Chance: Red Bull von genialer Taktik selbst überrascht

Fast Quali-Letzter, nun Sensationssieger: Wie Daniel Ricciardo das China-Wunder gelang und wieso die Genialität der Taktik zunächst nicht einmal Red Bull klar war

Daniel Ricciardo, Red Bull Racing RB14 and Sebastian Vettel, Ferrari SF71H battle

Foto: Sutton Images

Es war ein Wunder, dass Daniel Ricciardo am Qualifying überhaupt teilnehmen konnte - 24 Stunden später lacht der Red-Bull-Pilot in Schanghai als Sieger vom Podest. "Dieser verrückte Sieg ist der beste Lohn für meine Mechaniker, die sich für mich den Arsch aufgerissen haben", verweist Ricciardo darauf, dass seine Crew am Vortag einen Motorwechsel gerade rechtzeitig in zwei Stunden absolviert hatte und so Startplatz sechs ermöglichte. "Wäre er als Letzter gestartet, hätte er nie gewonnen", weiß Teamchef Horner.

Auch im Rennen darf sich Ricciardo für eine geniale Strategie bei seiner Mannschaft bedanken - und bei Toro Rosso. Ausgerechnet die Stallkollision des Schwesterteams in Runde 29 spielte Red Bull in die Karten: Nachdem Leader Valtteri Bottas und Sebastian Vettel bereits an der Box vorbeigefahren waren, entschied sich die Rennleitung zu einer Safety-Car-Phase. Der Red-Bull-Kommandostand reagierte blitzschnell und holte Verstappen und Ricciardo, die auf den Plätzen drei und fünf lagen, gleichzeitig zum zweiten Stopp herein, um sie mit frischen Soft-Reifen auszustatten, während Mercedes den viertplatzierten Hamilton draußen ließ.

Verstappen konnte die große Chance der frischen Soft-Reifen nicht nutzen und wurde Opfer seiner ungestümen Fahrweise, während Ricciardo einmal mehr die richtige Dosis zwischen Aggressivität und Kontrolle unter Beweis stellte. "Da sieht man halt, wer überholen kann und wer nicht", kann sich Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko eine Spitze gegen den zweitplatzierten Mercedes-Piloten Valtteri Bottas nicht verkneifen, dem in Bahrain das Kunststück nicht gelungen war, die besseren Reifen zum Sieg zu nutzen.

Wie Red Bull das Rennen für sich entschied

Doch wie ist es Red Bull im Gegensatz zu Mercedes gelungen, die Safety-Car-Phase zu den eigenen Gunsten zu nutzen? "Das war eine Sekundensache", erklärt Marko gegenüber dem 'ORF'. Und Ricciardo bestätigt: "Es war hektisch. Ich habe in Kurve 14 gehört, dass es ein Safety-Car gibt, dann haben sie den Doppelstopp angekündigt und mir gesagt, dass ich an die Box kommen soll. Das ist schnell gegangen und war ein sehr entscheidendes Manöver."

 

Mit dem zweiten Doppelstopp hatten die beiden Red-Bull-Piloten zwar je eine Position an Hamilton beziehungsweise Kimi Räikkönen verloren, doch nach der Rennfreigabe mit den frischen Soft-Reifen eine Waffe für die verbleibenden 20 Runden in ihren Händen.

Das war Red Bull zu diesem Zeitpunkt aber offenbar selbst nicht ganz bewusst, wie Teamchef Christian Horner gegenüber 'RTL' verrät: "Es war eine Fifty-Fifty-Entscheidung, aber es war die richtige." Ricciardo bestätigt, dass er zu diesem Zeitpunkt selbst nicht an einen Red-Bull-Sieg glaubte: "Zuerst dachte ich: Okay, jetzt können wir um einen Podestplatz kämpfen. Aber als ich dann durch das Feld pflügte und merkte, dass die Reifen halten, wusste ich, dass es um den Sieg geht."

Ricciardo fürchtete Kollision mit Verstappen

Verstappen hatte den Matchball zu diesem Zeitpunkt am Fuß, büßte aber wieder einmal für seine Ungeduld: Zuerst versuchte er, Hamilton mit der besseren Traktion aus Kurve 6 außen in der schnellen Links-Rechts-Passage zu überholen, musste aber von der Strecke und Ricciardo passieren lassen, der bereits Räikkönen überholt hatte.

Dem späteren Sieger, der all das erste Reihe fußfrei erlebte, war nicht ganz wohl dabei: "Ich habe gesehen, wie Max im Zweikampf in Kurve 7 von der Strecke abkam. Das hat mich ein wenig nervös gemacht, weil ich befürchtete, er würde direkt vor mir wieder auf die Strecke kommen. Deswegen bin ich ein wenig vom Gas gegangen."

Dann zeigte der "Aussie" seinem Teamkollegen, wie man es richtig macht: In den Runden 40 und 42 ging der 28-Jährige in astreinen Manövern beim Anbremsen der Haarnadel an Hamilton und Vettel vorbei. Vor allem der Kampf mit dem Mercedes-Piloten war spektakulär, denn Ricciardo bremste sich - wie schon so oft - aus beinahe aussichtsloser Position in die Lücke und überraschte Hamilton völlig.

Geniale Aufholjagd: Welche Hilfe der Soft-Pneu war

"Durch den Soft-Reifen wusste ich, dass ich etwas später bremsen kann als er", erklärt Ricciardo den Hintergrund. Warum er so viel Risiko nahm? "Oft hat man nur eine Gelegenheit, also habe ich das Maximum aus jeder Gelegenheit gemacht", antwortet er.

Drei Runden später war dann auch Ricciardos Langzeit-Rivale Valtteri Bottas fällig. Der zuletzt vielgescholtene Mercedes-Pilot machte es Ricciardo in Runde 45 in Kurve 6 besonders schwer, als er beim Anbremsen den Raum eng machte.

Der Red-Bull-Pilot sieht aber kein Fehverhalten beim Finnen: "Das war hart, aber fair. Ich hatte mich schon in Kurve 3 entschlossen, dass ich es probieren werde. Er hat sich verteidigt, ist etwas mehr herübergezogen, aber ich war mir sicher, dass ich genug Platz haben würde, außerdem hatte ich einen guten Grip. Im schlimmsten Fall wäre ich nach außen geraten, und hätte es dann halt woanders noch einmal probiert." In den verbleibenden elf Runden konnte Ricciardo seinen Vorsprung auf über acht Sekunden ausbauen und fuhr ungefährdet zum Sieg.

Nach Frust: Ricciardo wieder voll im Titelrennen

Noch am Vortag war Ricciardo nach den Renault-Problemen völlig desillusioniert gewesen, sah seine Titelchancen dahinschwinden - nun fehlen dem WM-Vierten nur 17 Punkte - also weniger als ein Sieg - auf Leader Vettel. "Wenn ich die Chance dazu bekomme, in den Titelkampf einzugreifen, dann bin ich dazu in der Lage", schickt er eine Kampfansage an seine Rivalen. "Ich habe das Vertrauen in mich, das Beste aus meinen Möglichkeiten machen zu können. Das habe ich heute unter Beweis stellen können."

Dass sich die Stimmungslage so schnell ändern kann, überrascht ihn selbst: "Als ich vor einer Woche nach zwei Runden ausgeschieden war, da war ich frustriert von diesem Sport - und all den Variablen, die eine Rolle spielen. Manchmal hinterfrage ich, warum ich mir diesen Sport ausgesucht habe, denn es gibt so viele Dinge, die man nicht unter Kontrolle hat. Und das ist sehr zermürbend. Aber ein Tag wie dieser ist 50 schlechte Tage wert."

Zumal nun der Grand Prix in Baku auf dem Programm steht: Und dort hatte Ricciardo zum letzten Mal vor Schanghai einen dieser speziellen Tage, als er nach einem frühen Boxenstopp wegen Überhitzungsproblemen wie durch ein Wunder von ganz hinten zum Triumph gefahren war. "Mal schauen, was dieses Jahr passiert", sagt Teamchef Horner mit einem schelmischen Grinsen.

 

 

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