Formel-1-Cockpitschutz Halo: Sicht kaum eingeschränkt, Optik missfällt
Kimi Räikkönen ist überrascht, wie gut die Sicht mit dem Cockpitschutz Halo noch immer ist, doch der Bügel erntet dennoch Kritik, allen voran von Lewis Hamilton und Nico Hülkenberg.
Foto: XPB Images
Ferrari-Pilot Räikkönen kam bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona die Aufgabe zu, als erster Fahrer den neuartigen Cockpitschutz zu testen. Die Sicht war dabei kaum eingeschränkt, wie der Finne anmerkt. „Der Unterschied war überraschend klein. Nach vorn ein bisschen, aber ich glaube nicht, dass es die finale Version ist“, so Räikkönens erstes Urteil über Halo. Nach einer Installationsrunde wurde der Bügel wieder abmontiert und der Ferrari-Pilot nahm ohne zusätzlichen Cockpitschutz sein normales Testprogramm unter die Räder.
Foto-Vergleich: Kimi Räikkönen mit und ohne Halo
Im Fahrerlager wird Halo kontrovers diskutiert. Ein Plus an Sicherheit liegt auf der Hand, doch die Optik missfällt. Aus Gründen der Sicherheit soll der Cockpitschutz bereits in der Formel-1-Saison 2017 zur Vorschrift werden. Im Falle des tödlich ausgegangenen Unfalls von Jules Bianchi in Suzuka 2014 hätte Halo allerdings keinen Unterschied bewirkt. Davon ist Philippe Bianchi, Vater des nach neun Monaten Koma verstorbenen Marussia-Piloten überzeugt.
Jules Bianchis Vater: Halo hätte nichts geändert
„Für Jules hätte sich nichts geändert, denn es war eine Negativbeschleunigung extremsten Ausmaßes, die ihm die Hirnverletzungen zufügte“, so Philippe Bianchi gegenüber dem französischen TV-Sender Canal. Der Vater des Verunglückten spricht damit auf die brutalen Kräfte an, denen der Kopf seines Sohnes beim Aufprall auf einen Bergungstraktor ausgesetzt war.
Grundsätzlich bezeichnet Philippe Bianchi den Cockpitschutz Halo als Fortschritt im Sinne der Sicherheit, sieht darin aber auch in anderen Fällen als Suzuka 2014 kein Allheilmittel: „Wenn ein Rad davonfliegt, wäre dieses System effektiv. Wenn es aber kleine Trümmerteile sind wie bei Felipe Massa oder bei Justin Wilson, dann hätte es keinen Unterschied gemacht. Es ist ein großer Schritt nach vorn, aber es behebt nicht alles.“
Der angesprochene Felipe Massa begrüßt die Pläne der FIA, Halo ab 2017 verpflichtend vorzuschreiben: „Ich bin dafür, dass diese Änderung kommt. Die Sicherheit ist das Wichtigste überhaupt. Ich begrüße Halo oder ein geschlossenes Cockpit.“ Massa wurde im Juli 2009 auf dem Hungaroring von einer durch die Luft fliegenden Autofeder am Helm getroffen. Die Feder stammte aus dem Brawn von Rubens Barrichello und fügte dem damaligen Ferrari-Piloten schwere Kopfverletzungen zu.
Hülkenberg und Hamilton mit Kritik an Halo-Optik
Ob Halo Massas Kopfverletzungen verhindert hätte, ist fraglich. Nicht deswegen, aber aufgrund der Optik gibt es an der von Räikkönen getesteten Variante teils heftige Kritik. „Ich finde, es sieht furchtbar aus“, urteilt Nico Hülkenberg und bekennt: „Es ist einfach einer dieser persönlichen Aspekte. Mir würde es nicht gefallen, wenn es so kommt.“
Lewis Hamilton drückt sich noch deutlicher aus, wenn auch nicht verbal. „Meine Meinung ist die“, so der amtierende Weltmeister, während er sich mit der Hand an die Stirn schlägt. Auf Nachfrage, ob er sein Missfallen in Worte fassen könne, antwortet Hamilton: „Nein. Ich gebe dazu keinen Kommentar ab.“
Im Hause Red Bull Racing hat man derweil einen anderen Cockpitschutz entwickelt. Dieser beinhaltet eine großflächige Windschutzscheibe und zwei seitliche Streben statt einer zentrale Strebe vor dem Kopf des Fahrers. Bereits im April könnte Red Bull mit seiner Eigenentwicklung zu Testfahrten auf die Strecke gehen und der FIA damit eine Alternative für die von Ferrari in Barcelona getestete Halo-Variante unterbreiten.
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