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Formel 1 Hockenheim 2019: Die Stimmen aus dem "Adlerhorst"

Woher der Streckenkommentar in Hockenheim kommt, wer die Stimmen aus dem Lautsprecher sind: Stefan Ehlen blickt hinter die Kulissen und in den "Adlerhorst"

Der Blick von hier oben ist grandios. Er reicht von Nordkurve bis Südkurve, von Einfahrt Motodrom bis Boxengasse. Man schwebt regelrecht über dem Geschehen. Und ich brauche mich nicht zweimal zu fragen, weshalb die Kabine der Streckensprecher am Hockenheimring "Adlerhorst" genannt wird. Es ist die wahrscheinlich beste Beobachterposition an der gesamten Rennstrecke.

Kurz vor dem Beginn des zweiten Trainings zum Deutschland-Grand-Prix 2019 treffe ich dort aber nur einen der beiden Sprecher an: Kommentatoren-Legende Stefan "The Voice" Heinrich, eine Institution im deutschen Motorsport, hat bereits auf dem linken Stuhl Platz genommen, ist in seine Notizen vertieft, als ich von seiner Assistentin Conny Hufstadt in die Kabine begleitet werde.

Stefan und ich kennen uns gut, schon seit fast 20 Jahren, haben auch bereits mehrfach zusammen kommentiert. Wir begrüßen uns, plaudern ein bisschen über Privates. Doch heute bin ich nur Gast und ohne offizielle Sprechrolle, zumindest während der On-Air-Zeit, die in wenigen Minuten beginnt. Aber fehlt da nicht noch wer?

Kurz vor knapp ist das Duo komplett

Der rechte Stuhl ist noch unbesetzt. Es ist der Platz von Bob Constanduros, der "Stimme der Formel 1". Ein wie Stefan überaus erfahrener Mann in Motorsport-Geschäft, der seit Jahrzehnten bei allen Grands Prix den englischen Streckenkommentar bestreitet. Und er taucht ganz lässig erst drei Minuten vor Trainingsbeginn in der Kabine auf.

Ein paar freundliche Worte, ein paar humorvolle Äußerungen zum brütend heißen Deutschland am Freitag, dann werden die Headsets aufgesetzt. Stefan sortiert noch seine Unterlagen, Bob legt sich ein kleines schwarzes Notizbuch zurecht, wirft nochmals einen Blick in die Ergebnisse vom Vormittag. Dann gibt Conny die Info "30 Seconds" über die Kopfhörer, der Streckenfunk wird aktiviert, die rote Aufnahme-Lampe über unseren Köpfen leuchtet auf, draußen knacken die Lautsprecher ganz leicht.

Besuch im

Besuch im "Adlerhorst"

Foto: Stefan Ehlen

Hoch oben über der Haupttribüne in Hockenheim befindet sich der "Adlerhorst", die Kabine der Streckensprecher bei der Formel 1.
Besuch im

Besuch im "Adlerhorst"

Foto: Stefan Ehlen

Von außen täuscht der Begriff "Drivers Lounge" darüber hinweg, dass genau dort auch der Streckenkommentar entsteht.
Besuch im

Besuch im "Adlerhorst"

Foto: Stefan Ehlen

Es ist ein kleiner Raum, den sich die beiden Motorsport-Experten Stefan Heinrich (links) und Bob Constanduros (rechts) teilen. Sie kommentieren auf Deutsch und Englisch, Constanduros sogar bei allen Rennen der Formel 1.
Besuch im

Besuch im "Adlerhorst"

Foto: Stefan Ehlen

Traditionell führt Kommentatoren-Legende Stefan "The Voice" Heinrich beim Deutschland-Grand-Prix durch das Programm.
Besuch im

Besuch im "Adlerhorst"

Foto: Stefan Ehlen

Der Blick aus dem Seitenfenster in Richtung Südkurve: Aus dem Drucker kommen aktuelle Informationen, von unten sind Fahrgeräusche und Emotionen der Fans zu vernehmen.
Besuch im

Besuch im "Adlerhorst"

Foto: Stefan Ehlen

Stefan Heinrich und Bob Constanduros bei der Arbeit im "Adlerhorst".
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Während Stefan und Bob die Zuschauer zum Formel-1-Nachmittag begrüßen und auf Hitze ("Bitte viel Wasser trinken!") und Hörschutz ("Pflicht für Kinder!") hinweisen, lasse ich den Blick durch die Kabine schweifen: Fünf Monitore stehen den Kommentatoren zur Verfügung, davon zwei mit Rundenzeiten und Zwischenzeiten, das TV-Weltsignal, ein Onboard-Kanal und die Datenseite der Formel 1. Dazu kommen die eigenen Dokumente, Grafiken und Notizen, die Stefan und Bob auf dem schmalen Holztisch vor sich ausgebreitet haben.

Wo der "Adlerhorst" zu finden ist

Genau gegenüber des "Adlerhorsts" befindet sich die Boxengasse mit den Garagen von Ferrari und Mercedes, unter der Kabine sitzen die Zuschauer auf der Haupttribüne. Man ist hier, direkt unter dem Tribünendach, mittendrin im Geschehen, scheint fast eine leichte Vibration zu spüren, wenn die Formel-1-Autos über die Zielgerade fegen. Und dankenswerterweise bläst von hinten noch eine kleine Klimaanlage kühle Luft in die Kabine.

Mehr Hintergründe von Hockenheim:

"Zeit für einen kleinen Regentanz", scherzt Bob, als er mit Stefan die Wetterprognose für das restliche Wochenende durchgeht. "Aber räumt besser vorher noch schnell eure Sachen ins Zelt." Spätestens seit 2018 wissen wir ja, wie plötzlich und heftig ein Unwetter über den Hockenheimring hereinbrechen kann ...

Und dann sind wir auch schon mittendrin im zweiten Freien Training. Stefan und Bob wechseln sich ab am Mikrofon, informieren auf Deutsch und Englisch, manchmal beide in der gleichen Sprache, und oft folgt dann ein kleiner Scherz. Der französische Kommentar, den es am Hockenheimring über viele Jahre zusätzlich gab, ist inzwischen abgeschafft.

Das kleine Helferlein

Es ist auch zweisprachig sehr unterhaltsam mit den beiden Motorsport-Haudegen, die sich blendend miteinander verstehen. Als etwa Ferrari-Pilot Charles Leclerc im Onboard-Kanal zu sehen ist und Stefan das Wort an Bob weitergeben will, meint dieser nur: "Du hast doch eben die Hotlap als Beifahrer im Sportwagen absolviert, jetzt mach du mal schön weiter und erkläre uns die Strecke!"

Das macht Stefan natürlich gerne - und untermalt den Kommentar in Hockenheim mit aktuellen Informationen aus dem Formel-1-Fahrerlager ("Franz Tost sagte in der Pressekonferenz ...") sowie mit Anekdoten aus der Motorsport-Historie ("Als ich mit dem Fahrrad nach Le Castellet fuhr ..."), von denen auch Bob etliche auf Lager hat: Er reist bereits seit 1985 mit der Formel 1 um die Welt, hat gut 500 der 1.008 Grands Prix in der Weltmeisterschaft mitgemacht und dabei einiges erlebt. Die Faszination an der Formel 1 ist ihm über all die Jahre geblieben, was man seinem leidenschaftlichen Kommentar entnehmen kann.

Bob hat übrigens ein Helferlein: Das kleine Notizbuch als einer der wenigen Gegenstände, die er in seinem Rucksack mit in den "Adlerhorst" gebracht hat, birgt jede Menge Fakten und Statistiken, die Bob über Jahre gesammelt hat. Was für uns die Formel-1-Datenbank ist, ist für ihn dieses handschriftlich geführte Büchlein, dessen Seiten von winziger Kugelschreiber-Schrift überzogen sind.

Was den Blick im Motodrom versperrt

Mit Hintergründen sind Stefan und Bob also bestens versorgt, aber den totalen Über-"Blick" haben sie aus ihrer Kabine nicht: Die Hospitality-Paläste von Red Bull, Ferrari und Mercedes ragen so hoch aus dem Fahrerlager heraus, dass die Kommentatoren selbst aus luftiger Höhe die Sachskurve als eine der Schlüsselstellen im Motodrom nicht direkt einsehen können.

Und mir wird nach etwas mehr als einer Stunde bewusst, wie schnell die Zeit im zweiten Freien Training mit Stefan und Bob verflogen ist. Weil ich wieder im Pressezentrum gebraucht werde, verabschiede ich mich noch während der Einheit mit Handschlag und Handzeichen, stehle mich an der Klimaanlage vorbei und hinaus aus der Türe.

Ich höre noch im Gehen, wie die beiden Streckensprecher am Hockenheimring in das große Duell Mercedes gegen Ferrari vertieft sind. Kein Wunder: Aus dem "Adlerhorst" haben sie wirklich den besten Blick auf die beiden Topteams.

Mit Bildmaterial von Ehlen/SMG.

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