Formel-1-Technik: Der Unterboden-Kampf zwischen Ferrari und Red Bull
Ferrari und Red Bull haben am vergangenen Wochenende in Frankreich Upgrades für den Unterboden gebracht - Auch Mercedes hatte wieder einmal neue Teile dabei
Ferrari und Red Bull liefern sich in der Formel-1-Saison 2022 sowohl auf als auch abseits der Rennstrecke ein intensives Duell. Im Kampf um den WM-Titel setzen beide dabei Teams auf Upgrades, um ihre Chancen zu erhöhen.
Da den Teams inzwischen klar geworden ist, wie viel zusätzliche Leistung durch die Unterboden-Aerodynamik erzielt wird, haben sich beim Großen Preis von Frankreich beide für Änderungen in diesem Bereich des Autos entschieden.
Und es scheint, dass sich zwischen den beiden Rennställen ein spannender Entwicklungskampf entwickelt, bei dem es darum geht, den Luftstrom, der durch die Zäune zum Unterboden geleitet wird, zu maximieren.
Nachdem Red Bull seit Beginn der Saison mit zwei äußeren Zäunen gefahren war, wurde im Rahmen des letzten Upgrades beschlossen, diese Anordnung wieder aufzugeben. Stattdessen wurde der innere dieser beiden Zäune weiter nach innen verlegt.
Die Verlegung des dritten Zauns näher an die beiden inneren Zäune hat nicht nur Auswirkungen auf das Verhalten des Luftstroms, wenn dieser in den Tunnel gelangt. Es wird wahrscheinlich auch dazu führen, dass sich dieser dritte Zaun wie seine inneren Pendants unter den Boden zieht.
Zuvor war er kürzer gewesen, um die vom äußersten Zaun erzeugte Wirbelstruktur zu verstärken.
Die neuen Bremsbelüftungen am Red Bull, im Kreis ist die alte Spezifikation Foto: Giorgio Piola
Außerdem hat Red Bull auch am Heck des Autos eine subtile Änderung vorgenommen und ein zusätzliches Luftleitblech im Bereich des Einlasses der hinteren Bremsbelüftungen angebracht (roter Pfeil im oberen Bild, im Kreis ist die alte Spezifikation zu sehen).
Das Ergebnis der Änderungen wird minimal sein, aber es wird dem Luftstrom einen besseren Weg in die Rohre ermöglichen.
Die von Ferrari vorgenommenen Änderungen konzentrierten sich ebenfalls auf den Tunneleingang am Unterboden, wobei sichtbare Änderungen an der Höhe der Vorderkante des Unterbodens und der Zäune vorgenommen wurden.
Auch Ferrari hatte den Unterboden für Le Castellet überarbeitet Foto: Giorgio Piola
Das Absenken des Tunneleingangs im äußeren Bereich bedeutet auch, dass die obere Fläche des Unterbodens nun in zwei Abschnitte unterteilt ist, wobei der untere Abschnitt mehr oder weniger mit der Kante des Seitenkastens in einer Linie steht und der innere Teil in den Undercut des Seitenkastens mündet.
Auch der äußere Zaun wurde verändert, da er sowohl höher als auch nach vorne verlängert wurde. Außerdem gibt es im vorderen Teil des Zauns unten einen Ausschnitt, wie im Kreis in der unteren Abbildung zu sehen ist, der die vorherige Spezifikation zeigt.
Der neue Ferrari-Unterboden, im Kreis ist die alte Spezifikation zu sehen Foto: Giorgio Piola
Die Neugestaltung des Unterbodens betrifft auch die Unterseite, wie man sehen konnte, als das Auto von Charles Leclerc von der Strecke gehoben wurde. Die größte Veränderung betrifft das bootsförmige Bodywork, das die Lücke zwischen der Stufen- und der Referenzebene überbrückt.
Hier scheint Ferrari sich etwas von Red Bull abgeschaut zu haben, denn man hat den gesamten Bereich verschmälert, vor allem aber im vorderen Bereich, um das Verhältnis zu den Zäunen zu verbessern, die sich zum Rand des Bodens hin schlängeln.
Mercedes brachte in Silverstone ein umfangreiches Update-Paket ans Auto, das eine Vergrößerung des Volumens im Bereich der inneren Vorderradaufhängung, kleinere Modifikationen am "Bib-Flügel" und am Chassis sowie umfangreichere Änderungen am Unterboden umfasste.
Die neuen Bremsbelüftungen bei Mercedes, im Kreis ist die alte Spezifikation Foto: Giorgio Piola
Im Rahmen dieses Updates nahm das Team eine Änderung an den vorderen Bremsbelüftungen vor. Der nach hinten gerichtete Auslass wurde nicht nur vergrößert, sondern es wurde auch ein an eine russische Schachtelpuppe erinnernder Ansatz mit den darin befindlichen Finnen gewählt.
Wie man an der alten Anordnung (Kreis in der oberen Abbildung) sehen kann, hatte das Team den Auslass bereits so segmentiert, dass die verschiedenen Luftströmungskanäle darin ihren eigenen Ausgang hatten.
Bei der neuen Anordnung scheint sich das Team jedoch einfach dafür entschieden zu haben, die Wärme und den Luftstrom in den größeren Auslass abzuleiten und die Strömung dann mit kleineren, S-förmigen Finnen zu steuern.
Außerdem hat Mercedes den Unterboden im Bereich vor den Hinterreifen modifiziert Foto: Giorgio Piola
Das Team hat außerdem eine weitere Änderung an einem Bereich des Autos vorgenommen, der schon einmal überarbeitet wurde. So wurde der Teil des Unterbodens direkt vor den Hinterreifen erneut modifiziert.
Dieser Bereich des Unterbodens hilft bei der Steuerung des Luftstroms um den Hinterreifen herum und kann daher einen Einfluss auf "Tyre-Squirt" haben.
Dabei handelt es sich um ein Phänomen, bei dem der Luftstrom seitlich vom Reifen weggedrückt wird, wenn dieser sich verformt. Das kann dazu führen, dass die Leistung des Diffusors beeinträchtigt wird.
Mit Bildmaterial von Giorgio Piola.
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