Beginnen wir mit einem Foto, das kein Update an sich zeigt, dafür aber eine hervorragende Sicht auf die Details. Ein Blick auf die vordere Bremsanlage eines Formel-1-Autos lässt sich selten so erhaschen wie in diesem Fall bei Force India. Man kann sehr gut erkennen, wie der Luftstrom reguliert wird, sobald der Hauptlufteinlass erreicht wurde. Verschiedene Kanäle versorgen Bremssattel, Bremsscheibe und auch die Achse (im Sinne der Aerodynamik) mit Frischluft.
Williams tat sich in letzter Zeit schwer und hofft, mit den Upgrades am Ungarn-Wochenende wieder etwas Luft gegenüber Force India zu gewinnen. Den Anfang macht der Frontflügel. Der neueste Flügel (große Illustration) wurde wieder eingepackt und durch die Variante ersetzt, wie sie schon beim ersten Saisonrennen in Melbourne eingesetzt wurde (im Kreis).
Was die Nase des Williams FW38 betrifft, greift man ebenfalls auf die vorherige (lange) Version zurück, weil die kurze Nase ähnlich wie der neue Frontflügel nicht den gewünschten Performance-Sprung gebracht hat.
Darüber hinaus gibt es am FW38 auf dem Hungaroring neue Aufhängungen für die Rückspiegel. Diese sind länger als es vorher (im Kreis) der Fall war. Somit sitzen die Spiegel jetzt weiter oben. Neben der besseren Sicht für den Fahrer verbergen sich vor allem aerodynamische Gründe hinter diesem Upgrade. Da die Spiegel jetzt nicht mehr unmittelbar über den Seitenkästen sitzen, soll dank des verbesserten Luftstroms der Abtrieb erhöht werden.
Abschließend schauen wir uns noch den Williams-Unterboden an. Für Valtteri Bottas wurde für das Ungarn-Wochenende ein Unterboden produziert, der am hinteren Ende einen Einschnitt weniger aufweist als es vorher (im Kreis) der Fall war. Zudem gibt es bei der neuesten Lösung drei L-förmige Einschnitte vor den Einschnitten am hinteren Ende (großes Foto). Diese L-förmigen Einschnitte erinnern an den Toro Rosso aus der Saison 2015 und auch an den aktuellen Mercedes.
Der Grand Prix von Ungarn ist traditionell ein Hitzerennen. Mercedes reagiert auf die hohen Temperaturen mit mehreren Veränderungen. So wurden am die Lamellen neben dem Cockpit (wieder einmal) angepasst. Waren es in Silverstone lediglich zwei Lamellen, sind es auf dem Hungaroring deren acht. Zudem ist die ganze Konstruktion nun höher. Damit wird die heiße Luft auf dem viel Abtrieb verlangenden Kurs effizienter über den Seitenkästen verteilt.
Am Heck des Mercedes F1 W07 hat sich ebenfalls etwas getan. Der gebogene Monkey-Seat, wie er seit dem Grand Prix von Europa in Baku zum Einsatz kam, wurde wieder durch die eckige Variante ersetzt. Diese wurde zuletzt beim Grand Prix von Monaco gesehen. Wie immer geht es bei einer Veränderungen dieses kleinen Zusatzflügels unterhalb des Heckflügels darum, die Wechselwirkung zwischen Heckflügel und Diffusor für die jeweilige Strecke zu optimieren. In diesem Fall soll der Abtrieb erhöht werden.
Was den Heckflügel des Mercedes F1 W07 in Ungarn betrifft, hält man an der Silverstone-Variante fest. Diese zeichnet sich durch die von Toro Rosso erfundenen Lamellen an den seitlichen Endplatten aus. Auch die Flaps im hinteren Bereich der seitlichen Endplatten fallen ins Auge. Diese sollen helfen, die Luftströme von Diffusor und Heckflügel zu bündeln.
Zudem gibt es im Bereich der Hinterradaufhängung des Mercedes F1 W07 ein größeres Loch im Bodywork gibt als es üblicherweise der Fall ist. Damit soll die Wärme aus dem Motorraum auch in diesem Bereich effektiver abgeführt werden.
Auch Ferrari hat den Monkey-Seat verändert. Die untere Abrisskante (gelb gekennzeichnet) ist weniger stark gebogen als es bei der Monaco-Version der Fall war. Zudem wurden auch die seitlichen Endplatten (grün eingefärbt) neu gestaltet. Genau wie im Falle Mercedes sollen die Änderungen im Zusammenspiel mit Heckflügel und Diffusor den Abtrieb erhöhen.
Am Ende des Unterbodens hat Ferrari einen zusätzlichen Flap angebracht (gelb markiert). Dies ist das jüngste Update in einem Bereich, der bereits seit dem Frühjahr 2015 im Ferrari-Fokus steht. Die Tatsache, dass der neue Flap (gelb eingefärbt) nach vorn verlängert wurde, macht dieses Update zum bisher extremsten. Damit werden sowohl die anderen Flaps und Winglets als auch der äußere Kanal des Diffusors beeinflusst. Mit welcher Detailtreue in diesem Bereich zu Werke gegangen wird, macht der kleine Einschnitt am hinteren Ende des neuen Flaps deutlich.
Indes hat Ferrari auf die jüngsten Probleme am Turbolader des SF16-H reagiert, indem die Abdeckung verstärkt wurde. Beim Silverstone-Test vor wenigen Tagen war der Turbolader explodiert. Auf dem Hungaroring kommt nun die im Kreis gekennzeichnete neue Abdeckung zum Einsatz. Nachteil: Das Gesamtgewicht des Autos ist dadurch um zwei Kilogramm nach oben gegangen. Nebenbei kommt an diesem Wochenende ein neuer Monkey-Seat zum Einsatz. Dieser war in Vorbereitung auf den Grand Prix von Ungarn bereits beim Silverstone-Test montiert und entspricht im Großen und Ganzen dem Monkey-Seat, wie er beim Grand Prix von Monaco eingesetzt wurde.
Red Bull hat auf dem kurvenreichen Hungaroring zum ersten Mal in dieser Saison einen Monkey-Seat dabei. Selbst auf dem Stadtkurs von Monte Carlo hatte man am RB12 auf den kleinen Zusatzflügel unterhalb des Heckflügels verzichtet. Lediglich bei den Wintertestfahrten war ein Monkey-Seat am Auto zu sehen. Die neue Konstruktion ist demgegenüber aber deutlich verfeinert worden. Ob der Zusatzflügel auch im Rennen zum Einsatz kommt, steht aber noch nicht fest. Red Bull hat auch den Heckflügel ohne Monkey-Seat im Gepäck.
Als Red Bull den RB12 am Donnerstag aufbaute, war eine abgeschnittene Felge zu sehen. Hintergrund dieser Maßnahme? So kann der Mechaniker genau prüfen, ob der Bremskanal das rotierende Rad "streifen" würde. Die Toleranzen werden dabei von den Teams ganz bewusst äußerst eng gewählt, um die aerodynamischen und thermodynamischen Vorteile zu maximieren. Werden die Teile aber zu eng aneinander verbaut, drohen Schäden.
McLaren hat erneut einen veränderten Frontflügel dabei. Dieses Mal betrifft die Änderung den oberen Flap (grün eingefärbt). Mit dem Einschnitt erinnert dieses Element nun wieder an die Spezifikation, wie sie beim Grand Prix von Spanien (im Kreis) eingesetzt wurde. Allerdings ist sowohl die Form des oberen als auch des unteren Flapteils eine andere.
Auch das zentrale Winglet am Diffusor des McLaren MP4-31 wurde überarbeitet. Das untere Element ist nun weiter nach oben gezogen, schöpft aber nicht die im Reglement erlaubte Maximalbreite von 200 Millimetern aus. Insgesamt soll durch die Veränderung einmal mehr die aerodynamische "Kommunikation" zwischen Diffusor und Heckflügel verbessert werden.
Im Bemühen, den Rückstand auf die Konkurrenz weiter zu verkürzen, hat Manor den MRT05 im Verlauf der zurückliegenden Wochen sukzessive verfeinert. In Ungarn sind nun die aerodynamisch geformten Halterungen für die Onboard-Kameras an der Reihe. Mit dem nun vollzogenen Upgrade folgt Manor der Designphilosophie von Mercedes, Ferrari, Red Bull und Toro Rosso, indem die Hülsen für die Nasenkameras auf schmalen Trägern angebracht sind. Dies kommt der Aerodynamik noch mehr zu gute als es bei der vorherigen Variante (im Kreis) der Fall war. In der Saison 2017 wird die nun auch von Manor praktizierte Variante allerdings verboten sein.