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Formel-1-Technik: So innovativ ist der neue Mercedes W09

Die Formel-1-Technikexperten Giorgio Piola und Matthew Somerfield haben sich den Mercedes W09 für die Formel-1-Saison 2018 im Detail angesehen und die Neuerungen am Silberpfeil analysiert

Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 W09

Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 W09

Mercedes AMG

Formel-1-Technik mit Giorgio Piola

Giorgio Piola analysiert und erklärt die Technik in der Formel 1!

Mercedes geht mit stolzgeschwellter Brust in die Formel-1-Saison 2018. Denn zuletzt haben die Silberpfeile vier Mal in Folge beide WM-Titel in der Formel 1 erzielt. Der Mercedes W09, das Fahrzeug für die Formel 1 2018, tritt also ein großes Erbe an. Sein direkter Vorgänger, der W08, galt jedoch als kein einfacher Zeitgenosse für Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Das Weltmeister-Auto des vergangenen Jahres wurde oft als "Diva" betitelt. Ist es Mercedes gelungen, dessen große Schwäche beim W09 auszumerzen?

Denn das Handicap des W08 war nicht zu unterschätzen: Mercedes verbrachte 2017 viel Zeit damit, das perfekte Set-up für den Rennwagen zu finden – und verlor vor allem zu Beginn der Formel-1-Saison 2017 etliche Punkte auf Ferrari, weil das italienische Traditionsteam mit einem ebenso aggressiven wie innovativen Autodesign an den Start gegangen war. Doch als Mercedes seinen W08 verstanden hatte und richtig einsetzte, schlug Silber im Titelkampf mit Rot zurück und triumphierte erneut.

Was aber war der Grund für die Mercedes-Schwäche bei der Abstimmung des Fahrzeugs? Oft wurde als Begründung der im Vergleich zur Konkurrenz deutlich längere Radstand des W08 angeführt, wenngleich Mercedes-intern immer nur von Set-up-Schwierigkeiten und einem sehr schmalen Einsatzfenster des Autos gesprochen wurde. Würde das Team dennoch für den W09 von seinem langen Radstand abweichen und ein kürzeres Auto bauen, wie es etwa der Red-Bull-Philosophie seit 2009 entspricht?

Die ersten Aufnahmen des Mercedes W09 sprechen eine klare Sprache: Der lange Radstand wurde beibehalten. Und viele weitere Teams haben sich nun für ein ähnliches Design ihrer Rennwagen entschieden. Überhaupt versteht sich der W09 als logische Weiterentwicklung der bisherigen Designphilosophie, die Mercedes seit dem Formel-1-Einstieg 2010 konsequent verfolgt.

Der W09 mag von außen betrachtet wenig spektakulär wirken, vor allem im Vergleich zu seinem radikalen Vorgänger. Doch sieht man sich die Details dieses Fahrzeugs an, stellt man fest: Auch der Mercedes W09 ist ein bis ins Kleinste durchentwickelter Rennwagen.

Die Frontpartie samt Frontflügel versteht sich als Weiterführung des 2017er-Designs und dürfte bis zum Beginn der Formel-1-Wintertests in Barcelona noch einmal verändert werden.

 

Mercedes AMG F1 W09 brake duct and suspension detail

Spannend wird es dagegen bei der Bremskühlung an der Vorderachse, die in diesem Jahr noch komplexer aufgebaut ist. Hier wurde ein zusätzliches, gebogenes Luftleitblech installiert (1), das dazu dient, den vom Frontflügel kommenden Luftstrom um das Vorderrad herumzuleiten. Es hilft zudem dabei, die Verwirbelungen hinter dem Vorderrad zu minimieren, sodass die aerodynamische Gesamtleistung im hinteren Teil des Fahrzeugs optimiert wird.

Vom 2017er-Mercedes übernommen wurde der hornförmige Ansatz des oberen Querlenkers (2), den im vergangenen Jahr auch Toro Rosso verwendete. Inzwischen setzen mehrere Teams auf eine solche Lösung an der Vorderachse.

Eine ähnliche Philosophie verfolgt Mercedes bei den Seitenkästen, deren Positionierung unverändert blieb. Neu daran ist allerdings ein deutlich kleinerer Lufteinlass. Wie jedes andere Team steht auch Mercedes vor dem Kompromiss, einerseits genug Kühlung generieren, andererseits aber auch den Luftstrom möglichst effizient um die Seitenkästen herumführen zu müssen. Bei Letzterem hilft erneut ein vorgelagertes, waagrechtes Luftleitblech in Bumerang-Form (3).

 

Mercedes AMG F1 W09 sidepod inlet detail

Ferrari hat im vergangenen Jahr ein Design begründet, das in diesem Jahr Schule macht: den Einbau von seitlichen Crash-Elementen in einer niedrigen Position, was den Technikern mehr Freiheit bei der Gestaltung der Seitenkästen und der dortigen Lufteinlässe gibt. Mercedes geht aber einen anderen Weg und sieht in seiner Bauweise offenbar einen aerodynamischen Vorteil, der wichtiger zu sein scheint als die von anderen Rennställen praktizierte Gewichtsverlagerung.

2017 waren die seitlichen Windabweiser vor den Seitenkästen, die sogenannten Barge-Boards, der Schauplatz der vielleicht intensivsten Entwicklung. Doch auf den ersten Blick wirken diese Elemente am W09 nicht besonders innovativ. Eine nähere Betrachtung aber ergibt: Mercedes hat die Luftführung an dieser Stelle im Detail optimiert. So wurden vor dem Seitenkasten zwei Verlängerungsstücke zum Unterboden angebracht (4). Sie sind seitlich nach innen gebogen und bilden so zwei zusätzliche Windabweiser vor den eigentlichen Windabweisern.

 

Mercedes AMG F1 W09 bargeboard detail

Der neue Formel-1-Cockpitschutz Halo wurde bei der Vorstellung des W09 in seiner Rohform gezeigt – was sehr wahrscheinlich nicht so bleiben wird. Denn es ist den Teams gestattet, im Bereich von 20 Millimetern über der Vorrichtung kleine Luftleitbleche anzubringen, um die Aerodynamik der Konstruktion und die Anströmung der aerodynamisch sensiblen Bereiche des Fahrzeugs zu verbessern. Schon bei den Testfahrten wird wohl auch der neue Mercedes mit entsprechenden Neuteilen versehen sein.

Interessant: Die Airbox, der Lufteinlass über dem Fahrerkopf, scheint sich nicht besonders verändert zu haben. Neu ist allerdings eine waagrechte Strebe, die der Luftführung dient. Sie wurde eingefügt, um dem durch Halo veränderten Luftstrom Rechnung zu tragen.

Das Heck des W09 ist wesentlich schmaler gestaltet als beim W08. Die Motorhaube liegt besonders eng um den Antriebsstrang und die weiteren Aggregate herum (5). Und weil die Motorhauben-Finne in diesem Jahr nicht mehr verwendet werden darf, haben die Designer die Motorhaube (6) möglichst lang gezogen, um gerade noch im zulässigen Bereich zu liegen.

 

Mercedes AMG F1 W09 rear end detail

An der Hinterrad-Aufhängung wurde der Ansatzpunkt des oberen Querlenkers (7) am Rad noch etwas höher angebracht, was eine Anpassung der Aufhängung insgesamt zur Folge hatte. Auch die Ansetzpunkte des Querlenkers im Chassis wurden nach oben verlagert, was auch Auswirkungen auf das Auspuffdesign hat: Ausströmende Abgase müssen nun ebenfalls oberhalb der Aufhängung nach hinten abgeführt werden (8).

Beim Heckflügel setzt Mercedes auch in diesem Jahr auf eine Haltestrebe (9), die direkt über dem zentralen Auspuff-Endrohr installiert ist. Das Weltmeister-Team nutzt Regelfreiräume, um in diesem Bereich kleine Flügel einzusetzen (9). Bei den Testfahrten und im weiteren Verlauf der Formel-1-Saison 2018 dürfte dort noch viel Weiterentwicklung betrieben werden.

Für die Präsentation des W09 nutzte Mercedes einen Heckflügel mit nach unten gebogenem Hauptprofil (10), wie es ihn schon zu Beginn der Formel-1-Saison 2017 verwendete. In der Endphase der Meisterschaft aber kam mehrheitlich ein konventioneller Heckflügel zum Einsatz. Da die Set-up-Probleme des vergangenen Jahres nun Geschichte sein dürften, könnte Mercedes wieder auf die eigentlich effizientere Heckflügel-Konfiguration zurückgreifen.

Insgesamt macht der Mercedes W09 den Eindruck, ein solider Fortschritt im Vergleich zum W08 zu sein. Einige Unzulänglichkeiten des Vorgängers wurden ausgemerzt, zudem hat das Team das Fahrzeug an einigen Stellen intensiv weiterentwickelt. Was das für die Aussichten von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas bedeutet, muss jedoch die Rennsaison zeigen.

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