Franz Tost versteht Aufregung nicht: Dann bleibt zuhause!
Was AlphaTauri-Teamchef Franz Tost den Formel-1-Fahrern rät, die sich über das Bouncing der neuen Rennautos beschweren - David Coulthard denkt ähnlich


Laut George Russell sind die beim sogenannten Bouncing oder Porpoising auftretenden Kräfte "weit über dem, was man als sicher einstufen würde". Auch Lance Stroll empfindet die Situation als "körperlich sehr hart" und als "nicht nachhaltig für 23 Rennen" in einer Formel-1-Saison. AlphaTauri-Teamchef Franz Tost aber widerspricht.
"Ich kann es einerseits verstehen, dass sich die Fahrer beschweren, denn es ist nicht so einfach für sie", sagte Tost in der Pressekonferenz beim Kanada-Grand-Prix 2022 in Montreal. "Andererseits ist es eben ein Formel-1-Auto." Und Formel-1-Autos seien schon in der Vergangenheit schwierig zu fahren gewesen. "Neu ist das also nicht", meint Tost.
Für die Fahrer in der Saison 2022 bedeute das vor allem: "Sie müssen die Nackenmuskeln und den Gesäßmuskel noch mehr trainieren. Das hilft auf jeden Fall."
Niemand darf Komfort erwarten in der Formel 1, sagt Tost
Was von den angekündigten Maßnahmen des Automobil-Weltverbands (FIA) zu halten ist, "das weiß ich noch nicht", meint Tost. Der Weltverband will im ersten Schritt feststellen, wie hoch die g-Kräfte sind, die beim Fahren auf die Fahrer wirken, um sie anschließend technisch abzumildern.
Was nicht sehr viel am Grundproblem ändert, so Tost. "Klar ist: Wir reden hier von einem Formel-1-Auto, nicht von einem Rolls Royce. Dessen sollten sich die Fahrer bewusst sein."
Es sei außerdem "von Anfang an klar" gewesen, dass die Formel-1-Autos unter dem neuen Reglement für 2022 "nicht einfach zu fahren sein würden", erklärt Tost. "Warum? Weil die Autos aufgrund des [Bodeneffekts] ziemlich steif abgestimmt werden müssen."
Warum die Autos 2022 schwieriger zu fahren sind
"Die Autos liegen noch dazu sehr tief über der Strecke. Man gewinnt zumindest sehr viel Leistung dazu, wenn das Auto so tief wie möglich liegt und wenn es so hart wie möglich abgestimmt ist. Hinzu kommen die 18-Zoll-Räder, womit man weniger Federung durch die Reifen hat. All das macht die Autos weniger komfortabel als in der Vergangenheit."
"Und jetzt beschweren sich die Fahrer darüber. Aber wenn die Autos zu steif oder zu schwierig zu fahren sind, dann sollten die Fahrer vielleicht zuhause bleiben und sich im Wohnzimmer in einen Sessel setzen. Dann können sie die Rennen am TV verfolgen oder was auch immer", sagt Tost.
Coulthard: Wer sich unwohl fühlt, soll gehen
Der frühere Formel-1-Fahrer David Coulthard denkt ähnlich. Er sagte bei einer Pressekonferenz der W-Serie: "Wenn sich ein Fahrer unwohl fühlt und er den Eindruck hat, er zieht sich bleibende Schäden zu, dann sollte er aufhören. Denn es gibt eine ganze Reihe an Jungs und Mädels, die sehr gerne das Auto übernehmen, wenn man sich unwohl fühlt."
Laut Coulthard müsse ein Formel-1-Fahrer manchmal einfach auf die Zähne beißen. "Ich selbst befand mich schon in einer Situation, in der mein Team besser war. Und ich befand mich schon auf der anderen Seite, wenn mein Team nicht so gut war, und dann musst du da einfach durch, auch wenn du Schmerzen im unteren Rücken hast", so sagt Coulthard.
Die aktuellen Formel-1-Fahrer müssten sich außerdem darüber klar werden, "dass man im Motorsport nicht die Prinzessin auf der Erbse sein kann", meint Coulthard. Er fügt hinzu: "Als Boxer akzeptiert man ja schließlich auch, dass dir jemand ins Gesicht schlägt. Und im Fußball haut dir jemand die Stollen von hinten auf die Beine."
"Wir müssen halt im Hinterkopf haben, dass [das extreme Bouncing] derzeit einfach die Situation von bestimmten Teams ist. Es wird eine Evolution geben. Aber hauptsächlich muss man da einfach durch."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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