Gegen Hamilton gerichtet: Rassismus-Eklat um Ex-Champion Nelson Piquet
Der frühere Formel-1-Weltmeister Nelson Piquet ist mit rassistischen Äußerungen gegen Lewis Hamilton aufgefallen, die Reaktionen fallen eindeutig aus
Rassismus-Eklat um den dreimaligen Formel-1-Weltmeister Nelson Piquet: In einem Interview für den brasilianischen YouTube-Kanal 'Motorsports Talk', aufgezeichnet bereits im November 2021, hat er Lewis Hamilton zweimal als "Neguinho" bezeichnet, was aus dem Portugiesischen am besten mit "kleiner Schwarzer" zu übersetzen ist.
Piquet gebrauchte die Ausdrücke, nachdem ihn der Moderator auf den Unfall zwischen Hamilton und Max Verstappen beim Silverstone-Rennen 2021 angesprochen hatte. Piquet - er ist der Vater von Verstappens Lebensgefährtin Kelly Piquet - nannte Hamilton "Neguinho" und verwendete diesen Ausdruck später auch noch ein weiteres Mal. (Hinweis: Den genauen Wortlaut dieser Passage im Interview geben wir weiter unten im Artikel wieder.)
Hamilton selbst reagierte in den sozialen Netzwerken zunächst mit einem schlichten Satz: "Konzentrieren wir uns darauf, diese Mentalität zu ändern." Das schrieb Hamilton auf Portugiesisch, der offiziellen Amtssprache in Piquets Heimat Brasilien. Oder im Original: "Vamos focar em mudar a mentalidade."
In einem weiteren Tweet schrieb Hamilton, dieses Mal auf Englisch: "Es ist mehr als Sprache. Diese archaische Einstellung muss sich ändern. Sie gehört nicht in unseren Sport. Mein ganzes Leben lang bin ich schon umgeben von dieser Einstellung und wurde angefeindet. Es war genug Zeit, um zu lernen. Jetzt ist es an der Zeit, dass einmal was passiert."
Statements, die nicht auf Piquet verweisen
Vor Hamilton hatten sich bereits die Formel 1, der Automobil-Weltverband (FIA) und Hamiltons Formel-1-Team Mercedes zu den rassistischen Formulierungen Piquets geäußert, ohne aber in ihren Statements in den sozialen Netzwerken auf Piquet zu verweisen. Die kurzen Beiträge sind allgemein gehalten und enthalten keinen Verweis auf Piquet, auch fehlen Hinweise auf etwaige Sanktionen oder Handlungen, wie sie Hamilton einzufordern scheint.
Die Formel 1 schrieb: "Diskriminierende oder rassistische Sprache sind in jeder Form inakzeptabel und haben keinen Platz in der Gesellschaft." Und: "Lewis ist ein unglaublicher Botschafter für unseren Sport und verdient Respekt. Sein unermüdlicher Einsatz für mehr Diversität und Inklusion dient als Lektion für viele. Und das ist etwas, dem wir uns als Formel 1 verpflichtet haben."
Die FIA schrieb: "Die FIA verurteilt rassistische oder diskriminierende Sprache und rassistisches oder diskriminierendes Verhalten scharf. Das gehört weder in den Sport noch in die Gesellschaft. Wir sprechen Lewis Hamilton unsere Solidarität aus und stehen vollkommen hinter seinem Engagement, [für mehr] Gleichheit, Diversität und Inklusion im Motorsport."
Mercedes schrieb: "Wir verurteilen jegliche rassistische oder diskriminierende Äußerungen auf das Schärfste. Lewis ist federführend tätig bei unseren Bemühungen, gegen Rassismus vorzugehen. Er ist ein echter Champion für Diversität auf und neben der Rennstrecke. Wir teilen eine Vision für Diversität und Inklusion im Motorsport. Dieser Vorfall unterstreicht die grundlegende Bedeutung dessen, dass wir dieses Streben nach einer besseren Zukunft fortsetzen müssen."
Der Gesprächsauszug im Wortlaut
Piquet war im November 2021 im Interview bei 'Motorsports Talk' zu berühmten Zwischenfällen aus der Formel-1-Geschichte befragt worden, konkret zu den Unfällen zwischen Alain Prost und Ayrton Senna 1989 und 1990 beim Japan-Grand-Prix in Suzuka. (Hier den entscheidenden Auszug aus dem kompletten Gespräch im Video abrufen!)
Piquet antwortete: "Was ich über diese Unfälle denke? Prost trug die Schuld für den ersten Unfall, kein Zweifel. Es handelte sich aber um einen Gentleman-Crash. Der andere [Unfall]: nein! Da ging es um Leben oder Tod. [Dabei] ist nichts wichtiger als unser Leben."
Moderator: "Glauben sie, der Unfall zwischen Max und Lewis [in Silverstone 2021] war ähnlich?"
Piquet: "Der kleine Schwarze hat das Auto [in der Copse-Kurve auf die Innenbahn] gestellt und es dort gelassen."
Moderator: "Aber das ist, was Senna gemacht hat."
Piquet: "Nein, das ist nicht, was Senna gemacht hat. Senna ist geradeaus gefahren. Geradeaus."
Moderator: "Glauben sie, er hätte die Kurve [1990 in Suzuka] nicht gekriegt?"
Piquet: "Senna? Niemals. Er ging da rein [mit der Einstellung] 'den schieße ich raus'. Aber der kleine Schwarze hat sein Auto reingestellt. Copse ist eine sehr schnelle Kurve. Keine Chance, dass da zwei Autos Seite an Seite durchfahren können. [Hamilton] hat es schmutzig gemacht. Sein Glück ist, dass [Verstappen] danach am Arsch war. [Hamilton] hatte sehr viel Glück."
Transparenzhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir Piquets Äußerung als "Nigger" beziehungsweise "kleiner Nigger" bezeichnet. Nach Rücksprache mit Muttersprachlern haben wir es mit der korrekten Übersetzung "kleiner Schwarzer" ausgetauscht.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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