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Geklärt: Offline-Tool erwischte Mercedes auf dem falschen Fuß

In der Analyse nach Melbourne hat das Mercedes-Team herausgefunden, warum Lewis Hamilton die Führung an Sebastian Vettel abgeben musste

Sebastian Vettel, Ferrari SF71H leads Lewis Hamilton, Mercedes-AMG F1 W09

Sebastian Vettel, Ferrari SF71H leads Lewis Hamilton, Mercedes-AMG F1 W09

Sutton Images

Das Mercedes-Team hat bei einer genauen Analyse in der Fabrik in Brackley den Grund für die verlorene Führung beim Grand Prix von Australien in Melbourne herausgefunden. Dabei handelte es sich nicht um die Strategie-Software an sich, wie ursprünglich vermutet worden war, sondern vielmehr um ein Offline-Tool, das man im Vorfeld mit falschen Daten gefüttert hatte.

Dieses Tool wird verwendet, um die sogenannten Delta-Zeiten zu berechnen, also beispielsweise Situationen wie: Wie viel Rückstand darf unser Fahrer maximal haben, um in Führung zu gehen, wenn der auf der Strecke gerade Führende während einer virtuellen Safety-Car-Phase (VSC) an die Box kommt?

Mercedes hatte für dieses Szenario ein Delta von 15 Sekunden errechnet und fühlte sich daher zum kritischen Zeitpunkt relativ sicher, weil Lewis Hamilton nur zwölf Sekunden hinter Vettel lag, als die Gelbphase begann. "Tatsächlich aber lag das Delta bei weniger als 13 Sekunden", erklärt Andrew Shovlin, Chefingenieur der Vor-Ort-Crew, in einem YouTube-Video des Teams.

Ausschlaggebend war die Eingabe falscher Daten in das besagte Offline-Tool. Konkret geht es dabei um den Zeitunterschied während einer VSC-Phase zwischen einem Auto, das auf der Strecke fährt, und einem anderen Auto, das unter Gelb einen Boxenstopp absolviert.

 

VSC bedeutet, dass sich die Fahrer auf der Strecke in jedem sogenannten "Marshal-Sektor" (eine Runde ist in etwa 20 solcher Sektoren unterteilt) über einer vorgeschriebenen Mindestzeit bewegen müssen. Natürlich versucht man, so nahe wie möglich an dieser Mindestzeit zu fahren, um zwar die Sicherheitsvorschriften einzuhalten, aber gleichzeitig nicht unnötig viel Zeit zu verlieren.

Wenn nun aber ein Fahrer während einer VSC-Phase an die Box kommt, gelten die Mindestzeiten nur bis zur ersten Safety-Car-Linie. Zwischen dieser Safety-Car-Linie und der Boxeneinfahrt (Speed-Limit: 60 km/h) durfte Vettel frei beschleunigen. Dabei handelt es sich um einen nicht unerheblichen Weg, denn die Safety-Car-Linie befindet sich vor der letzten Kurve, die Boxeneinfahrt aber erst etwas danach.

In den Freien Trainings setzen die meisten Teams normalerweise Mechaniker darauf an, diese Deltas mit der Stoppuhr rauszumessen. "Das ist nie eine ganz genaue Wissenschaft", räumt Shovlin ein, "weil du nicht weißt, wie schnell ein Auto da durchfährt und Richtung Boxengasse kommt." Vettel scheint das geschnallt und auf den wenigen Metern das Optimum herausgeholt zu haben.

Die bei der Messung erhobenen Daten werden in das besagte Offline-Tool eingespeist. Die Strategie-Software am Kommandostand errechnet dann zu jedem Zeitpunkt des Rennens, ob die Führung "safe" ist oder nicht. Und bei Hamilton schien in Melbourne grünes Licht auf.

"Wir fanden einen Bug in unserem Offline-Tool, daher lagen uns die falschen Zahlen vor", erklärt Shovlin. "Darum dachten wir, dass wir auf der sicheren Seite sind. Wir dachten, wir hätten ein bisschen Puffer, aber dann sahen wir das Ergebnis. Wir kamen als Zweiter auf die Strecke. Von da an kamen wir nicht mehr durch, weil es sehr schwierig war, jemanden zu überholen."

 

 

Besonders bitter: Hätte Mercedes gewusst, dass der Rückstand auf Vettel (der zu dem Zeitpunkt noch nicht an der Box war) zu groß ist, hätte Hamilton relativ locker schneller fahren können. "Weil wir uns sicher gefühlt haben, haben wir Lewis nicht gesagt, dass er pushen soll", seufzt Shovlin. "Das ist der große Frust, den wir aus Melbourne mitnehmen. Wir hatten das Auto, um das Rennen zu gewinnen."

Stattdessen schonte man in den Runden zwischen Hamiltons und Vettels Boxenstopp die Reifen und achtete auf den Benzinverbrauch, der in Melbourne normalerweise hart an der Grenze ist. Und man versuchte, den Motor nicht zu überhitzen. Das wurde später noch zum Thema, als Hamilton hinter Vettel Druck machte. Da klagte er am Boxenfunk über überhöhte Temperaturen.

Bei Mercedes ist man sich aber "ziemlich sicher", dass die Temperaturen innerhalb jenes Rahmens lagen, den die Antriebseinheit problemlos verträgt. Hamilton wird daher mit diesem Motor auch die nächsten beiden Rennwochenenden in Bahrain und China bestreiten.

Was die Fehler in den Strategie-Tools angeht, muss Mercedes nun "alles verstehen, was schiefgelaufen ist. Wir müssen alle Daten sammeln, denn es ist selten nur ein Faktor", räumt Shovlin ein. "Wir werden sicherstellen, dass wir mehr Puffer berechnen, alleine schon um außergewöhnlich schnelle Runden von Vettel oder einen außergewöhnlich schnellen Boxenstopp zu covern."

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