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Geschäftsmodelle in der Formel 1: Wie duale Systeme zum Erfolg führen

Kate Walker erklärt, wie die Teams, die in der schnellen und teuren Welt der Formel 1 in finanzielle Probleme geraten, ihr Eigentum außerhalb des Sports monetarisieren können, um ihre Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.

Romain Grosjean, Haas F1 Team VF-16; Felipe Nasr, Sauber C35

Foto: XPB Images

Viele Wissenschaftler haben bereits in Studien untersucht, wie sich die Teams im Vergleich zu Unternehmen in anderen Branchen finanzieren. Beispielweise veröffentlichte Dr. Paolo Aversa, der an der Londoner Cass Business School forscht, eine dementsprechende Arbeit.

„Ein strukturiertes Geschäftsmodell ist besonders in einer technologiebasierten Umwelt notwendig, in der Firmen ‚verschiedene Geschäftsmodelle nutzen, die parallel verfolgt werden‘, um multiple Ertragsströme mit der gleichen Technologie zu erzeugen.“ (aus: Business model configurations and performance: A qualitativ comparative analysis in Formula One racing, 2005-2013, Industrial and Corporate Change)

Verschiedene Einnahmequellen aus einer Ressource zu entwickeln, ermöglicht dem Unternehmen zu expandieren ohne in neue Prozesse oder Technologie investieren zu müssen. Zudem steigert dieses Vorgehen die finanzielle Effizienz.

Die Studie von Aversa war lange nur auf die Formel 1 ausgerichtet. Das Team hat dafür „Geschäftsmodelle von leistungsstarken und – schwächeren Unternehmen qualitativ mit den Teams, die in der Formel 1 tätig sind, verglichen.“

Die Forschenden haben herausgefunden, dass „die Nutzung von zwei Geschäftsmodellen – eines, das sich darauf konzentriert, Technologie an die Konkurrenz zu verkaufen, und ein anderes, das darauf abzielt, Personal weiterzuentwickeln – mit einer starken Leistung in der Formel 1 korreliert“.

Kundendaten aus Motorenverkäufen

Die Monetarisierung des eigenen Eigentums kann verschiedene Formen annehmen. Eine davon ist, die existierende Kundschaft in der Formel 1 zu nutzen und ihnen Motoren zu verkaufen. Zudem erlangt man so einen finanziellen Vorteil durch den Zugriff auf Daten des Kunden.

Für einen Motorenlieferanten, dessen Antriebe von verschiedenen Teams auf der Strecke genutzt werden, wird der Zugang zu einem großen Datenpool ermöglicht, ohne Geld für kostspielige Tests auszugeben. Dies wäre nicht der Fall, wenn nur wenige Werksfahrzeuge mit den Motoren unterwegs wären.

„Wir haben herausgefunden, dass der Verkauf von technologischen Komponenten an andere Formel-1-Unternehmen zu einem Zugang zu wichtigen Ressourcen führt. Zum Beispiel erhält der Verkäufer eines Antriebs Daten, wie der Motor bei den Kundenfahrzeugen im Rennen funktioniert.“

„Das impliziert, dass Formel-1-Unternehmen ihre Mitbewerber eher als Kunden ansehen, wenn sie große Menge an Daten erhalten. Wenn zum Beispiel ein Unternehmen seine Motoren an zwei Formel-1-Teams verkauft (Ferrari hat beispielsweise seine Motoren an Toro Rosso und Sauber verkauft), dann erhält es technische Daten von sechs verschiedenen Fahrzeugen auf der Strecke.“ 

Mercedes AMG F1 W07 Hybrid Power Unit Mercedes-Benz PU106B
Mercedes AMG F1 W07: Der Motor

Foto von: Daimler AG

„Mit dem Verkauf der Komponenten an andere Formel-1-Teams, erhält das Team die Möglichkeit, die Komponenten optimal weiterzuentwickeln und die Daten mit Herstellern für Straßenautos zu teilen (interner Wissensaustausch). Formel-1-Teams, die ihre Motoren verkaufen, haben eine bessere Chance, ihre Technologie zu testen und zu entwickeln.“

„Damit geht einher, dass die Unternehmen ihre Wissensbasis erweitern, die als Startpunkt für den Transfer von der kleinformatigen Produktion von Prototypen zur großformatigen Produktion von Serienfahrzeuge dient.“

„Autohersteller, die von der Formel-1-Technologie und der Möglichkeit, diese einzusetzen, profitieren, sind in der Regel gewillt, die finanzielle Unterstützung des Formel-1-Teams auszuweiten.“

Vermietung des Windtunnels

Eine weitere Möglichkeit, das Eigentum zu monetarisieren, ist der Verleih von Ressourcen, die nicht ausgelastet werden. Die Teams, die einen Windtunnel besitzen, – dessen Nutzung pro Team stark beschränkt ist, um die Kosten in der Formel 1 zu senken – können diesen vermieten, wenn er nicht benutzt wird. Potenzielle Kunden sind Konkurrenten oder interessierte Unternehmen außerhalb des Sports.

Geistiges Eigentum kann ebenfalls genutzt werden, um Erträge zu generieren. McLaren und Williams haben über die Jahre gezeigt, dass sie ihr Wissen nutzen, um außerhalb des Sports zu Geld einzunehmen.

„Wie die meisten Hightech-Unternehmen entwickelt die Formel 1 Technologie, die auch für andere Branchen interessant ist (Raumfahrt, Mechanik, Werkstofftechnik, Simulationen, Informationstechnik, Telekommunikation und viele mehr).“

„Dies ermöglicht den Formel-1-Teams den Verkauf ihres technologischen Wissens außerhalb des Sports. Einige Formel-1-Unternehmen wie McLaren, Caterham, Williams und Sauber nutzen diese Möglichkeiten und haben technische Beratungsstellen eingerichtet, die maßgeschneiderte Lösungen für andere Unternehmen und die Industrie finden.“

Wind tunnel
Windtunnel

Foto von: Vodafone McLaren Mercedes

McLaren betreibt seit langer Zeit einen Wissensaustausch mit Partnern und Kunden außerhalb des Sports: Vor einigen Jahren hat McLaren Applied Technologies beim Optimieren des Gepäckmanagements am Flughafen Heathrow am Terminal 5 geholfen.

„Es gibt in der Formel 1 zurzeit mehr Sponsoren als vor zehn Jahren“, sagte JMI-Gründer Zak Brown in Performance at the Limit: Business Lessons from Formula 1 Motor Racing.

„Gemeint ist die nominale Anzahl an Firmen. McLaren ist ein Beispiel dafür, dass die Teams mittlerweile neben den Rennfahrzeugen weiteres Eigentum besitzen. Das gesamte Werk und die gesamte Einrichtung wird von Sponsoren kommerziell genutzt. Deshalb haben sie auch Unterstützer, die kaum jemand kennt. Aber sie gehen alle in die Formel 1, um den Output, den die Formel-1-Teams generieren, zu ihrem Vorteil zu nutzen.“

Der Fall Williams

In einem Interview im Jahr 2014 erklärte der Williams-Group-Geschäftsführer Mike O’Driscoll, warum das Team Eigentum, dass nicht mit dem Rennsport in Verbindung gestanden hatte, abgestoßen hat.

Zu diesem Zeitpunkt kämpfte Williams um Podiumsplätze in der Formel 1 und O’Driscoll fasste seinen Plan zum Erfolg folglich zusammen: „Als erstes musste die Williams-F1-Organisation wieder an erster Stelle stehen. Zweitens wurde ein leistungsstarkes, erweitertes Technikgeschäft entwickelt. Und drittens wurden alle Operationen, die uns Zeit, Ressourcen und Geld kosteten, gestrichen.“

„Für mich ist es wichtig, dass wir eine starke, dynamische und erfolgreiche Formel-1-Organisationen und eine leistungsstarke und erfolgreiche Gruppe für erweiterte Technik haben. Es ist kein ‚oder‘, es ist ein ‚und‘. Ich habe es nie als eine Wahl zwischen den beiden Möglichkeiten gesehen.“

„Die beste Visitenkarte, die unsere Technikgruppe erhalten kann, ist ein starkes, dynamisches Weltmeister-Team, eben eine starke Formel-1-Organisation. Eine erfolgreiche Technikgruppe versorgt uns hingegen mit der nötigen finanziellen Stabilität und ermöglicht es, in der Formel 1 Erfolg zu haben.“

Felipe Massa, Williams FW38
Felipe Massa, Williams FW38

Foto von: Kutal Mete Tekin

Zurzeit wägen Sauber und Force India ihre Möglichkeiten ab, mit ihrem Eigentum Einnahmen zu generieren. Dadurch können Beobachtung gemacht werden, die zur Analyse der Effizienz und des Erfolgs der verschiedenen Monetarisierungsmethoden dienen.

Jedoch gilt, dass Erfolg in den Büchern des Unternehmens nicht automatisch zum Erfolg auf der Rennstrecke führt, wie Aversa und sein Team herausfanden: „Eine interessante Beobachtung ist: Bestimmte Formel-1-Unternehmen sind noch immer fähig, an den Rennen teilzunehmen, obwohl ihre industriellen Geschäfte nicht gut laufen. Diese Firmen überleben im ökonomischen Sinne, – obwohl sie im Vergleich zu ihren Konkurrenten weniger leisten – weil ihr Geschäftsmodell auf rentable Nischen ausgerichtet ist.“

Der reale Erfolg der Vermögensmonetarisierung eines jeden Teams ist die Zahlungsfähigkeit. Es geht darum, darauf hin zu arbeiten, das nächste Rennen, bestreiten zu können.

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