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Geteilter Kniefall in Spielberg: "Was immer du sagst, ist falsch"

Als Zeichen gegen Rassismus gingen vor dem Formel-1-Rennen in Spielberg 14 von 20 Fahrern auf die Knie - Wie es dazu kam und warum Hamilton Verständnis dafür hat

Im Vorfeld des Grands Prix von Österreich am vergangenen Woche hatten sich die Formel-1-Fahrer darauf geeinigt, vor dem Start des Rennens gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus setzen zu wollen. In T-Shirts mit der Aufschrift "End Racism" versammelten sie sich auf der Strecke, einige von ihnen knieten nieder.

Sechs Fahrer entschieden sich dagegen, bei der symbolischen Geste mitzumachen: Max Verstappen, Antonio Giovinazzi, Daniil Kwjat, Carlos Sainz, Charles Leclerc und Kimi Räikkönen blieben stehen. Das stieß in den sozialen Medien auf geteiltes Echo. Ferrari-Pilot Leclerc hatte auf Twitter im Vorhinein dazu geäußert.

"Ich glaube, was zählt, sind Fakten und Verhaltensweisen in unserem täglichen Leben und nicht formale Gesten, die in einigen Ländern als kontrovers angesehen werden könnten. Ich werde nicht auf die Knie gehen, aber das bedeutet keineswegs, dass ich mich im Kampf gegen den Rassismus weniger engagiere als andere", schrieb er.

Wolff und Horner nehmen die Fahrer in Schutz

Die Teamchefs hatten ihren Fahrern bei der Entscheidung, in welcher Art und Weise sie ihre Solidarität demonstrieren, freie Hand gelassen. "Hätten sich alle hinknien sollen oder nicht?", fragt Mercedes-Teamchef Toto Wolff und gibt zu: "Ich möchte die Situation lieber nicht kommentieren. Was immer du sagst, ist falsch."

"Ich bin sicher, dass alle 20 gegen Rassismus und Diskriminierung sind. Daran besteht kein Zweifel", betont der Österreicher. "Einige wollen es kniend ausdrücken, andere tun es auf eine andere Art und Weise." Das ändere jedoch nichts an der Integrität aller Fahrer. Ähnlich äußert sich auch Christian Horner von Red Bull.

"Ich denke, alle Fahrer unterstützen generell alle Bemühungen, den Rassismus zu beenden, und stehen voll und ganz hinter dieser Initiative. Wie und mit welchen Mitteln sie das unterstützen wollen, liegt ganz bei ihnen. Wir haben nicht diktiert, ob einer unserer Fahrer auf die Knie gegen soll oder nicht", stellt Horner klar.

Hamilton: Will niemanden zum Kniefall zwingen

Und wie stehen die Piloten selbst dazu? "Offensichtlich haben einige Fahrer gekniet, andere nicht", blickt Daniel Ricciardo zurück, "aber es war unser Moment, das zu tun, was wir für richtig hielten. Ich fühlte mich wohl damit, auf die Knie zu gehen, und ich glaube, die Mehrheit tat es, aber nichts gegen diejenigen, die es nicht taten."

Sie hätten den anderen ihre Gründe dafür erklärt, verrät Ricciardo. "Also denke ich, dass es am Ende in Ordnung war. Wir alle hatten unseren Moment, unsere Unterstützung und unseren Respekt zu zeigen, auf die eine oder andere Weise." Das sieht auch Weltmeister Lewis Hamilton so, der an vorderster Front auf die Knie ging.

Zwar sagt der Brite: "Ich bin wirklich, wirklich dankbar für diejenigen, die mit mir gekniet haben. Ich denke, es ist immer noch eine wirklich kraftvolle Botschaft." Aber aufzwingen wolle er sie niemandem. Das Gerücht, dass er die anderen aufgefordert oder gebeten habe, einen Kniefall zu machen, stimme zudem nicht.

Wie es zum geteilten Kniefall in Spielberg kam

"Es wurde von der Formel 1 angesprochen und von der GPDA (Fahrervereinigung; Anm. d. R.). Als wir die Fahrerbesprechung machten, haben Seb (Vettel) und Grosjean es angesprochen und die Fahrer gefragt, ob sie es machen würden oder nicht, und es gab offensichtlich mehrere, die sagten, sie würden es nicht tun."

Hamilton betont: "Ich ließ alle sagen, was sie sagen wollten, und ich habe mich ihnen einfach geöffnet und gesagt: 'Hört zu, Leute, nur damit ihr es wisst, ich werde es tun, aber ihr tut, was ihr für richtig haltet. (...) Jeder hatte das Recht auf seine eigene persönliche Entscheidung. Und für mich persönlich war es richtig, es zu tun."

Gleichzeitig gibt der Mercedes-Pilot zu, dass ein Kniefall allein die Welt nicht verändern wird. Dazu brauche es mehr. Deshalb ruft er die Formel 1 und Teams auf, in ihren Bemühungen für mehr Gleichberechtigung nicht nachzulassen. "Letztendlich wird alles, was wir tun, nicht ausreichen, und wir alle müssen mehr tun", sagt er.

"Damals wurde ich zum Schweigen gebracht"

Sich selbst begreift Hamilton dabei als eine Art "Versuchskaninchen", das sich immer wieder äußern und das Thema auf die Agenda bringen müsse. In dem Zusammenhang erinnert er auch an den NFL-Spieler Colin Kaepernick: "Er setzte sich zur Nationalhymne (im Jahr 2016) hin und bekam eine Menge Gegenreaktionen."

Später ging der Quarterback als Zeichen des Protests auf die Knie - und verlor seinen Job. Hamilton widmete ihm beim US-Grand-Prix einst einen Helm. "Er war rot und mit seiner Nummer oben drauf. Aber damals wurde ich irgendwie zum Schweigen gebracht. Mir wurde gesagt, ich solle mich irgendwie zurückhalten, es nicht unterstützen."

Heute bedauere er das. Noch einmal soweit kommen soll es nicht. "Ob ich weiter auf die Knie gehen werde, weiß ich nicht. Aber ich werde mich im Hintergrund auf jeden Fall weiterhin engagieren und informieren. Und hoffentlich ermutige ich auch andere dazu, (...) Teil der Veränderung zu sein", sagt der Weltmeister.

Es geht um die gute Sache, nicht um Politik

Als politischer Aktivist versteht er sich dabei aber nicht - auch wenn er als einziger der 20 Fahrer in Österreich ein T-Shirt mit der Aufschrift "Black Lives Matter" trug. "Ich glaube, dass die Menschen, die auf den Kundgebungen marschieren, für eine Sache kämpfen, und das ist Gleichberechtigung, nicht unbedingt eine politische Sache."

"Wenn ich das Shirt trage, wenn ich das Wort ergreife, dann unterstütze ich das. Ich unterstütze nicht unbedingt die politischen Bewegungen, das ist etwas ganz anderes. Deshalb halte ich es für wichtig zu versuchen, das zu trennen", erklärt der 35-Jährige, der auch schon an "BLM"-Protestmärschen in London teilnahm.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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