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GPDA-Direktor Alexander Wurz: "Wir haben Bernie mit Streik gedroht!"

Warum Ex-Rennfahrer Alexander Wurz ein Mitspracherecht der Formel-1-Fahrer einfordert und weshalb er die Ära von Bernie Ecclestone kritisch sieht

Unter Bernie Ecclestone ist die Formel 1 zu einem Weltsport geworden. In vielerlei Hinsicht aber hat die Rennserie auch einige Trends verschlafen, meint der ehemalige Grand-Prix-Fahrer Alexander Wurz. Seine These: Wenn die Verantwortlichen nun die Zeichen der Zeit erkennen und sinnvoll handeln, kann die Formel 1 dieses Manko wieder wettmachen.

Wurz jedenfalls sieht eine gute Grundlage dafür. Es herrsche unter Liberty Media eine "ganz andere Kultur" als zur Zeit von Ecclestone als Formel-1-Chef, sagt Wurz. "Gott schütze ihn, er hat all das aufgebaut. Aber jetzt liegt es an uns, es auf das nächste Level zu heben."

Letzteres habe Ecclestone oft blockiert. Wurz nennt ein konkretes Beispiel: "Wir Fahrer haben für die Akzeptanz von Social Media gekämpft und Bernie mit einem Streik gedroht. Man durfte ja im Fahrerlager weder fotografieren noch filmen, und das in Zeiten, in denen soziale Netzwerke für Regierungswechsel verantwortlich waren!"

Zu einem Streik der Fahrergewerkschaft (GPDA) aber kam es nicht, obwohl "Bernie auf seinem Standpunkt beharrte und auch wir stur blieben", so Wurz. "Am Ende aber hat die Moderne gesiegt. Wir hätten unsere Drohung allerdings wahrgemacht."

Wurz: Liberty Media hat die Formel 1 weitergebracht

Generell bewege sich die Formel 1 inzwischen, vier Jahre nach Ecclestone, "in die richtige Richtung". Wurz aber glaubt: Zu weit gehen darf die Rennserie jetzt nicht, sich nicht zu sehr von ihrer Basis entfernen. Damit spielt der Österreicher auch auf die testweise Umsetzung der neuen Sprintqualifyings an und meint: "Wir müssen gar nicht verrückt sein und zu viele Änderungen ausprobieren."

Er setze sich grundsätzlich für ein vorsichtiges Vorgehen ein, sagt Wurz. Begründung: "Bei der Formel 1 handelt es sich ja um ein weltweites Phänomen. Wir müssen den Sport nicht neu erfinden, nur so hintrimmen, dass er modernen Erwartungen entspricht."

Mit verbesserten Grafiken, schnellen Kameraschnitten und "weniger Fokus auf Sponsoren" habe Liberty Media zuletzt viel Gutes erreicht, meint Wurz. "Die Formel 1 kommt schnell rüber, und wir feiern unsere Helden. Da gibt es ein Wachstum, ganz einfach."

Warum Wurz weitere Experimente kritisch sieht

Deshalb sieht Wurz weitere mögliche Experimente wie eine gestürzte Startaufstellung kritisch. Nach dem Motto: Was nicht kaputt ist, muss auch nicht repariert werden. Und eine gestürzte Startaufstellung wäre seiner Meinung nach kontraproduktiv: "Dann wird es eine Show und ist kein Sport mehr. Und das sollten wir vermeiden."

Auch von einer vom Grand Prix losgelösten Rennveranstaltung am Samstag hält der Ex-Rennfahrer nicht viel. "Wenn das wirklich diskutiert wird, würde ich sagen: Da bewegt man sich auf sehr dünnem Eis."

"Denn wenn die Rennen mit gestürzter Startaufstellung sehr spektakulär sind, die Grands Prix aber nicht, dann wird es schnell heißen: Wir wollen nur noch Rennen mit gestürzter Startaufstellung. Und dann wird es Spielchen geben im Qualifying, je nach dem, auf welches Rennen man sich konzentriert. Aber wie überwacht man das?"

Lieber mehr Chancengleichheit statt Künstlichkeit

Viel entscheidender wäre aus Wurz' Sicht, für mehr Chancengleichheit im Feld zu sorgen, also etwas, das mit dem neuen Formel-1-Reglement für 2022 angestrebt wird. Wurz: "Wenn die Autos gleich schnell sind, dann kannst du kämpfen. Und das wäre authentisch und nicht künstlich."

Die Formel 1 laufe sonst Gefahr, zu sehr in die Entertainment-Sparte abzudriften. "Dann bist du nur eine Show und wirst mit Computerspielen gemessen, mit Hollywood und so. Das ist aber nicht das Segment, in dem ich die Formel 1 sehe. Sie muss ein Sport sein", sagt Wurz.

Dazu gehöre auch, die Rahmenbedingungen für die Teilnehmenden anzupassen. Wurz bezeichnet es als "historischen Fehler" unter Ecclestone, dass die Kluft zwischen "reichen und armen Teams" immer größer geworden sei. "In den vergangenen Jahrzehnten hat das nicht gestimmt, aber das ändert sich jetzt."

Das neue Formel-1-Reglement mit veränderten Fahrzeugen und vor allem die neue Budgetobergrenze seien als wichtige Fortschritte zu werten, für einen engeren Wettbewerb auf der Rennstrecke. "Dann braucht es auch keine künstliche Show", meint Wurz.

"Manchmal habe ich das Gefühl, wir probieren zu schnell zu viele Dinge aus. Dabei wächst die Formel 1 weltweit rasant. Also warten wir doch ab."

Neue Chance für die Formel 1: die Fanumfrage

Zumal die Formel 1 in Zusammenarbeit mit Motorsport Network eine große Fanumfrage gestartet hat, um mehr über ihr Publikum und dessen Interessen zu erfahren. Laut Wurz ist das ein wichtiger und richtiger Ansatz.

Schon 2015 hatte die Fahrergewerkschaft um Wurz einen ähnlichen Vorstoß gewagt, auch damals mit Motorsport Network als Partner. "Und das war die bis dato größte Sportumfrage überhaupt", sagt Wurz.

"Die Ergebnisse waren unheimlich interessant und haben einen Standard gesetzt, der bis heute nachhallt. Deshalb begrüße ich es, mit dem Publikum zu interagieren und nicht nur in die Foren der Hardcore-Fans zu schauen."

"Mit einer gut aufgesetzten Umfrage kannst du unterschiedliche Altersgruppen herausfiltern, unterschiedliches Sehverhalten oder Gelegenheitszuschauer, alle Gruppierungen. Das ist sehr interessant und hilft dabei, die Richtung des Sports zu verstehen."

"Denn in unserer kleinen Welt haben wir manchmal zu schnell eine Meinung, die aber nicht das repräsentiert, wie es nach außen wirkt. Deshalb sollen die Fans ihre Meinung sagen Hier an der großen Formel-1-Fanumfrage teilnehmen!. Jede Äußerung eines Fans in der Umfrage fließt in die Gestaltung des Sports ein."

Sportchef Ross Brawn hört mehr auf die Fahrer

Und auch die Fahrer selbst wollen sich vermehrt engagieren, vor allem aber Gehör finden bei Sportchef Ross Brawn und den weiteren Entscheidern der Formel 1. Hierbei wähnt Wurz die Rennserie aber auf einem "sehr guten" Weg.

"Ross geht auf individuelle Fahrer und kleinere Gruppen zu. Das ist gut. Denn unsere Aufgabe [als Fahrer] ist es, manchmal nicht die kommerzielle Seite zu sehen, für die er steht, sondern langfrisitg zu denken. Wir Fahrer haben schließlich einen sehr puristischen Ansatz, was das Rennfahren angeht."

"Wir sind mit der Liebe zum Motorsport aufgewachsen und wollen, dass auch die nächsten fünf, sechs Generation den Motorsport gleichermaßen lieben. Und ich verwende hier bewusst das Wort Sport und nicht den Begriff Show."

Die entsprechenden Gespräche mit Brawn und dessen Mitstreitern von Liberty Media und Automobil-Weltverband (FIA) verliefen positiv, meint Wurz. Sein Fazit: "Wir haben einen guten Dialog, auch wenn wir nicht immer der gleichen Meinung sind."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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