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Haben Sie zu viel kompetentes Personal verloren, Toto Wolff?

Kein anderes Team hat so viele Mitarbeiter verloren wie Mercedes, doch Teamchef Toto Wolff glaubt nicht, dass das der Hauptgrund für die Krise ist

Ross Brawn hat 2012 und 2013 mit seinem damaligen Team den Grundstein dafür gelegt, dass Mercedes ab 2014 der erfolgreichste Rennstall der Formel 1 sein konnte. Ende 2013 verließ er Mercedes, weil er Toto Wolff nicht mehr vertrauen konnte, wie er selbst später in einem Buch sagte. Und Brawn war nur der erste von vielen Abgängen, die seither passiert sind.

Ende 2016 stieg nicht nur Nico Rosberg aus, sondern auch Paddy Lowe, bis dahin als Technischer Direktor für den Chassisbereich gesamtverantwortlich. Ihm folgte James Allison nach, der sich wiederum per 1. Juli 2021 aus dem Tagesgeschäft zurückzog und seine Position an Mike Elliott übergab.

Nicht zu vergessen der Tod von Niki Lauda im Mai 2019. Lauda mag operativ keine relevanten Entscheidungen getroffen haben. Die Symbolkraft, eine strahlende Figur wie ihn an vorderster Front im Team zu haben, ist aber nicht zu unterschätzen.

Noch extremer war der "Brain-Drain", also der Abfluss von schlauen Köpfen, auf der Motorenseite. Andy Cowell, seinem Ruf nach einer der besten technischen Manager der Formel 1, gab die Position als Chef in Brixworth Mitte 2020 auf. Ihm folgte Hywel Thomas nach, den davor außerhalb von Fachkreisen kaum jemand kannte.

Red Bull hat 50 Mitarbeiter von Mercedes abgeworben

In etwa zur gleichen Zeit fing Red Bull an, Red Bull Powertrains aufzubauen. Ben Hodgkinson, bei Mercedes Head of Mechanical Engineering, soll dort die Leitung übernehmen. Laut Angaben von Red Bull wechselten mit ihm 50 Kollegen von Mercedes zu Red Bull. Nicht zu vergessen jene Mitarbeiter, die Lawrence Stroll für Aston Martin abwerben ließ. Wenn das kein breiter "Brain-Drain" ist, was dann?

Aber Mercedes-Teamchef Toto Wolff relativiert: "Das ist einfach der normale Zyklus. Ross ist gegangen, danach ist Paddy gegangen. Wir haben danach sechs Meisterschaften gewonnen, oder sieben. Dann kam James Allison dazu, und es gibt viele andere, die nicht an vorderster Front in den Zeitungen stehen. Dann hat sich Andy zurückgezogen."

"Aber währenddessen kommen die ganzen Jungen hoch, die auf operativer Ebene auch immer wieder die Entscheidungsträger waren, was die Fahrzeuge der letzten Jahre betrifft. Wir haben niemanden verloren, wo ich mir heute denke: 'Das ist echt, echt kontraproduktiv gewesen!' Sondern es ist einfach die normale Rate an Wechsel."

"Wenn ich über unseren Campus gehe, dann ist das, was mich am meisten freut, dass die meisten Leute sehr jung sind und hervorragend ausgebildet, motiviert - und die Dinge nicht so belassen wollen, wie sie heute sind. Das stimmt mich positiv. Ich könnte mir niemanden besseren vorstellen im Team als die Truppe, die ich um mich habe. Und ich sage das nicht leichtfertig. Sondern das ist das, was ich wirklich glaube."

Mehr Personal verloren als jedes andere Team

Fest steht: Kein anderes Team als Mercedes hat in den vergangenen Jahren so viel qualifiziertes Personal verloren. Was per se auch gar nicht ungewöhnlich ist: In der Geschichte der Formel 1 war es schon immer so, dass viele Mitarbeiter des gerade besten Teams mit attraktiven Gehaltsangeboten von der Konkurrenz abgeworben wurden.

 

Gerade im Antriebsbereich war der Aderlass enorm. Die Mercedes-Powerunit gilt als Herzstück der Erfolge zwischen 2014 und 2021, und geistiger Vater dieser Powerunit-Division war Cowell. Was der jetzt macht, weiß im Formel-1-Paddock keiner so genau. Dass einer wie er für neue Hersteller wie Porsche ein attraktives Asset wäre, liegt auf der Hand.

Bis 2021 galt die Mercedes-Powerunit als die beste der Formel 1 - teilweise mit großem Abstand. 2022, so behaupten es die meisten Experten, hat Ferrari die Führung in der Branche übernommen. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass die Mercedes-Teams allein wegen der Powerunit drei bis vier Zehntelsekunden pro Runde verlieren.

Wolff überzeugt: Motor ist nicht das Hauptproblem

Wolff dementiert: "Ich glaube, dass wir beim Motor ganz okay dabei sind. Es fehlen uns vermutlich ein paar PS, aber wir wissen, warum das so ist. Wir fahren mit viel Abtrieb. Das kostet uns Speed auf den Geraden. All das sind Faktoren, die den Motor ein bisschen unglücklich aussehen lassen. Aber der Motor ist nicht der Punkt, der uns im Moment blass aussehen lässt."

Die Problemzonen seien auch anderswo, und die müsse man jetzt "mit einem Filetiermesser analysieren und abschneiden. Das tun wir gerade, und das ist ein extrem schmerzhafter Prozess." Es gehe nicht in der Geschwindigkeit voran, die man sich bei Mercedes wünscht, und Theorie und Praxis stimmen nicht überein. Deshalb könne Wolff aktuell "keine Versprechen" abgeben, sagt er.

"Wir wissen ganz genau, wo wir stehen, und das ist nicht gut genug", meint er im Interview mit 'Sky'. "Ich glaube, dass wir ein Auto haben, das ganz anders ist als alle anderen. Das heißt aber nicht per se, dass es schlechter ist. Sondern wir generieren auf eine andere Art und Weise Downforce. Man sagt auch, dass gerade dieses 'Porpoising' bei Autos, die viel Abtrieb haben, noch stärker auftritt. Und das ist der Fall bei uns."

Verabschiedet sich Mercedes vom "Zero-Pod"-Konzept?

Er sei davon überzeugt, "dass uns all die Wissenschaft, die wir gerade betreiben, dabei helfen wird, das Auto bald tiefer fahren zu können. Wir glauben, dass wir die Downforce haben, aber wir können sie wegen des Aufsetzens nicht nutzen. Wenn wir das einmal im Griff haben, finden wir mit einem Schlag eine Menge Rundenzeit. Wenn nicht, müssen wir uns was anderes einfallen lassen."

 

Es gebe dann nämlich auch noch "konventionellere Richtungen, die wir bisher noch nicht eingeschlagen haben. Aber ich möchte, dass wir uns für diese Entscheidung Zeit lassen." Denn: Sollte es notwendig sein, das technische Konzept komplett über Bord zu werfen, könnte das auch in Sachen Budgetgrenze ein Problem werden.

Vom Gedanken, 2022 Formel-1-Weltmeister zu werden, "möchte ich mich nicht verabschieden", bleibt Wolff aber zweckoptimistisch. Denn: "Was ich an diesem Sport liebe, ist, dass nicht immer alles der Mathematik folgt." Das habe man nach dem starken Saisonauftakt nicht zuletzt an der Ferrari-Pleite beim Heimrennen in Imola gesehen.

"Insofern: Der Rückstand, den wir jetzt aufreißen, der ist mit Sicherheit schwer aufzuholen. Aber wenn wir es schaffen, dieses Auto einigermaßen gerade auf die Bahn zu stellen, dann fahren wir mit dem Auto auch vorn mit. So grimmig das heute auch ausschauen mag", ist Wolff überzeugt.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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