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Halo in der Formel 1: Alles, was Du über den Cockpitschutz wissen musst!

Wer den Cockpitschutz Halo entwickelt hat, wie er in die Formel 1 gekommen ist und bei welchen Unfällen sich das Halo-System schon als Lebensretter bewährt hat

Ein Überrollbügel schützt die Formel-1-Fahrer in ihren Cockpits: Halo. Doch was versteht man eigentlich unter dem Begriff und wofür steht er? Seit wann gibt es Halo in der Formel 1 und wer hat es überhaupt entwickelt? Welche schweren Motorsport-Unfälle hatten den Anstoß dazu gegeben und hat Halo eigentlich schon Schlimmeres verhindert? Diese und weitere Fragen klären wir in diesem Artikel zum Cockpitschutz-System der Formel 1!

Wofür steht der Begriff Halo?

Bei "Halo" handelt es sich um einen englischen Begriff. Das Wort kann im Deutschen mit "Heiligenschein" wiedergegeben werden. Und das beschreibt recht treffend, wie Halo als Cockpitschutz in der Formel 1 den Fahrer und dessen Kopf im Fahrzeug umgibt, nämlich wie ein Heiligenschein, der in bildlichen Darstellungen über einer Person schwebt.

Der Cockpitschutz Halo gilt als sogenannte sekundäre Überrollstruktur auf der Höhe des Cockpits, als Ergänzung zum Überrollbügel hinter dem Cockpit und als Aufsatz auf das sogenannte Monocoque, die Überlebenszelle des Fahrzeugs.

Was ist die Aufgabe von Halo?

Der Cockpitschutz Halo hat die Aufgabe, den Piloten im Cockpit vor Verletzungen zu schützen. Konkret: Halo soll bei Unfällen größere Trümmerteile vom Fahrerhelm fernhalten. Gleichzeitig aber soll der Überrollbügel den Rennfahrer im Auto möglichst wenig behindern und zudem im Notfall ein rasches Aussteigen aus dem Fahrzeug binnen weniger Sekunden ermöglichen - auch bei besonders kritischen Situationen wie zum Beispiel einem Feuer.

Wie ist der Cockpitschutz Halo aufgebaut?

In der Formel 1 besteht der Cockpitschutz Halo aus einem Überrollbügel sowie drei Verankerungspunkten am Fahrzeug. Der Automobil-Weltverband (FIA) führt das Halo-System unter dem FIA-Standard 8869-2018.

Wie ist der Cockpitschutz Halo am Fahrzeug befestigt?

Halo setzt an drei Stellen auf dem Chassis eines Formel-1-Autos auf: mittig vor dem Fahrer in dessen Blickfeld sowie jeweils links und rechts hinter dem Fahrer an den Cockpitwänden. Der Cockpitschutz muss symmetrisch am Monocoque befestigt sein und setzt 975 Millimeter vor der Hinterkante des Cockpits an.

Halo

Der Cockpitschutz Halo auf einem Formel-1-Auto

Foto: LAT

Die Formel-1-Regeln schreiben außerdem vor: Vorne ist Halo 640 Millimeter über der Referenzebene des Fahrzeugs anzubringen, hinten sind es 675 Millimeter. Bei einer gedachten Linie zwischen Überrollbügel und vorderem Ansetzpunkt von Halo müssen Fahrerhelm und Lenkrad darunter liegen.

Aus welchem Material besteht der Cockpitschutz Halo?

Der Formel-1-Cockpitschutz Halo wird aus Titan hergestellt, einem Leichtmetall. Das Material gilt als dehnbar, korrosions- und temperaturbeständig.

Wie schwer ist der Cockpitschutz Halo?

Das Halo-System der Formel 1 hat ein Gewicht von neun Kilogramm.

Welchen Kräften kann das Halo-System in der Formel 1 standhalten?

Halo ist darauf ausgelegt, einer Belastung von 125 Kilonewton oder einem Druck von zwölf Tonnen zu widerstehen. Das bedeutet, das Halo-System der Formel 1 könnte das Gewicht von zwei Afrikanischen Elefanten tragen oder den Aufprall mit einem vollgepackten Koffer bei Tempo 225 km/h überstehen.

Baut jedes Team sein Halo-System selbst?

Nein. In der Formel 1 ist es den Teams untersagt, ihre Halo-Systeme selbst zu produzieren. Sie müssen stattdessen auf externe Zulieferer zurückgreifen, die vorher von der FIA als offizielle Halo-Ausrüster festgelegt wurden.

Wer hat den Cockpitschutz Halo entwickelt?

Die Grundlagenforschung zum Cockpitschutz Halo hat Mercedes geleistet. Der frühere Formel-1-Fahrer Anthony Davidson zum Beispiel hat Halo virtuell im Simulator getestet, noch bevor erste Testfahrten auf echten Rennstrecken unternommen wurden. Später übernahm die FIA das Konzept und entwickelte es zur Serienreife für Formelautos aller Art.

Seit wann gibt es den Cockpitschutz Halo?

2015 hat der Automobil-Weltverband drei verschiedene Systeme zum Schutz von offenen Cockpits vorgestellt, darunter Halo. 2016 wurde Halo ersten Streckentests im Rahmen der Formel 1 unterzogen.

Halo bei Formel-1-Testfahrten 2017

Halo bei Formel-1-Testfahrten 2017

Wann wurde der Cockpitschutz Halo in der Formel 1 eingeführt?

Seit der Saison 2018 ist jedes Formel-1-Auto verbindlich mit dem Halo-System ausgerüstet, für Testfahrten und für Rennen. Also immer, wenn ein Grand-Prix-Auto auf der Strecke ist. Vor allem FIA-Präsident Jean Todt hat sich für die Einführung von Halo im Motorsport stark gemacht.

Warum wurde der Cockpitschutz Halo in die Formel 1 eingeführt?

Das Halo-System soll die Sicherheit der Formel-1-Fahrer im Rennauto erhöhen und Kopfverletzungen durch herumfliegende Teile verhindern. Einige Unfälle der jüngeren Vergangenheit, bei denen Piloten schwere oder sogar tödliche Verletzungen am Kopf davongetragen hatten, gaben Anlass zu entsprechenden Forschungen. Halo erwies sich bei den FIA-Untersuchungen als erfolgsversprechendste Lösung.

Welche schweren Unfälle gaben Anlass zur Entwicklung von Halo?

Zahlreiche. Zum Beispiel: Felipe Massa, der beim Ungarn-Grand-Prix 2009 in Budapest von einer Metallfeder am Helm getroffen wurde und eine Schädelfraktur erlitt. Oder die tödlichen Unfälle von Henry Surtees im Jahr 2009 in Brands Hatch in der damaligen Formel 2 (herumfliegendes Rad) und Justin Wilson im Jahr 2015 in Pocono bei einem Rennen der IndyCars (Trümmerteile).

Für Aufsehen sorgte außerdem der schwere Unfall von Jules Bianchi beim Japan-Grand-Prix 2014 in Suzuka: Er kollidierte in der Auslaufzone mit einem Bergungsfahrzeug und erlag Monate später seinen dabei erlittenen Verletzungen.

Welche schweren Unfälle hat der Cockpitschutz Halo seit seiner Einführung abgemildert?

Bei einem Startcrash im Belgien-Grand-Prix 2018 in Spa-Francorchamps stieg der McLaren des früheren Weltmeisters Fernando Alonso auf und touchierte den Alfa Romeo von Charles Leclerc, dessen Halo-Bügel erfolgreich das rechte Vorderrad sowie den Frontflügel vom Fahrerkopf fernhielt. Diese Teile hätten Leclerc sonst mit voller Wucht getroffen.

Halo hat auch Romain Grosjean aus dem Formel-1-Team Haas vor schweren Verletzungen bewahrt: Beim Bahrain-Grand-Prix 2020 in Sachir krachte sein Fahrzeug in die Leitplanken und durchbohrte sie sogar. Halo hielt dem Aufprall stand und sorgte dafür, dass sich die Leitplanken über dem Cockpit teilten, sodass Grosjean das Auto nach rund 30 Sekunden in den Flammen aus eigener Kraft verlassen konnte. Er erlitt deshalb nur geringe Verbrennungen und verdankt Halo wohl sein Leben.

Auch Weltmeister Lewis Hamilton hatte mit Halo einen technischen Schutzengel an seiner Seite, als er beim Italien-Grand-Prix 2021 in Monza im Rennen mit Max Verstappen kollidierte: Der Red Bull von Verstappen schleuderte über Hamiltons Mercedes hinweg, traf den Überrollbügel mit dem Unterboden und mit dem rechten Hinterrad den Cockpitschutz Halo - sonst hätte das Rad Hamilton bei diesem Crash mit voller Wucht am Kopf getroffen.

Der schwere Unfall von Max Verstappen im Red Bull RB16B und Lewis Hamilton im Mercedes W12 beim Grand Prix von Italien der Formel 1 2021 in Monza

Der Unfall von Max Verstappen im Red Bull RB16B und Lewis Hamilton in Monza

Foto: Motorsport Images

Außerhalb der Formel 1: Bei einer Kollision zwischen Tadasuke Makino und Nirei Fukuzumi bei der Formel 2 in Barcelona stieg ein Fahrzeug auf das andere auf, wobei Halo den Fahrerkopf im Cockpit erfolgreich gegen Unterboden und Hinterrad abschirmte.

Bei einem Formel-3-Rennen 2019 in Monza hat Halo ebenfalls Schlimmeres verhindert: Alex Peroni war in der schnellen Parabolica-Kurve von einem Randstein ausgehebelt worden, sein Rennwagen stieg auf, überschlug sich mehrfach und krachte schließlich auf die Streckenbegrenzung. Halo bot Peroni im Cockpit den entscheidenden Schutz.

Gab und gibt es Kritik am Cockpitschutz Halo?

Ja. Am häufigsten ist zu hören: Halo widerspreche der DNA eines Formelautos, weil mit der Schutzvorrichtung das Cockpit nicht mehr (vollständig) offen sei. Kritisiert wurde und werden also vor allem Optik und Ästhetik. Der frühere Formel-1-Fahrer Kevin Magnussen etwa bezeichnete Halo zu Beginn der Testphase als "störend, hässlich, einfach peinlich und nervig".

Auch der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda äußerte sich kritisch. Er meinte: "[Halo] ist hässlich und bildet eine weitere Barriere zwischen den Fans und ihren Helden. Wir sollten es sein lassen." Befürchtungen, die Sicht der Fahrer könnte durch Halo zu sehr beeinträchtigt werden, bestätigten sich in der Motorsport-Praxis nicht. Auch das durch Halo um neun Kilogramm steigende Gesamtgewicht der Formel-1-Fahrzeuge stand anfangs in der Kritik.

Haben Halo-Kritiker seit dessen Einführung ihre Meinung geändert?

Ja. Ein Beispiel dafür ist Romain Grosjean. Er hatte die Einführung von Halo in der Formel 1 kritisiert. Spätestens nach seinem schweren Unfall in Bahrain aber änderte er seine Meinung. Grosjean sagte dann: "Ich war vor ein paar Jahren gegen Halo, aber jetzt halte ich es für das Beste, was wir je in die Formel 1 gebracht haben." Auch andere Halo-Kritiker haben ihre Meinung inzwischen geändert.

Romain Grosjean bei seinem Feuerunfall in Bahrain

Romain Grosjean bei seinem Feuerunfall in Bahrain

Christian Horner, Teamchef bei Red Bull, spricht dem Automobil-Weltverband ein Lob aus für dessen Beharrlichkeit: "Hut ab vor der FIA, dass sie ihre Linie durchgehalten haben und nicht eingeknickt sind."

Welche Alternativen gab es in der Formel 1 zum Cockpitschutz Halo?

Red Bull hat via seine Tochterfirma Red Bull Advanced Technologies den sogenannten Aeroscreen entwickelt. Dabei handelt es sich um eine aus Polycarbonaten bestehende Cockpithaube. Daniel Ricciardo testete den Aeroscreen im Training zum Russland-Grand-Prix 2016 in Sotschi auf der Rennstrecke, der Weltverband führte erfolgreich ballistische Experimente durch, gab später aber Halo den Vorzug.

Eine weitere Variante brachte der Weltverband selbst ins Spiel: Shield, eine vergrößere Windschutzscheibe vor dem Cockpit, ähnlich wie der Aeroscreen. Sebastian Vettel fuhr damit eine Runde im Training zum Großbritannien-Grand-Prix 2017 in Silverstone und klagte anschließend über schlechte Sicht. Deshalb und aufgrund schlechterer Testergebnisse wurde die Entwicklung von Shield eingestellt.

Welche anderen Rennserien nutzen den Cockpitschutz Halo?

Halo wird inzwischen in den meisten Formelserien weltweit verwendet, zum Beispiel in allen direkten Motorsport-Nachwuchsklassen der Formel 1 wie Formel 2 und Formel 3. Auch die Wagen der japanischen Super-Formula verwenden Halo als Cockpitschutz.

IndyCar mit Aeroscreen-Cockpitschutz

IndyCar mit Aeroscreen-Cockpitschutz

Interessant: Bei der US-amerikanischen IndyCar-Serie wird seit 2020 Halo in Kombination mit dem Aeroscreen verwendet. Halo stellt gewissermaßen den Unterbau des Aeroscreens dar, was die Sicherheit der Struktur nochmals erhöht. Das System widersteht einem Druck von 17 Tonnen, das Formel-1-Halo hält dagegen "nur" zwölf Tonnen aus. Und: In der IndyCar-Variante können seitlich auch keine Trümmerteile ins Cockpit gelangen, weil sie vom Aeroscreen abgewehrt werden.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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