Halo, Schutzscheibe oder Tradition? Die Formel 1 am Scheideweg
Die Formel 1 will die Sicherheit für die Fahrer in ihren Fahrzeugen verbessern und vor allem den Cockpitbereich optimieren. Doch für welche Lösung sich die Rennserie entscheidet, ist noch immer völlig offen.
Foto: Red Bull Racing
Da wäre einerseits der von Ferrari beim Formel-1-Test in Barcelona ausprobierte „Halo“. Zwei Streben verlaufen links und rechts des Fahrerhelms und treffen vor dem Cockpit aufeinander und auf eine zentrale Stützstrebe. Damit sollen zum Beispiel herumfliegende Trümmerteile vom Fahrerkopf ferngehalten werden.
Red Bull wiederum hat eine andere Variante vorgestellt: Dieser Cockpitschutz sieht eine rundum verlaufende Scheibe vor, die dem Fahrer in der Theorie eine bessere Sicht bieten soll als Halo, ihn aber ebenso vor Trümmerteilen schützen soll.
Was aber eignet sich besser für die Formel 1? An dieser Frage scheiden sich derzeit die Geister, denn getestet haben Halo bisher nur die Ferrari-Piloten. Und Daniel Ricciardo ist der einzige Fahrer, der schon mal probeweise in einem Auto mit dem Red-Bull-Schutz Platz genommen hat.
Sein Fazit: Neue Ideen zur Verbesserung der Sicherheit im Cockpit sollten nur umgesetzt werden, wenn sie sich wirklich und in jeglicher Hinsicht als effizienter herausstellen.
„Ich war von Anfang an für Halo“, sagt Ricciardo. „Was aber, wenn wir wirklich schnell aus dem Cockpit heraus müssen?“ Mit Halo hätte das schwierig werden können. „Mit dem Red-Bull-System wäre hingegen vielleicht gerade noch Platz genug gewesen“, meint Ricciardo.
Ricciardo mit Sitzprobe
Er habe die Sitzprobe in einem Testchassis gemacht. „Herauszukommen war in Ordnung. Die Sicht war ebenfalls okay“, sagt Ricciardo.
„Die Stützstreben liegen nämlich auf einer Linie mit den Rückspiegeln. Und die Spiegel behindern natürlich einen Teil deiner Sicht, aber das Schutzsystem schränkt dein Sichtfeld nicht noch weiter ein. Es macht also keinen großen Unterschied.“
„Insgesamt glaube ich, die Red-Bull-Variante ist die bessere“, meint Ricciardo.
Sein Teamkollege Daniil Kvyat sieht es ähnlich, äußert aber auch Bedenken: „Die Frage ist, wie es um die Windschutzscheibe bestellt ist. Was, wenn das Glas plötzlich schmutzig wird oder dein Vordermann Öl verliert? Dann könnte es schwierig werden.“
Zumal es den Fahrern zum Beispiel alsbald verboten sein wird, ihre Helm-Abreißvisiere während der Fahrt über Bord zu werfen. Folien auf der Cockpitscheibe sind daher also keine ideale Lösung, Scheibenwischer gar nicht erst angedacht.
Was denken die Fans?
Dabei drängt die Zeit, wenn der neue Formel-1-Cockpitschutz schon wie geplant 2017 eingeführt werden soll. Zeit, die laut Kvyat auch dafür genutzt werden soll, ein breites Meinungsbild einzuholen: „Wir sollten in jedem Fall die Fans befragen, was sie davon halten“, meint der Formel-1-Fahrer.
Nico Hülkenberg wiederum vertritt nach wie vor den Standpunkt, dass all dies müßig ist. „Rein optisch gefällt mir die Red-Bull-Lösung zwar besser als Halo. Trotzdem bin ich der Meinung, es sollte bleiben, wie es ist.“ Nämlich ein offenes Cockpit, wie es die Formel 1 schon immer hatte.
Designstudien: Sieht so die Formel 1 der Zukunft aus?
Die Diskussion um den neuen und durchaus umstrittenen Cockpitschutz wird also noch weiter andauern. Oder wie es Ricciardo formuliert: „Nichts davon wird zum nächsten Rennen eingeführt. Also haben wir genug Zeit, um eine Idee zu entwickeln, die wirklich gut ist.“
Mit Informationen von Adam Cooper und Oleg Karpov
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