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Hamilton vs. Verstappen: So lief das "Duell" in der Pressekonferenz!

Wie sich die beiden Formel-1-Titelkandidaten Lewis Hamilton und Max Verstappen vor der WM-Entscheidung in Abu Dhabi in der Pressekonferenz präsentiert haben

Wie groß ist die Anspannung bei Lewis Hamilton und Max Verstappen vor dem entscheidenden Grand Prix der Formel-1-Saison 2021? Einen ersten Eindruck davon vermittelte die offizielle Pressekonferenz in Abu Dhabi. Denn dabei trafen Hamilton und Verstappen als die beiden verbliebenen Weltmeister-Kandidaten erstmals an diesem Wochenende direkt aufeinander.

Passend dazu hatten die Veranstalter zwischen den beiden Sitzplätzen den WM-Pokal der Formel 1 aufgestellt. Es handelte sich dabei um die Trophäe, die erst im Rahmen der FIA-Gala an den neuen Weltmeister übergeben wird. Hamilton und Verstappen saßen rechts und links davon.

Und gleich zu Beginn - die Pressekonferenz begann mit Verzögerung - nahmen die beiden Protagonisten unterschiedliche Haltungen ein. Verstappen lehnte sich zurück in seinem Stuhl, wirkte entspannt und offen. Hamilton saß aufrechter, machte einen selbstsicherein Eindruck, wenngleich er die Hände verschränkt hielt.

Ihre jeweils ersten Worte widmeten Hamilton und Verstappen ihren Teams und lobten Mercedes beziehungsweise Red Bull für die Saisonleistung. Verstappen stellte heraus, wie sehr sich Red Bull im Vergleich zum Vorjahr gesteigert hat. Exakt vor einem Jahr nahm Verstappen in Abu Dhabi scherzhaft den Stuhl für den Drittplatzierten mit, nachdem er zwölf Mal Dritter geworden war. 2021 belegte er nur sechs Mal P3 im Rennen.

Verstappen sagte: "Nach dem vergangenen Jahr hatte ich keine allzu großen Hoffnungen, dass wir am Saisonende hier sitzen und um den Titel kämpfen würden. Wir waren aber von Anfang an [in der Saison 2021] sehr konkurrenzfähig und wir hatten einige gute Ergebnisse. Etwas Pech war auch dabei. Insgesamt aber können wir wirklich stolz sein auf die Teamleistung."

Hamilton: Durch Titelkampf-Erfahrung im Vorteil?

Zuvor hatten beide Fahrer die Frage erhalten, ob der mögliche Titelgewinn in der Formel 1 2021 die Krönung ihrer bisherigen Motorsport-Karriere darstellen würde. Sollte Hamilton Weltmeister werden, er würde Historisches vollbringen und mit dem achten Erfolg Michael Schumacher nach WM-Titeln überholen. Für Verstappen wiederum wäre es der erste WM-Titel, sein erster Titel überhaupt im Formelsport.

Und Hamilton betonte seine Erfahrung aus früheren Titelentscheidungen, in die er beim Saisonfinale der Formel 1 involviert war. Dann sagte er: "Niemand hat bisher acht Titel gewonnen. Ich fühle mich dankbar. Und ich weiß gut, wie es ist, wenn man um den ersten Titel kämpft. Ich habe diese Erfahrung gemacht, diese emotionale Achterbahnfahrt, die man da hat."

Entspannung aber war angesagt bei Hamilton und Verstappen vor dem finalen Wochenende: Bei der nächsten Frage gaben beide an, sich nach dem Rennen in Dschidda und vor dem Rennen in Abu Dhabi noch etwas Freizeit in Dubai gegönnt zu haben.

Hamilton sagte, er habe trainiert und sich auf seine Erholung konzentriert. Außerdem habe er beim Indoor-Skydive gelernt, wie er in Rückenlage schweben könne.

Verstappen wiederum sprach von "ein paar schönen Essen mit Freunden und der Familie" und sagte weiter, er habe auch den Geburtstag seiner Freundin Kelly Piquet gefeiert. "Auch das muss sein", meint Verstappen. "Die Formel 1 ist eine Sache, aber dabei darf man nicht vergessen, dass es auch noch andere Dinge gibt, die sehr wichtig sind."

Wie stehen Hamilton und Verstappen zu einem möglichen Crash?

Dann gab der Moderator, Tom Clarkson, die Pressekonferenz frei für Fragen der TV-Journalisten. Und damit nahm die Anspannung bei Verstappen zu: Er legte ein Bein über das andere, präsentierte sich verschlossener. Hamilton wiederum lehnte sich zurück, wirkte offener.

Es folgte eine Frage, die vielen Beobachtern unter den Nägeln brannte: Wie Hamilton und Verstappen dazu stehen, dass der WM-Titelkampf 2021 durch einen Crash entschieden werden könnte? Beide erklärten dazu unisono, sie würden dergleichen nicht gutheißen.

Max Verstappen, Lewis Hamilton

Unter anderem in Monza gab es eine Kollision zwischen Hamilton und Verstappen

Foto: Motorsport Images

"Als Fahrer denkt man über solche Dinge gar nicht nach", sagte Verstappen. "Du gehst in das Wochenende und willst als Team dein Bestmögliches tun. Natürlich versuchst du, das Rennen zu gewinnen. Dann kommen die Medien und fangen mit solchen Themen an."

"Ich habe nicht sehr viel mehr dazu zu sagen. Ich bin hierhergekommen, um mein Bestes zu geben. Ich versuche, bestmöglich vorbereitet zu sein und natürlich an diesem Wochenende auch zu gewinnen."

Hamilton meinte: "Ganz ehrlich, ich verschwende darauf keine Energie. Ich bin hier, um mit diesem unglaublichen Team den besten Job zu machen. Wir hatten [zu Saisonbeginn] ja nie gedacht, dass wir Kopf an Kopf ins Finalrennen gehen würden. Gemeinsam haben wir als Team eine starke Aufholjagd hingelegt. In den jüngsten Rennen haben wir uns in einer großartigen Position befunden."

"Jetzt geht es Vollgas voraus, mit dem gleichen Fokus. Wir verschwenden keine Energie mit Dingen, die nicht in unserer Macht stehen."

Einfach ein weiterer Titelkampf ...

Hamilton erklärte außerdem, der Titelkampf 2021 mit Verstappen fühle sich "wie jede andere Titelentscheidung" an, nachdem er bisher fünf Mal beim Finalrennen ein WM-Anwärter gewesen ist.

2008 setzte er sich gegen Ferrari-Fahrer Felipe Massa durch, 2014 gegen seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg. 2007 aber unterlag Hamilton im Finale gegen Kimi Räikkönen im Ferrari, 2010 gegen Sebastian Vettel im Red Bull und 2016 gegen Rosberg im Mercedes.

Was die WM-Anwärter aus den Eventnotes herauslesen

Und dann kam die Frage nach den sogenannten Eventnotes von Formel-1-Rennleiter Michael Masi, der für Abu Dhabi nochmals einige Auszüge aus dem Internationalen Sportkodex in seine Ausführungen aufgenommen hatte. Thema dabei: Dass etwaiges unsportliches Verhalten auf der Strecke zu einem Punkteabzug führen könnte.

Hamilton reagierte so: "Erst einmal: In der Vergangenheit hat es das schon gegeben. Und ich bin sicher, die Sportkommissare haben [damals] nicht die Vorkehrungen getroffen, die es dieses Mal gibt. Ich halte es für angemessen, dass sie das nun tun. Hoffentlich braucht es [diese Regeln] nicht und wir haben ein gutes Rennen."

"Ich glaube nicht, dass ich ansonsten eine spezielle Meinung dazu habe. Ich bin hier, um meine Arbeit zu machen. Mein Bedürfnis, die Sportkommissare zu treffen, ist nicht größer als das Bedürfnis der Sportkommissare, mich zu treffen."

Verstappen sagte: "Ich weiß, was im Sportkodex steht. Daran muss niemand erinnert werden. Ich denke, das kann man jedes Wochenende [in die Eventnotes] aufnehmen. Da steht nichts drin, was neu für dieses Wochenende hinzugekommen wäre."

Es wird ernst im finalen Teil der Pressekonferenz

Damit endete der Teil vor den TV-Kameras und es folgte die Pressekonferenz für schreibende Medien. Und gerade, als Clarkson wieder mit der Befragung durch die Journalisten startete, trommelte Hamilton auf sein rechtes Knie.

29 Medienvertreter hatten sich zur Online-Konferenz eingewählt, so viele wie nie in der Saison 2021. Elf Fragewünsche waren eingegangen, noch ehe dieser Teil der Pressekonferenz überhaupt begonnen hatte. Damit war klar: Nicht jeder Teilnehmer würde seine Frage unterkriegen.

Hamilton: Ist Verstappen wirklich "verrückt"?

Hamilton schien deutlich zurückhaltender zu sein, als er die Frage eines Reporters von der 'Daily Mail' beantwortete. Das ist aber keine große Überraschung: Die 'Daily Mail' hat in der Vergangenheit wenig schmeichelhaft über Hamilton berichtet, genau wie auch bei anderen Prominenten.

Auf die Frage, ob er wirklich glaube, Verstappen sei "verrückt", antwortete Hamilton trotzdem gut gelaunt, nachdem er in Dschidda am vergangenen Wochenende im Zweikampf mit Verstappen genau diesen Ausdruck am Funk gebraucht hatte.

Max Verstappen, Lewis Hamilton

Die Berührung zwischen Verstappen und Hamilton in Dschidda

Foto: Red Bull (Getty Images)

Hamiltons Antwort im O-Ton: "Wir alle sind ein bisschen verrückt, damit wir das tun können, was wir tun. Deshalb gehen wir Risiken ein."

Entscheiden am Ende die Sportkommissare den Titelkampf?

Wieder kam das Gespräch zurück auf die Frage, ob Hamilton oder Verstappen die Sorge plage, der WM-Titel könnte durch eine umstrittene Entscheidung der Sportkommissare entschieden werden.

Verstappen sagte dazu: "Es gab dieses Jahr schon ein paar Sachen, die man vielleicht als ein bisschen umstritten bezeichnen könnte." Er fügte hinzu: "Wir wollen klarerweise gewinnen. Darum sollte es gehen, und nicht um umstrittene Entscheidungen."

Hamilton betonte an dieser Stelle nochmals, er verschwende "keine Energie" auf solche Überlegungen und wiederholte diese Äußerung, als ihm folgende Frage gestellt wurde: "Hand aufs Herz, traust du deinem Gegner über den Weg, dass er am Sonntag das Richtige tut?"

Lewis Hamilton vor dem Formel-1-Rennen in Abu Dhabi 2021

Hamiltons Outfit mit der Aufschrift "Fuck You" am Donnerstag in Abu Dhabi

Foto: Motorsport Images

Auf die Frage, ob er mit seiner Kleidung am Donnerstag ein Statement habe setzen wollen, sagte Hamilton, es sei "nur Zufall", dass er am Medientag einen Pullover mit der Aufschrift "Fuck Off" (zu Deutsch etwa: "Leck mich am Arsch") getragen habe. Hamilton ergänzte: "Ich habe den Pullover nicht gemacht. Als ich ihn angezogen habe, sah ich den Aufdruck auf der Rückseite."

Verstappen fühlt sich ungerecht behandelt

Schon vor der Pressekonferenz hatte Red Bull eine virtuelle Medienrunde für Verstappen und Sergio Perez organisiert. Dort hatte Verstappen erklärt, er sei in Dschidda für das Verlassen der Strecke bestraft worden, zwei Fahrerkollegen aber nicht.

Nun wurde Verstappen gebeten, diese Äußerungen nochmals zu präzisieren und sagte: "Ich verstehe es wirklich nicht, warum [die anderen Zwischenfälle] anders bewertet wurden."

Verstappen spielte auf eine Szene zwischen den Ferrari-Fahrern an, als Charles Leclerc nach dem zweiten Restart in Kurve 2 abkürzerte. Außerdem schien er auf eine Situation zwischen George Russell und Lance Stroll zu verweisen, in der Stroll Russell in der ersten Rennrunde abseits der Strecke überholte. Letzteres wurde von den Sportkommissaren gar nicht erst untersucht.

Verstappens Fazit: "Es gab klarerweise unterschiedliche Meinungen dazu."

Wie sauber war Hamilton unterwegs in Dschidda?

Die nächste Frage galt Hamilton, ebenfalls zum Thema Dschidda. Er wurde nach der Situation befragt, in der ihn Verstappen zum zweiten Mal vorbeigelassen hatte und Verstappen in der Zielkurve von der Strecke abkam. FIA-Rennleiter Michael Masi beschrieb die Szene als "an der Grenze zu einer schwarz-weißen Flagge für unsportliches Verhalten", als er kurz darauf mit Mercedes-Teammanager Ron Meadows sprach.

Lewis Hamilton, Max Verstappen

Verstappen und Hamilton im direkten Zweikampf in Dschidda

Foto: Motorsport Images

Hamilton sagte, er halte diese Angelegenheit für "seltsam" und meinte weiter: "Erstens kann ich die ganze Strecke nutzen. Ich war ja schon an Max vorbei, und zwar komplett. Ich befand mich nicht neben ihm und habe ihn auch nicht weggedrückt. Ich wollte einfach sicherstellen, den bestmöglichen Kurvenausgang zu haben."

"Deshalb ließ ich mich eingangs der Kure weit nach außen tragen. Ich vermute, ohne die Szene nochmal angeschaut zu haben, dass Max es außenrum probiert hat, aber da war halt kein Platz. Ich wiederum erwischte einen guten Kurvenausgang, blieb allerdings innerhalb der weißen Linie."

"Ich habe nicht versucht, ihn absichtlich rauszudrücken. Ich hatte nicht mal erwartet, dass er dort sein würde. Ich dachte, ich hatte ihn überholt und dass er hinter mir sein würde."

Verstappen wiederholte daraufhin seine These, wonach "für mich andere Regeln gelten als für ein paar andere Fahrer", wenn das Regelwerk angewendet wird. Sowohl Hamilton als auch Verstappen aber sahen keinen Grund zu einer Aussprache bezüglich des Verhaltens auf der Rennstrecke vor dem Rennen am Sonntag.

Die WM-Entscheidung im Free-TV

Dann die letzte Frage: Was Hamilton und Verstappen davon halten, dass das Formel-1-Finale in England und in den Niederlanden im Free-TV zu sehen sein wird.

Hamilton antwortete zuerst: "Ich wuchs damit auf, dass [die Formel 1] frei empfangbar war. Und ich weiß noch gut, wie ich vor Jahren eingeschaltet habe. Mir ist schon klar, dass sich die Welt in Sachen Pay-TV weitergedreht hat. Es ist aber toll, [dass das Finale frei zu sehen sein wird]."

"Besonders, wo doch aktuell Menschen so sehr von der Coronakrise betroffen sind. Manche haben ihre Arbeit oder ihre Unternehmen verloren. Da ist es doch schön, ein großartiges Geschenk an die Leute, dass sie den Sport verfolgen können, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, wie sie es wohl anschauen könnten."

Verstappen sagte: "Ja, genau wie bei mir. Natürlich. Schön, dass die Leute zuschauen können. Und für uns [in den Niederlanden] ist es umso besonderer, weil erstmals ein Niederländer die Möglichkeit hat, einen Titel zu gewinnen. Hoffentlich schalten viele Leute ein."

Fazit: Man würdigt sich keines Blickes

Und damit endete die virtuelle Pressekonferenz. Danach begaben sich Hamilton und Verstappen ins Fahrerlager, zu den dort wartenden TV-Crews, für weitere Interviews. Und so standen die beiden WM-Protagonisten praktisch Seite an Seite, mit etwas Abstand, aber jeder in seine eigenen Gespräche vertieft.

Was also haben wir aus dem ersten Aufeinandertreffen von Hamilton und Verstappen in Abu Dhabi gelernt? Eigentlich nicht sehr viel mehr als das, was wir ohnehin schon wussten.

Aber: Wichtig war, Hamiltons Meinung zum Zwischenfall in Dschidda zu erfahren, der ihm eine verbale Verwarnung durch Rennleiter Masi eingebracht hatte. Denn manche Beobachter hatten das als Beweis angeführt, dass auch Hamilton in dem Rennen über das Limit gegangen war.

Aufgefallen ist darüber hinaus: Die beiden Titelkandidaten haben sich keines Blickes gewürdigt. Die Spannung war greifbar. Gleichwohl sind beide respektvoll miteinander umgegangen und haben ihre Worte mit Bedacht gewählt.

Das war keine Überraschung. Denn in diesem entscheidenden Moment will natürlich keiner dem anderen extra Material an die Hand geben, das den Konkurrenten vielleicht dazu anstacheln könnte, im Qualifying das Extrazehntel oder im Rennen ein paar Zentimeter mehr zu finden.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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