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Helmut Marko über Colton Herta: "Deal ist noch nicht durch"

Colton Herta gilt als heißester Kandidat auf die Nachfolge von Pierre Gasly bei AlphaTauri, doch sein Formel-1-Debüt könnte an der FIA-Superlizenz scheitern

Helmut Marko über Colton Herta: "Deal ist noch nicht durch"

In der "Silly Season" der Formel 1 zeichnet sich der nächste Fahrerwechsel immer deutlicher ab. Pierre Gasly gilt als Wunschkandidat auf das zweite Cockpit bei Alpine, muss dafür aber von Red Bull aus seinem bestehenden Vertrag für 2023 entlassen werden. Und wenn er das wird, braucht AlphaTauri einen neuen Fahrer.

Als heißester Kandidat gilt der US-Amerikaner Colton Herta (22). Der fährt aktuell in der IndyCar-Serie für das Andretti-Team, war 2020 Dritter und 2021 Fünfter der Gesamtwertung und hat in seiner IndyCar-Karriere bereits sieben Rennsiege auf dem Konto. Außerdem ist er seit März 2022 Entwicklungsfahrer des McLaren-Formel-1-Teams.

Für Red Bull wäre ein talentierter Amerikaner vor einer Saison mit drei Grands Prix in den USA (Miami, Austin, Las Vegas) ein echter PR-Coup. Doch die Sache hat einen Haken: Herta hat die nötigen 40 Punkte für die FIA-Superlizenz nicht beisammen. Und ohne die darf er 2023 nicht Formel 1 fahren.

Helmut Marko glaubt jedoch nicht, dass das zum Problem wird: "Ich denke, wir können beweisen, dass er berechtigt ist", sagt der Red-Bull-Motorsportkonsulent gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Mal sehen. Der Deal ist noch nicht durch. Aber wir werden es versuchen. Wir sind Red Bull, und wir bei Red Bull sind mutig und werden mit ihm hoffentlich erfolgreich sein."

Fährt Herta ab Singapur alle Freitagstrainings?

Immerhin: Herta ist dazu berechtigt, Freitagstrainings in der Formel 1 zu bestreiten, und jeder Einsatz in einem Freitagstraining mit mindestens 100 Fahrkilometern bringt einen weiteren Superlizenzpunkt. Auf diese Weise könnte er, sollte ihn AlphaTauri ab Singapur durchgehend fahren lassen, sechs Punkte akquirieren. Was immer noch zu wenig wäre.

Rein theoretisch könnte die FIA für Herta auch eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Das gilt aber als unwahrscheinlich, zumal sich Teamchefs wie Frederic Vasseur (Alfa Romeo) oder Günther Steiner (Haas) bereits öffentlich dagegen ausgesprochen haben. Und auch Formel-1-CEO Stefano Domenicali hält es für keine gute Idee, das Punktesystem aufzuweichen.

"Der Sport muss sich an seine Regeln halten", sagt Domenicali gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Natürlich sind amerikanische Fahrer und auch andere Fahrer wichtig. Wenn er berechtigt ist, in die Formel 1 zu kommen, weil er die Punkte hat, dann sind das fantastische Neuigkeiten. Aber es gibt eine Leiter, die eingehalten werden muss, ein Protokoll, das es zu respektieren gilt."

Domenicali unterstreicht, dass es seiner Meinung nach "das Richtige" ist, das Punktesystem für die Superlizenz nicht mit einer Ausnahmeregelung auszuhebeln, denn: "Man kann vielleicht darüber diskutieren, die Regeln neu zu schreiben. Dann können alle ihre Ansichten einbringen. Aber Stand heute sollten die Regeln so eingehalten werden, wie sie sind. Das ist meine Meinung."

Superlizenz: Was ist erforderlich?

Für die Formel-1-Superlizenz braucht es 40 Punkte. Gewertet werden die drei besten aus den letzten vier Saisons. Das schlechteste Saisonergebnis der vergangenen vier Jahre kann aufgrund einer Ausnahmeregelung wegen der Coronaviruspandemie gestrichen werden. Es zählen die drei besten Jahre.

Das Punktesystem für die Superlizenz ist komplex. Formel 2 und IndyCar sind mit je 40 Punkten für den Meister am höchsten eingestuft. Gewinnt man eine der beiden Serien, benötigt man sonst keine Ergebnisse mehr. Der zehnte Platz in der IndyCar-Gesamtwertung, auf dem Herta aktuell liegt, bringt einen Punkt ein. Für P8 gibt es drei Punkte.

Herta schreibt für P7 in der IndyCar-Gesamtwertung 2019 vier Punkte an, 20 für P3 2020 und acht für P5 2021 - also insgesamt 32. 2022 wird als derzeit Gesamtzehnter voraussichtlich nicht in die Wertung kommen und könnte als Streichresultat gelten. Sechs Freitagseinsätze würden ihn auf 38 Punkte bringen. Immer noch um zwei zu wenig.

Wolff: Amerikaner ja, aber Regeln sind Regeln

Laut Toto Wolff wäre es zwar "großartig, einen Amerikaner in der Formel 1 zu haben", weil es der Popularität des Grand-Prix-Sports in einem der wichtigsten internationalen Märkte einen "Schub" verleihen würde. Aber der Mercedes-Teamchef schränkt ein: "Es hat ja einen Grund, dass es das Punktesystem gibt."

Er erklärt: "Wir wollen kein System, in dem du dir die Serien aussuchst, in denen die Konkurrenz am schwächsten ist und du die meisten Lizenzpunkte sammeln kannst. Ich denke, die Leiter mit Formel 4, Formel 3 und Formel 2 funktioniert für Europa."

"Vielleicht", sagt er, "können wir uns die IndyCar anschauen, was das bedeutet, oder die Super Formula, ob die Punkteanzahl, die es dort zu holen gibt, richtig ist. Aber Regeln sind Regeln." Und er ergänzt: "Ich wünsche mir wirklich, dass die Amerikaner irgendwie auch genug Punkte holen können, um es in die Formel 1 zu schaffen."

Weitere Co-Autoren: Jonathan Noble. Mit Bildmaterial von IndyCar Series.

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