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Heute vor 38 Jahren: Als Verkehrsrowdy Andrea de Cesaris die Führung verlor

Weil er seine Faust in Richtung eines Gegners streckt, verliert Andrea de Cesaris 1982 die Führung in Long Beach - Es soll für den Italiener aber noch schlimmer kommen

Heute vor 38 Jahren startete Andrea de Cesaris in Long Beach seinen einzigen Grand Prix von der Pole-Position aus. Womöglich hätte die Karriere des Italieners eine andere Richtung einschlagen können, hätte er diese auch in einen Sieg umgemünzt. Doch ein kurzer Anfall von Verkehrsrowdytum kostete ihm die Führung, und am Ende landete er noch in der Mauer - wie so oft.

Stattdessen wurde das Rennen zu einem denkwürdigen ersten Comeback-Sieg von Niki Lauda. Also ausgerechnet jenem Fahrer, der de Cesaris bei McLaren ersetzt hatte. Dieser Sieg rechtfertigte die Entscheidung von Ron Dennis, Lauda aus dem Rücktritt zu locken, und brachte den Österreicher auf den Pfad zu seiner dritten Weltmeisterschaft ein paar Jahre später.

De Cesaris trat während seiner Karriere zwischen 1980 und 1994 bei 208 Grands Prix an und fuhr dabei für nicht weniger als zehn verschiedene Teams: Alfa Romeo, McLaren, Ligier, Minardi, Brabham, Rial, Scuderia Italia, Jordan, Tyrrell und Sauber.

Er konnte machen, was er wollte: Seinen wilden Ruf aus der ersten vollen Saison mit McLaren 1981 wurde er nie ganz los. Damals stellte eine Reihe von Unfällen die Stärke des MP4-Chassis von John Barnard und die Geduld des Teams auf die Probe.

Kein Platz mehr bei McLaren

Schon weit vor dem Ende der Saison startete Dennis seinen Plan, Lauda an Bord zu holen, sodass für de Cesaris 1982 kein Platz mehr war. Da de Cesaris aber die Unterstützung von Marlboro hinter sich hatte, war es keine Überraschung, als er zum anderen Team der Zigarettenmarke wechselte: Alfa Romeo. Schon Ende 1980 hatte er seine beiden ersten Formel-1-Rennen für Alfa bestritten.

Die größte Veränderung seit damals war die Verpflichtung des ehemaligen Ligier-Chefdesigners Gerard Ducarouge, der einen unmittelbaren Einfluss auf das einstmals marode Team hatte. Er brachte das neue 182-Kohlefaserchassis, was sich zusammen mit dem bewährten V12-Motor als ordentliches Paket herausstellte.

Niki Lauda

McLaren holte Niki Lauda 1982 aus dem Ruhestand zurück

Foto: LAT

Beim ersten Rennen in Südafrika mussten de Cesaris und Teamkollege Bruno Giacomelli noch mit dem alten Auto vorliebnehmen. Das erste Rennen mit dem neuen Auto in Brasilien war ebenfalls ergebnislos.

Doch beim dritten Rennen in Long Beach war der Alfa von Beginn an schnell. Giacomelli belegte im ersten Freien Training Rang zwei, de Cesaris Rang sechs. Aufgrund einiger Probleme wurden sie im Freitagsqualifying nur Zehnter und Zwölfter, aber als es am Samstag drauf ankam, lief für de Cesaris alles zusammen.

Überraschend zur Pole-Position

In den Schlussminuten des letzten Qualifyings fuhr Lauda eine typische saubere Runde und schien die Pole schon sicher zu haben. Die TV-Crews versammelten sich bereits um ihn, als es plötzlich eine unerwartete Veränderung an der Spitze der Zeitenmonitore gab. De Cesaris holte sich die Pole-Position, 0,120 Sekunden vor dem Mann, der ihn ersetzt hatte.

In Tränen aufgelöst kehrte er in die Boxengasse zurück, wo bereits Partystimmung im Alfa-Lager herrschte. Der Preis umfasste damals einen besonderen Pokal, 1.000 US-Dollar, eine Flasche Branntwein und einen Rasierapparat.

Bruno Giacomelli, Alfa Romeo, und Andrea de Cesaris, Alfa Romeo mit Gerard Ducarouge

Bruno Giacomelli, Alfa Romeo, und Andrea de Cesaris, Alfa Romeo mit Gerard Ducarouge

Foto: Sutton Images

Für Ducarouge war es ein großer Moment, nachdem er im Jahr zuvor von Ligier entlassen worden war. Und auch die Leute von Marlboro waren glücklich: Nicht nur, dass ihr Vertrauen in Lauda gerechtfertigt war, jetzt hatten sie auch zwei konkurrenzfähige Autos an der Spitze des Feldes.

Kurz herrschte Panik, weil ein unmarkierter Reifen verwendet worden sein soll, nachdem de Cesaris die Mauer streifte und einen Ersatzreifen brauchte. Doch ein Marshall gab einen Fehler zu und alles war gut.

Lauda spricht vor Start mit de Cesaris

Mit 22 Jahren war de Cesaris damals der jüngste Pole-Mann aller Zeiten. Der Rekord sollte erst 1994 von Rubens Barrichello gebrochen werden. "Ich möchte nicht an die erste Runde denken", sagte er damals. "Sonst kann ich nicht schlafen."

Jetzt musste er im Rennen seinen Job erledigen. Lauda war wildentschlossen, die Führung zu übernehmen. Allerdings wusste er genau um den Ruf seines Gegners und wollte in der ersten Runde nicht mit diesem aneinandergeraten.

Rene Arnoux, Niki Lauda

De Cesaris blieb am Start in Long Beach in Führung

Foto: Motorsport Images

Lauda ging sogar soweit, dass er vor dem Rennen mit seinem Gegner sprach, um sicherzugehen, dass es in der ersten Kurve zu keinem Unfall kommen würde. Er stellte klar, dass er in Kurve 1 nichts versuchen würde, wenn er nicht von der Linie weg in Führung geht.

"In diesem Fall muss ich geduldig sein und darf es nicht übertreiben", sagte er Journalist Heinz Prüller vor dem Start. "Mit de Cesaris darf man kein Risiko eingehen."

Probleme beim Überrunden

Im Rennen kam der Pole-Mann gut weg und fuhr eine fehlerlose erste Runde, während Renaults Rene Arnoux von Rang drei auf Rang zwei kam. Lauda war Dritter vor Giacomelli. In der sechsten Runde wollte der zweite Alfa-Fahrer unbedingt nach vorne und überholte Lauda. Dabei fuhr er aber ins Heck von Arnoux und nahm sich und den Franzosen aus dem Rennen.

Lauda lag nun sicher auf Rang zwei, jedoch vergrößerte sich der Abstand zum Führenden auf 4,8 Sekunden, bevor er in Runde 13 wieder auf 2,8 Sekunden gesunken war. In der nächsten Runde verlor de Cesaris jedoch etwas Zeit beim Überrunden des Arrows von Brian Henton. Und plötzlich aus dem Nichts war Lauda an ihm dran und der Druck war groß.

Raul Boesel

Der Brasilianer Raul Boesel wurde zum Hindernis

Foto: Motorsport Images

De Cesaris schloss dann in der neuen Schikane am Anfang der Boxengasse auf den langsamen March von Raul Boesel auf und kam hinter dem Brasilianer fast zum Stehen. In der Linkskurve versuchte er es auf der Außenbahn, doch Boesel blieb auf seiner Linie und zwang de Cesaris dazu, außen zu bleiben.

Schließlich überholt er ihn doch im letzten Rechtsteil des Komplexes vor der Geraden, jedoch war er neben der Ideallinie und hatte Momentum verloren - und teilte Boesel genau mit, was er dachte.

Lauda nutzt Faustmoment aus

"De Cesaris überholt das langsamere Auto und gestikuliert mit der Faust in Richtung des Fahrers", sagt Lauda in seiner Autobiografie 'To Hell and Back'. "Ich sehe, dass er seine Hand zu einer Drohgeste erhebt und denke mir: Eigentlich sollte er jetzt den Gang wechseln."

"Ich höre das schreckliche Wimmern seines Begrenzers, als er 11.000 Umdrehungen erreicht. Ich ziehe neben ihn und mache einen großen Bogen um ihn. Du musst aufpassen, wenn du jemanden überholst, der so beschäftigt ist, seine Faust zu schwenken, dass er vergisst, den Gang zu wechseln."

Niki Lauda

Niki Lauda setzte sich vor de Cesaris in Führung

Foto: Motorsport Images

Lauda ging rechts vorbei und konnte am Ende der langen Boxengeraden vorn bleiben. Anschließend konnte er vom Alfa wegziehen, da sich de Cesaris - der erst seinen 19. Grand Prix fuhr - schwertat, durch den Verkehr zu kommen.

Trotzdem lag er noch auf dem starken zweiten Platz, als er in Runde 34 etwas Rauch in seinem Rückspiegel bemerkte - vermutlich von brennendem Plastik um die Bremsen. Er war jedoch so abgelenkt davon, dass er einen schweren Unfall baute und das neue Chassis abschreiben konnte.

Ein Unfall und verpasste Wiedergutmachung

Der Schaden an der Front war so enorm, dass er seinen Schuh verlor, als er aus dem rauchenden Wrack steigen wollte und pausieren musste, um ihn wieder anzuziehen. Es war ein trauriges Ende seines Arbeitstages, dennoch war man sich einig, dass er seinen Ruf aufpoliert hatte - außerdem war er an diesem Tag nicht der einzige Fahrer in der Mauer.

Lauda cruiste derweil unbeeindruckt an der Spitze und schonte sein Material in der Schlussphase. Am Ende lag er 14,6 Sekunden vor Keke Rosberg. Mit dem Sieg im erst dritten Rennen nach der zweijährigen Auszeit war Lauda zurück.

Andrea de Cesaris, Riccardo Patrese

Monaco 1982: Riccardo Patrese staubt den Sieg von Andrea de Cesaris ab

Foto: Motorsport Images

Nur wenige Wochen später bot sich de Cesaris in Monaco die Chance zur Wiedergutmachung. Er fuhr ein kontrolliertes Rennen und überstand sogar einen späten Schauer. Auto um Auto geriet in Probleme, sodass der Sieg am Ende näherkam, doch fehlender Sprit sorgte dafür, dass er seinen Alfa in der letzten Runde abstellen musste und Sieger Riccardo Patrese vorbeifuhr. Am Ende wurde er Dritter.

Es sollten noch andere gute Tage folgen: Im folgenden Jahr führte er zu Beginn in Spa und wurde in Deutschland und Südafrika Zweiter. Später in seiner Karriere schrieb er als erster Teamkollege von Michael Schumacher Schlagzeilen. Hätte sein Motor damals nicht den Geist aufgegeben, wäre er wieder auf dem Podium gewesen.

Der erste Sieg sollte aber nie kommen.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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