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Hitzige Diskussionen rund um den "Copygate"-Skandal gehen weiter

Keine Ruhe und neue Anschuldigungen in der "Copygate"-Affäre: Kritiker äußern Zweifel an der Darstellung von Racing Point, man habe auf Basis von Fotos kopiert

Seit dem FIA-Urteil in der "Copygate"-Affäre (15 WM-Punkte Abzug und 400.000 Euro Geldstrafe für Racing Point) mehren sich in der Formel 1 die Stimmen derjenigen, die Racing Point die Version, dass man den Vorjahres-Mercedes mit "Reverse-Engineering" auf Basis von Spionagefotos nachgebaut hat, nicht glauben.

Selbst bei McLaren, wo man aufgrund des Motorendeals ab 2021 eine gewisse Nähe zu Racing Points Technologiepartner Mercedes vermuten könnte, bestehen offenbar gravierende Zweifel an der Darstellung des Sachverhalts von Otmar Szafnauer (Racing Point) und Toto Wolff (Mercedes).

CEO Zak Brown hält es für "Bullshit, [...] dass sie das Auto mit Fotos kopiert haben", und Teamchef Andreas Seidl ist froh, dass man "endlich mit dem Märchen aufgeräumt hat, welches uns seit Monaten erzählt worden ist, dass jemand eine Vision hatte, eine große Kamera gekauft hat und mit den Fotos ein Auto gebaut hat, mit dem er um das Podium kämpfen kann".

Red Bull hat sich aus den öffentlichen Mätzchen bisher herausgehalten. Das ist erstaunlich, lässt Helmut Marko doch sonst kaum eine Gelegenheit aus, bei Mercedes Unruhe zu stiften. Doch der Österreicher hat seine eigene Agenda: Wenn Kundenautos durch ein FIA-Urteil legitimiert werden, könnte AlphaTauri kostensparend eine Red-Bull-Kopie einsetzen und damit konkurrenzfähig sein.

Marko behauptet: Kopieren nur mit Fotos ist unmöglich

Trotzdem beantwortet er die Frage, ob es seiner Meinung nach möglich sei, ein Auto nur auf Basis von Spionagefotos und 3D-Aufnahmen so nachzubauen, wie Racing Point das eigener Darstellung nach mit dem Vorjahres-Mercedes getan hat, im Interview mit 'motorsport.com' eindeutig: "Nein. Ganz klar nein. Da müssen mehr Details auf den Tisch kommen. Dafür würde man Zeichnungen und Details brauchen."

Markos Aussagen kommen zwei Tage nach einem kontroversen TV-Auftritt des ehemaligen Formel-1-Teamchefs Colin Kolles (unter anderem bei Force India, dem Vorgängerteam von Racing Point) bei 'SPORT1'. Auch Kolles sagt: "Von Fotos kannst du kein Auto kopieren. Es geht nicht nur um die Bremsbelüftungen. Es geht um das gesamte Konzept vom Auto. Es wird nicht einfach von Fotos abgekupfert."

Bereits vor der 'SPORT1'-Sendung wurde Wolff, zu dem Zeitpunkt noch in Barcelona, gefragt, an welchem Punkt die im Raum stehenden Vorwürfe gegen Mercedes für ihn zu weit gehen. Schließlich impliziert der Vorwurf, dass Racing Point nicht nur mit Spionagefotos abgekupfert hat, sondern auch mit Daten und womöglich sogar einem Windkanalmodell/Auto, dass auch Mercedes mitgespielt hat.

Wolffs Antwort ist eindeutig: "Wenn das Auto mit mehr als Fotos kopiert worden wäre, würden wir das ja wissen. Deswegen ist es aus meiner Sicht totaler Unsinn, dieses Argument zu verfolgen." Und er stellt klar: "Ich werde unsere Marke entschlossen verteidigen, sollte jemand diesen Weg einschlagen."

Günther Steiner, Toto Wolff

Günther Steiners Haas-Team hat dieser Tage Post von Mercedes bekommen

Foto: LAT

Nach Kritik von Steiner: Mercedes reagiert mit Schreiben

Günther Steiner hat das bereits zu spüren bekommen. Als Wolff in Silverstone daran erinnerte, dass auch Haas früher mit einer Ferrari-Kopie unterwegs gewesen sei, setzte er sich zur Wehr: "Ich glaube, da spricht das schlechte Gewissen. Mir kommt vor, Toto steht ziemlich mit dem Rücken zur Wand. Und jetzt versucht er, mit anderen Dingen abzulenken."

Kurz darauf ging bei Haas ein juristisches Schreiben von Mercedes ein, in dem Steiners kritische Aussagen aus Mercedes-Sicht richtiggestellt werden. Ein klares Indiz dafür, dass die Silberpfeile über die Medien geäußerte und in ihren Augen haltlose Vorwürfe gegen sich nicht kommentarlos auf sich sitzen lassen werden.

In der Eskalation von Vorwürfen und Gegenvorwürfen hat übrigens auch Wolff selbst schon ausgeteilt. Er sagte in Silverstone: "Voriges Jahr haben wir ein paar Mal erlebt, dass einer unserer Hauptgegner mit einer 3D-Kamera versucht hat, unser Auto zu scannen. Diese 3D-Kameras sind ganz schön groß. Trotzdem standen die in der Garage und außerhalb!"

Wen er damit meinte, verriet er nicht konkret, weil das ohnehin "offensichtlich" sei. Die Formulierung "Hauptgegner" impliziert aber, dass er damit nur entweder Ferrari oder Red Bull meinen kann. Marko versichert im Interview mit 'Motorsport-Total.com': "Wir waren das nicht." Und auch Ferrari lässt auf Anfrage ausrichten: "Wir haben das nicht getan."

Aus Maranello werden indes ebenfalls Giftpfeile in Richtung Brackley geschossen. Gegenüber dem italienischen Pay-TV-Sender 'Sky' lässt Teamchef Mattia Binotto ausrichten: "Das erste Urteil besagt, dass das, was Racing Point getan hat, illegal ist. Das ist ein Anfang. Stroll und Wolff sind vielleicht wütend, aber es liegt ganz eindeutig ein Regelverstoß vor."

Binotto setzt, wohlgemerkt augenzwinkernd, noch einen drauf, wenn er sagt: "Es ist wie in der Schule einen Test abzuschreiben. Es gibt diejenigen, die abschreiben - und diejenigen, die den anderen ihren Test geben, damit abgeschrieben werden kann. Ich glaube nicht, dass man dazu viel mehr sagen muss. Die Fakten sind klar."

Lawrence Stroll versichert: Noch nie im Leben betrogen

Racing-Point-Eigentümer Lawrence Stroll hat mitten in all dem Chaos in einer leidenschaftlichen Videobotschaft versichert, "in meinem Leben noch nie bei irgendwas betrogen" zu haben. Er wehrt sich: "Diese Anschuldigungen sind völlig inakzeptabel und nicht wahr. Meine Integrität - und die des Teams - stehen außer Frage."

 

Kolles wiederum fällt es schwer, die Darstellungen von Racing Point und Mercedes in der Angelegenheit zu glauben. Er sagt: "Die Welt wird für dumm verkauft. Das ist das Problem. Viele Leute, die sich mit der Formel 1 vielleicht nicht so auskennen, glauben diesen Schwachsinn und diese Märchenstunde auch noch."

Eine Meinung, mit der er nicht alleine dasteht. Auch Alain Prost, als Renault-Berater in der Diskussion natürlich nicht unbefangen, hat die Version, wonach der RP20 ganz legal entstanden sein soll, gegenüber 'auto motor und sport' ins Reich der Fabeln verwiesen: "Wir wissen alle, dass das nicht möglich ist. Selbst Leute, die das jetzt behaupten. Es funktioniert einfach nicht." Er unterstellt: "Wenn du einen Mercedes so detailgetreu nachbaust, brauchst du Hilfe von außen."

Und 'RTL'-Experte Christian Danner findet es "schon sehr dreist", was Racing Point gemacht hat: "Denn man muss sich immer eines vor Augen halten: Das Grundprinzip der Formel 1 besteht darin, dass jedes Team sein eigenes Auto baut. Natürlich ist immer mal was abgekupfert worden, aber sowas, was die da gemacht haben, ist einfach jenseits von allen den Dingen, die je passiert sind", sagt er in der gleichen 'SPORT1'-Sendung, in der auch Kolles aufgetreten ist.

Kolles findet die Entwicklung, dass die Formel 1 im Falle eines für Racing Point positiven Ausgangs des Berufungsverfahrens zu einer Kundenauto-WM werden könnte, gefährlich: "Damit wirst du abhängig von diesen Superherstellern", argumentiert er. "Dann gibt's nur noch die drei Hersteller, die die kleinen Teams in ihrer Hand haben. Und die müssen dann das machen, was die Großen sagen. Das ist ein massives Problem. Das unterschätzt man."

Das Rennen in Barcelona sei dafür eine eindringliche Warnung gewesen: "Erster Platz Hamilton. Zweiter Platz Verstappen. Was eine Ausnahme ist, weil Verstappen ein Ausnahmetalent ist. Platz drei war Bottas, Platz vier war Stroll, Platz fünf war Perez. Wenn es Verstappen nicht gibt, sind Platz eins bis vier für Mercedes geblockt ..."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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