Hoffnung für Deutschland-GP: Formel 1 mit Miami-Modell?
Kann der Große Preis von Deutschland über das Miami-Modell doch noch zustande kommen? Liberty kann sich vorstellen, ein neues Business-Modell zu implementieren
Foto: Steve Etherington / Motorsport Images
Die Formel 1 geht unter Liberty Media neue Wege - Wege, die unter der Führung von Bernie Ecclestone noch undenkbar gewesen wären. Und es sind Wege, die womöglich den Großen Preis von Deutschland retten könnten. Denn das "Miami-Modell" wäre für Chase Carey auch in Zukunft für andere Rennen denkbar. "Wir haben keine Angst vor dem Risiko, denn wir können es uns leisten", tönt er.
Das "Miami-Modell" unterscheidet sich signifikant von allem, was die Formel 1 kommerziell in der Vergangenheit getan hat: So würde, sofern das Rennen in Zukunft zustande kommt, Liberty Media selbst einen Anteil in der Vermarktung des Miami-Rennens erwerben. Die Formel 1 würde das Risiko eingehen, bei Rennen Verluste zu schreiben.
Fotos: Großer Preis von Deutschland 2018
Ecclestone hatte dieses Risiko stets auf die Veranstalter abgelegt und selbst hohe Summen kassiert. Die Veranstalter blieben im Falle von Verlusten alleine auf diesen sitzen. Ein Business-Modell, das lange funktioniert und der Formel 1 irre Einnahmen beschert hat, aber in Europa mehr und mehr an seine Grenzen stößt. Das Beispiel Silverstone lässt grüßen, wo man die Worte Careys ähnlich gespannt aufnehmen dürfte wie in Deutschland.
Neue Einnahmen ohne Knebelverträge?
Andererseits winken Liberty auch neue Einnahmen, sollte es gelingen, ein Rennen gewinnbringend zu veranstalten. Und das ohne die horrenden Antrittsgelder hinzubekommen, sollte kein Hexenwerk sein. Die Frage ist nur, ob sich zum Beispiel über Gewinnbeteiligungen bei Hotels zweistellige Millionenbeträge wie über Antrittsgelder verdienen ließen…
Chase Carey, Chief Executive Officer and Executive Chairman of the Formula One Group
Foto: Manuel Goria / Sutton Images
Doch darum geht es Carey nicht ausschließlich: Neben dieser Perspektive winken nämlich auch nicht-materielle Möglichkeiten. So will Liberty über das Miami-Rennen die Popularität der Formel 1 in den USA steigern. Und mit ihrer Marketing-Expertise könnte Liberty vielleicht auch in Deutschland noch mehr Leute zu einem Rennen bewegen.
"Ich glaube, die Leute begreifen nicht, dass diese Events deutlich mehr dynamische Aspekte beinhalten als nur Antrittsgelder", sagt der Formel-1-Chef und kritisiert damit indirekt seinen Vorgänger Bernie Ecclestone. "Es gibt die Komponenten Beherbergung, Sponsoren und noch weitere. Man muss sich ihren jeweiligen Nutzen einzeln ansehen. Welche ökonomischen Benefits sind sicher? Wir scheuen das Risiko sicher nicht, wenn es das wert ist. Wir können uns das leisten."
Miami-Modell bislang nicht einmal in Miami getestet
Natürlich sollen sich weder Hockenheim noch der Nürburgring Hoffnungen machen, in Zukunft das gesamte Risiko auf Liberty abwälzen zu können. "Wir gehen konservativ an diese Sache heran", tritt Carey die Euphoriebremse. "Wir werden unser Geschäftsmodell nicht radikal auf den Kopf stellen. Aber wenn die möglichen Einkünfte das Risiko wert sind, dann werden wir uns das anschauen."
In Deutschland wäre es vor allem die Dringlichkeit, die ein solches Experiment möglich machen würde. Der Vertrag ist ausgelaufen und zu den bisherigen Konditionen sind weder Hockenheim- noch Nürburgring bereit, weiter zu machen. Liberty könnte Deutschland so als Versuchskaninchen für das neue Modell hernehmen, schließlich hat man mit dem traditionsreichen Großen Preis von Deutschland eine relativ sichere Bank. Die Alternative für Liberty wäre, gar keinen deutschen Grand Prix zu haben. Die Amerikaner werden abwägen müssen, welches das geringere Übel ist.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass diese Möglichkeit in Erwägung gezogen wird. 2016 gab es Gerüchte, Ecclestone könnte das Hockenheim-Rennen für 2017 retten, indem er ein ähnliches Modell anwendet. Daraus ist jedoch nichts geworden. Auch, weil Ecclestone die Formel 1 kurze Zeit später an Liberty verkaufte. Und da lagen die Prioritäten erst einmal anders.
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